Fürs Restaurant Rosengarten im Coburger Kongresshaus wird ein neuer Pächter gesucht. Das ist aber nicht die einzige Herausforderung.
In dieser Woche war es ja endlich mal wieder so weit: Sonnenschein satt! Auch in Coburg strömten die Menschen sofort in die Cafés und Biergärten. Eine der vielleicht schönsten Schönwetter-Lokalitäten in der Vestestadt blieb allerdings leer: die Terrasse am Kongresshaus, von der aus man den Blick so schön durch den Rosengarten schweifen lassen kann.
Bereits seit einem Jahr hat das Restaurant Rosengarten seinen Betrieb stark eingeschränkt, öffnet nur noch nach Voranmeldungen für Familienfeiern, Firmen-Events und dergleichen. Was unverändert weiterläuft, ist das Standbein, welches ohnehin fast wichtiger sein dürfte: das Catering für sämtliche Veranstaltungen im Kongresshaus.
Doch schon bald stehen die nächsten Veränderungen bevor. Wirt Günther Bräutigam hört zum Jahresende auf und übernimmt das TSV-Sportheim in Unterlauter. Auf Tageblatt-Anfrage bestätigt er das, wollte sich zu den Gründen seines Abschieds nach immerhin 24 Jahren aber nicht äußern.
Auch der Vermieter gibt sich zurückhaltend. Stephan Horn, der Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, sagt nur: "Es ist richtig: Wir haben uns mit Herrn Bräutigam darauf geeinigt, dass der Vertrag zum Jahresende ausläuft." Ursprünglich war eine Zusammenarbeit bis Ende 2018 vereinbart.
Und wie geht's weiter? Wann beginnt die Suche nach einem neuen Wirt, der hoffentlich einen nahtlosen Übergang garantieren kann? Schließlich warten gleich im Januar mehrere Großveranstaltungen, allen voran die Prunksitzung der Narrhalla. Stephan Horn kündigt ein "geordnetes Ausschreibungsverfahren" an, "form- und fristgerecht". Ein genaues Anforderungsprofil werde es mit der Ausschreibung geben.
Karin Schlecht, die als Betriebsleiterin im Kongresshaus für das Veranstaltungswesen verantwortlich ist, äußert zumindest schon mal einen Wunsch: "Mir wäre ein Restaurant lieb, das auch die Terrasse belebt." Sie denkt dabei aber nicht nur an das "wunderbare Ambiente", das sich Besuchern dort biete, sondern auch an ihr eigenes Geschäft: "Wenn das Restaurant gut läuft, strahlt das positiv aufs Kongresshaus aus."
Das sagt Karin Schlecht bestimmt nicht ohne Grund: Denn das Kongresshaus könnte etwas "positive Ausstrahlung" durchaus gut gebrauchen. Die Auslastungszahlen stagnieren, und das wiederum hat auch Auswirkungen auf den Cateringbetrieb des Restaurants.
Also wer muss jetzt auf wen zuerst ausstrahlen, um alles wieder flottzubekommen? Als Karin Schlecht jüngst im Stadtrat ihren Businessplan für die nächsten Jahre präsentierte, kam der bei den Kommunalpolitikern nicht so gut an. "Wo sind die Visionen?", fragte etwa Hubertus Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (CSU). "Mir fehlt da was", stellte Petra Schneider (SPD) enttäuscht fest. Karin Schlecht verwies auf den "Renovierungsstau": Erst wenn das Kongresshaus wieder auf den technisch neuesten Stand gebracht und auch manch anderer Nachteil behoben sei, könnten in größerem Maße Neukunden für Veranstaltungen gewonnen werden.
Ja, da kommt auf Coburgs Politik mittelfristig eine spannende Frage zu: Soll noch einmal viel Geld ins bestehende Kongresshaus investiert werden oder wäre ein Abriss mit anschließendem Neubau sinnvoller? Das weckt Erinnerungen an das Tauziehen um die Interimsspielstätte fürs Landestheater: Angerhalle umbauen oder etwas Neues schaffen?
Apropos: Die Interimsspielstätte, die ja nun am Standort der jetzigen Angerhalle entsteht, birgt auch eine riesige Chance fürs benachbarte Restaurant Rosengarten. So schwierig das Geschäft mit dem Kongresshaus-Catering auch sein mag: Die mögliche Positionierung als heimliches "Theater-Restaurant" könnte potenzielle Interessenten auf den Geschmack bringen, sich die Ausschreibung demnächst etwas genauer anzuschauen.
"Soll noch einmal viel Geld ins bestehende Kongresshaus investiert werden oder wäre ein Abriss mit anschließendem Neubau sinnvoller?"
Vielleicht könnte man ja die Interimsspielstätte des Theaters nach deren Nutzung noch 1-2 Jahre weiter nutzen als Interimsspielstätte für das Kongresshaus und in der Zeit Kongresshaus samt Restaurant grundlegend sanieren oder besser noch - im Sinne einer Betriebskosteneinsparung - abreißen und neu bauen. Denn sowohl von außen wie auch innen sieht man dem Gebäude sein Alter an, da kann man noch so viel renovieren... Alleine schon die Heizkosten durch die großen, schlecht verglasten Fensterfronten wird kaum durch Einnahmen aus Veranstaltungen bezahlt bekommen
Wenn man wöllte und das ganze ordentlich macht, könnte man noch eine Tiefgarage und Tagungshotel mit planen, damit das Kongresshaus seinem Namen als Kongress-Haus auch gerecht wird. Noch weiter gesponnen könnte man das als Ausweichspielstätte für das Theater etablieren um dort Kosten zu sparen für Kurzzeitprojekte.
Eine Bitte, lieber Herr Horn: Bei einer Gastronomie handelt es sich um einen Betrieb, welcher vom Kunden nur dann angenommen wird, wenn dieser sich vom Vorhandenen absetzt. Wir haben in Coburg viele Gastronomieen in der Innenstadt, welche mit mindestens einem Auge auf den Tagesgast, sprich die Touristen schielen. Ich wage die Aussage, dass die Qualität - einige wenige Gastronomen mit Kochehre ausgenommen - dem schnellen Geld geopfert wird. Natürlich ist das legitim, aber für die Einheimische, welche schlussendlich den Grundumsatz bilden sollen, eher langweilig bis abstoßend.
Natürlich muss auch die Pacht für die Stadt Coburg stimmen, aber ist es nicht besser, mit etwas weniger Mietzins dem Starter das Leben zu erleichtern und dafür nicht alle paar Jahre in Umbauten investieren zu müssen? Die Frage, warum die Coburger diese wunderschöne Terrasse die letzten Jahre nicht angenommen haben, muss sich der scheidende Gastronom selber stellen. Ich für meinen Teil habe schon vor Jahren entschieden, dass mich das wunderbare Ambiente nicht alleine locken kann.
Der Wechsel ist auch die Chance auf einen Neustart, vielleicht kann hier der Grundstein gelegt werden, mit hochwertigen Zutaten fernab vom Touristenklientel eine gute und heimische Gastronomie zu etablieren, welche mit Hilfe der Stadt (keine überzogene Miete) auch ein Auskommen hat. Ich für meinen Teil würde mich freuen, schon bald guten und selbst in der Patisserie des Hauses hergestellte Kuchen und Kaffee auf der Terrasse genießen zu können.
das problem ist, dass eine bedarfsgastronomie eingerichtet werden müsste, denn allein schon aus personalgründen lässt sich so ein betrieb nicht wirtschaftlich führen, zumindest nicht mit stamm- und aushilfskräften bei ständig wechselnden anfordereungen. übrigens hat bisher noch jeder betreiber schiffbruch erlitten (Engel, Dr. Gawin usw.), allein schon weil er die kosten nicht auf die preise umlegen kann. also ein "koordinator" muss her, der eng mit der kongresshausleitung zusammenrbeitet. z.b., sein personal entsprechend einplanen kann. ein gastronom im üblichen sinn bringt's nicht. vielleicht sollte amn einmal einen fachmann wie ulrich schaller nach rat fragen?