Coburg investiert in Ausbildung

3 Min
Jugendliche bei einer Berufsmesse in Coburg im April: Viele junge Flüchltinge sind hochmotiviert, eine Ausbildung zu ergreifen. Die Berufsintegrationsklassen an der Berufsschule sollen ihnen das nötige Basiswissen vermitteln. Foto: Dominik Buckreus/CT-Archiv
Jugendliche bei einer Berufsmesse in Coburg im April: Viele junge Flüchltinge sind hochmotiviert, eine Ausbildung zu ergreifen. Die Berufsintegrationsklassen an der Berufsschule sollen ihnen das nötige Basiswissen vermitteln. Foto: Dominik Buckreus/CT-Archiv

Das Wichtigste ist Deutsch: Ohne ausreichende Sprachkenntnisse haben junge Flüchtlinge keine Chance auf einen Schulabschluss.

Seit zwei Jahren sammeln die beruflichen Schulen in Coburg Erfahrungen mit jungen Ausländern, die teilweise ohne Sprachkenntnisse in die Schulen kommen. Für die jungen Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine und anderen Ländern mussten neue Schulkonzepte gefunden werden. Wenn sie zwischen 16 und 21 Jahren alt sind, unterliegen sie der Berufsschulpflicht. In den Berufsintegrationsklassen sollen sie über zwei Jahren so weit qualifiziert werden, dass sie eine Ausbildung antreten können.

Die deutsche Sprache sei dabei der Schlüssel zu allem, sagte Rolf Sander, der stellvertretende Leiter der Berufsschule I am Dienstag im Kultur- und Schulsenat. Daneben stehen im Stundenplan Rechnen und Kultur: "Einkaufen und Verkehrserziehung" fallen darunter, denn den jungen Menschen sei vieles im deutschen Alltag fremd.

Neben den staatlichen Angeboten, die sich "Berufsintegrationsvorklasse" und "Berufsintegrationsklasse" nennen, gibt es weitere wie das der IHK: Sie will ab dem nächsten Schuljahr eine verlängerte Ausbildung anbieten. Im ersten Jahr besuchen die jungen Leute Vollzeit die Berufsschule, ab dem zweiten Jahr sollen sie in die Fachklassen ihrer Ausbildungsrichtung wechseln können und mit dem ersten Lehrjahr beginnen. Allerdings erfordere dieses Modell, dass die Schüler schon entsprechende Vorkenntnisse in Deutsch und anderen Fächern haben, sagte Sander.

113 Schüler haben in diese Schuljahr die verschiedenen Ausbildungsgänge in den beiden Berufsschulen sowie der Wirtschaftsschule besucht. Wie Sander berichtete, haben alle 17 Schüler der Berufsvorbereitungsklasse eine Lehrstelle gefunden. Fünf von ihnen schafften auch den Qualifizierenden Hauptschulabschluss, ein Kandidat sogar mit 1,55.

Wie Sander sagte, stehen ab dem nächsten Schuljahr insgesamt 140 Plätze in den verschiedenen Integrationsangeboten der Berufsschulen zur Verfügung. 64 davon seien derzeit noch frei. Wie hoch aber der Bedarf tatsächlich sei, könne derzeit noch niemand sagen, räumte Sander ein. Sicher scheine nur, dass die Plätze an den beruflichen Schulen nicht für alle ausreichen werden, die der Berufsschulpflicht unterliegen. Drittem Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) zufolge leben allein schon rund 160 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Stadt und Landkreis Coburg, die vom Alter her der Berufsschulpflicht unterliegen. Da sind diejenigen, die mit ihren Familien hier sind, noch gar nicht eingerechnet.

Gerade für die Jüngeren unter ihnen, die 15- bis 17-Jährigen, unterbreiten auch die Mittelschulen Angebote. So soll es ab nächstem Schuljahr in der Heilig-Kreuz-Schule eine "9ÜBE-Klasse" geben, eine "Übergangsklasse für Jugendliche mit Fluchthintergrund". Als offene Ganztagsklasse will sie es den Schülern ermöglichen, ihren Mittelschulabschluss an einer Schule zu machen, die sie bereits kennen.

An der Rückertschule gibt es eine gebundene Ganztagsklasse für Jugendliche mit Flucht- oder Migrationshintergrund. Von diesen Klassen sollen die Schüler so schnell wie möglich in die ihrem Alter entsprechende Regelklasse wechseln. SchulleiterManfred Greiner-Gunzenheimer plädierte dafür, die Möglichkeit der Schulzeitverlängerung an Mittelschulen zu nutzen, um die jungen Flüchtlinge so lange wie möglich in der vertrauten Schulumgebung zu lassen. "Wir können es pädagogisch nicht verantworten, alle in die Berufschule zu schicken." Allein aus der Rückert-Mittelschule müssten zum Schuljahresende 46 Jugendliche an die Berufsschule wechseln.

Ob die 9ÜBE-Klassen eingerichtet werden, entscheidet sich erst beim "Runden Tisch Übergangsklassen" am Montag, wenn - so die Hoffnung - ein Überblick vorliegt, wie viele Schüler über 15 Jahren mit Fluchthintergrund untergebracht werden müssen.

Der Kultur- und Schulsenat stimmte sowohl der Einrichtung der 9ÜBE-Klasse als auch der Ganztagsklasse an der Rückertschule und den drei Berufsintegrationsklassen an der Berufsschule zu. Wenn alle zustande kommen, muss sich die Stadt mit insgesamt 15 500 Euro an der Finanzierung dieser Angebote beteiligen.


Rund 300 000 Euro für Schülerbetreuung

Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) sprach im Kultur- und Schulsenat "von einem stolzen Betrag, der sich sehen lassen kann": Rund 300 000 Euro wendet die Stadt jedes Jahr auf, um die verschiedenen Ganztags- und Betreuungsangebote an den Schulen zu finanzieren. So wird es allein an den Grundschulen im nächsten Schuljahr 34 Gruppen in der Mittagsbetreuung geben.

Mittagsbetreuung ist dabei ein dehnbarer Begriff: Die Betreuungszeit kann - je nach Schule und Gruppe - von 14 bis 17 Uhr reichen. Gerade in den kleineren Einrichtungen wie der Lutherschule oder der Grundschule Creidlitz würden fast alle Kinder das Betreuungsangebot in Anspruch nehmen, sagte Kerstin Lindenlaub vom Amt für Schulen und Bildung. Je nach Angebot fallen die Zuschüsse der Stadt für die Betreuungsgruppen unterschiedlich hoch aus. Sie summieren sich auf rund 99 200 Euro.

Für die offenen Ganztagsschulen muss die Stadt einen pauschalen Festbetrag von 5500 Euro je Gruppe leisten. Diese Gruppen gibt es an allen vier Gymnasien, der Heiligkreuz-Mittelschule und der Realschule CO I; insgesamt sind es im nächsten Schuljahr 16 (bisher 17). Bei den offenen Ganztagsschulen organisiert ein sogenannter freier Träger die Betreuung der Kinder. Anders sieht es bei den gebundenen Ganztagsschulen aus: Hier organisieren die Schulen einen ganztägigen Unterricht im festen Klassenverband. Diese Ganztagsklassen gibt es an der Melchior-Franck-Schule (4), der Heimatringschule (4), der Rückert-Mittelschule (7), der CO I (3) und am Ernestinum (2). Insgesamt gibt die Stadt für die Ganztagsangebote an weiterführenden Schulen rund 200 000 Euro aus.