Fehlende Parkplätze, die Konkurrenz des Online-Handels, hohe Mieten - besonders für inhabergeführte Geschäfte geht es ums Überleben. Aber ihre Lage ist nicht aussichtslos, wie in einer Podiumsdiskussion deutlich wurde.
So schlecht finden die Coburger ihre Innenstadt und die Einkaufsmöglichkeiten gar nicht. Das zumindest ergab eine Umfrage des FDP-Kreisvorstands. 70 Fragebögen waren zurückgekommen und ausgewertet worden. Bei diesem Ergebnis setzt Klaus Stieringer, Präsident des Berufsverbands Stadtmarketing und Citymanagement in Bayern, an. Er war Gast einer Podiumsdiskussion der Liberalen zum Thema "Einkaufserlebnis Innenstadt - Schluss mit dem Leerstand".
"Erzählen Sie überall, wie toll Ihre Stadt ist", sagte er. Das Problem, vor dem Coburg stehe, sei ein deutschlandweites. Aber in Franken gebe es eine Besonderheit: "Die ständige Kritik an der eigenen Stadt." Der gebürtige Bremer weiß, wovon er redet. In Bremen lobe jeder die Vorzüge seiner Heimatstadt. In Bamberg, wo er als Geschäftsführer des Stadtmarketings tätig ist, werde vor allem geschimpft.
Die neue grüne Wiese
Der Handel befinde sich aber überall in einem gravierenden Wandel. "Besonders die Jungen nutzen heute den Online-Handel. Der ist die neue grüne Wiese", stellte Klaus Stieringer fest. Hier gelte es anzusetzen. "Eine Stadt ist lebendig. Wir müssen es schaffen, von der virtuellen zurück zur Fleischwelt zu kommen." Oder: "Touristen suchen in einer Stadt nicht die großen Filialisten, sondern die besonderen inhabergeführten Läden."
Aber wie kann das Problem angepackt werden? Klaus Stieringer gestand ein, dass es dafür keine Patentrezepte gibt. Er sprach die vieldiskutierten Parkplätze in der Innenstadt an. "Machen wir uns nichts vor, die größte Einkaufstüte ist der Kofferraum", sagte er. Gerade in Bamberg sei die Parkplatzsituation katastrophal. Dennoch hätten 25 von 70 Coburgern in der Befragung angegeben, regelmäßig in die Domstadt zum Einkaufen zu fahren. Was ist der Grund dafür? Stieringer war der Überzeugung, dass es das Umfeld macht. Zum Beispiel wenig oder kaum Ladenleerstand. In Coburg ist der unübersehbar.
"Pop-Up-Stores" einrichten
Der Vorschlag des Bamberger City-Managers: "Pop-Up-Stores" einrichten. Das sind Läden, die kurzfristig angemietet werden können, um auszuprobieren, ob eine Geschäftsidee funktioniert, ohne sich über längere Zeit zu binden. "Auch temporäre Galerien sind ein Anziehungspunkt." Dafür sollten aber keine "tierisch hohen" Mieten verlangt werden.
Darüber hinaus biete Bamberg eine Reihe von großen Veranstaltungen, die in der gesamten Stadt gespielt werden - bei freiem Eintritt. Als Beispiele nannte er "Bamberg zaubert" und die Blues- und Jazztage. "Beides bringt der Stadt eine Menge Gäste und Umsatz", stellte er fest. Außerdem gebe es in der Sandstraße und der Austraße viel Erlebnisgastronomie. "Junge Leute fragen nicht nach Infrastruktur, die wollen Leben in der Stadt." Und dazu gehöre auch das Wohnen. "Passen Sie auf, dass die jungen Familien nicht wegziehen und Coburg ein Open-Air-Museum wird."
Nicht von heute auf morgen
Siegmar Schnabel, Hauptgeschäftsführer der IHK, verwies darauf, dass es auch in Coburg notwendig ist, studentisches Leben und junge Familien in die Stadt zurückzuholen.
Daran werde gearbeitet, versprach Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU). Sie erinnerte an das Integrierte Stadtentwicklungskonzept, das momentan fortgeschrieben werde. Und verwies auf die Ketschenvorstadt, in der die Kombination von Wohnen und Einkaufen eine bedeutsame Rolle spiele. "Die Nachfrage nach Wohnraum ist dort immens. Das Sanierungsgebiet ist inzwischen ein Magnet in der Innenstadt geworden."
Der vielgescholtene Steinweg sei ebenfalls Sanierungsgebiet, aber: "Es geht nicht alles von heute auf morgen", betonte Birgit Weber. Zur Parkplatzsituation sagte sie: "Der Versuch, im Parkhaus Post die erste Stunde kostenlos anzubieten, wird jetzt ausgewertet. Dann entscheiden wir, ob so auch in den anderen Parkhäusern der Wohnbau verfahren wird."
Steffi Cestone von der Aktionsgemeinschaft Zentrum Coburg und Siegmar Schnabel meinten, dass auch das Parken in den Seitenstraßen möglich sein sollte. Viele innerstädtische Parkplätze seien den Anwohnern vorbehalten. Schnabel plädierte wiederholt auch für eine Schlossplatz-Tiefgarage. Birgit Weber ist dieses Spannungsfeld durchaus bekannt. "Die Dinge ändern sich. Im Zuge des Verkehrsentwicklungskonzepts wird nach Lösungen gesucht."
In der Diskussion kamen die unterschiedlichen Öffnungszeiten der Einzelhändler zur Sprache. Während man bei den Filialisten bis 20 Uhr einkaufen könne, sei das in den inhabergeführten kleinen Geschäften kaum möglich - ein Nachteil, der kaum wettzumachen sei.
Auszug aus der Umfrage
Wie oft besuchen Sie die Innenstadt?38 antworten: mehrmals pro Woche
19: einmal pro Woche
13: weniger als einmal pro Woche
Kaufen Sie gern in der Innenstadt ein?62 antworten: ja
8 antworten:nein
Finden Sie die Parksituation ausreichend?42 antworten: nein
28: ja
Bevorzugen Sie inhabergeführte Geschäfte oder Filialisten?61 antworten: Inhaber
9: Filialisten
Wo parken Sie meistens?25 antworten: Parkhaus
15: Innenstadtparkplatz
13: Anger
Was könnte die Innenstadt attraktiver machen?1. kostenfreie (Kurzzeit-)Parkplätze
2. Mietpreise der Läden reduzieren
3. Steinweg als Einbahnstraße freigeben
4. einheitliche Öffnungszeiten
für Wohnen in der Innenstadt aus.
Und die Coburger "Spezialisten" beklagen die Anwohnerparkplätze....
Wozu lädt man Gäste von außerhalb ein, wenn man eh nicht zuhört?