Der Blick auf die Preise an der Zapfsäule sorgt aktuell für Wut und Frust bei vielen Dieselfahrern. Denn trotz gesunkenem Ölpreis müssen sie immer mehr bezahlen. Ein Coburger Tankstellenpächter spricht Klartext zu dem Thema.
- Coburg: Dieselpreise steigen immer weiter - Marke Ende Juni deutlich überschritten
- Rohölpreis deutlich gesunken - ADAC kritisiert "überteuerten" Sprit
- Tankstellenpächter aus Coburg äußert Verdacht
- "Die Leute haben nichts mehr": Betreiber schildert Verzweiflung an Zapfsäule
Es sind keine angenehmen Zeiten für die Autofahrer, die zu Hans-Joachim Büttner an eine Zapfsäule der Walther-Tankstelle in Coburg vorfahren. Insbesondere für diejenigen, deren Auto einen Dieselmotor hat. "Aktuell liegen wir hier zwischen 2,15 Euro und 2,20 Euro für den Liter", sagt Tankstellenpächter Büttner gegenüber inFranken.de am Dienstagnachmittag (25. Oktober 2022). Neuesten Berechnungen des ADAC zufolge gehen die Preise für Diesel gerade durch die Decke, der Unterschied zu Benzinkraftstoffen wie E10 ist massiv. Aber woran liegt das eigentlich?
Diesel kostet 21 Cent mehr als E10 - ist Heizöl-Nachfrage schuld?
Knapp 21 Cent mehr als für E10 mussten Autofahrer deutschlandweit am 19. Oktober 2022 hinlegen, so der ADAC in einer Pressemitteilung. "Diesel ist damit fast so teuer wie unmittelbar nach dem Auslaufen des Tankrabatts Ende August", heißt es darin. Dabei fielen auf einen Liter Diesel "gut 20 Cent weniger Energie- und Mehrwertsteuer" an, erklärt der ADAC und spricht von einer "Überteuerung".
Das sieht auch Büttner so, der gerade zusätzlich mit dem Problem zu kämpfen hat, dass der Dieselpreis in Coburg im Vergleich zum Umland zwischen 5 und 10 Cent pro Liter mehr koste. Dies löse bei vielen Kunden Fragezeichen aus, weil sie eh schon tief in die Tasche greifen müssten. "Die Leute haben nichts mehr, der Geldbeutel ist leer", sagt Büttner. Die außergewöhnliche Preissituation liege wohl daran, dass "der Computer anhand bestimmter Referenztankstellen die Preise automatisch berechnet".
Zwar gehe er davon aus, dass dies nur ein vorübergehendes Phänomen sei. Schwerwiegender, auch mit Blick auf den Winter, seien allerdings die regional unabhängigen hohen Spritpreise, besonders beim Diesel. "Ich habe keine sichere Erklärung dafür, nur ein Bauchgefühl", sagt er. Sein Verdacht: "Ich glaube allerdings, dass Heizöl verkauft werden soll." Sowohl in der Industrie als auch im Privatbereich ist die Nachfrage nach Heizöl momentan riesig, weil Gas exorbitant teuer geworden ist.
Coburger Tankstellenpächter: Kunden tanken am Monatsende nur noch nach
"Da wäre es natürlich sinnvoll, auch den Heizölpreis künstlich oben zu halten, gerade zu dieser Jahreszeit", so Büttner. Heizöl und Diesel sind sich in ihrer Zusammensetzung sehr ähnlich - und werden beide bei der Destillation in den Raffinerien als sogenanntes Mitteldestillat gewonnen. Wo mehr Heizöl produziert wird, kann gleichzeitig weniger Diesel hergestellt werden. Auch der ADAC spricht von einer "jahreszeitlich bedingten stärkere Heizölnachfrage" als Mitursache.
Wie das Nachrichtenmagazin Stern im August berichtete, ist der Diesel-Verbrauch in Deutschland und Europa schon seit langer Zeit deutlich höher als die Menge Diesel, die in Raffinerien gewonnen werden kann. Weil vor dem Ukraine-Krieg große Mengen Diesel aus Russland importiert wurden, gebe es jetzt zusätzlich einen Mangel, so das Magazin. In den Raffinerien sei es gleichzeitig schwierig, die Produktion auf mehr Diesel umzustellen. Währenddessen sind die Benzinpreise laut ADAC leicht gesunken - wenn auch "bei weitem nicht ausreichend", so die Kritik an den Mineralölkonzernen.
Hmm, nein, da irrt ihr euch bestimmt. Die Preise können doch garnicht steigen. Es kann nämlich nicht sein, dass die bösen "Querdenker", wie man neuerdings alle konservativ eingestellten Menschen nennt, mit ihren Warnungen vor einer drohenden Kostenexplosion nach der Wahl richtig lagen. Und falls sich der kleine Bürger die Fahrt zur Arbeit doch irgendwann nicht mehr leisten kann, ist halt ganz einfach der Russe schuld. Dass der Liter Diesel in Polen gerade 1,66€ und in Ungarn 1,63€ kostet - egal. Die Großkonzerne brauchen ja ihren Gewinn, damit sie entsprechend schön Steuern zahlen können. Da darf man nicht ran. Deutschland hat ja bekanntlich etwas erhöhte Ausgaben in letzter Zeit, obwohl die eigene Bevölkerung darbt, das muss ja auch irgendwie finanziert werden.
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Reines Gewinn abschöpfen der Raffinerien. Man nimmt einfach, was geht, bis die Nachfrage zusammenbricht, weil sich keiner mehr Sprit leisten kann. Mittlerweile ist man ja seitens der Konzerne auch gar nicht mehr groß daran interessiert, die Begründungen für die hohen Preise zu liefern. "Is halt so". Heizölhamstern wird schon seit über einem halben Jahr als Begründung angegeben. So langsam sollte auch der letzte Tank voll sein. Und was soll die Behauptung, die Leute würden wegen des hohen Gaspreises jetzt vermehrt Heizöl nutzen? Wie soll das gehen? Ich kann in der Gastherme kein Heizöl verfeuern, geschweige denn, dass man einen Öltank hätte. Dann hätten ja im letzten halben Jahr massiv Ölheizungen eingebaut werden müssen. Aber von wem? Man hat ja vorher schon ein Jahr und länger auf den Heizungsbauer gewartet. Nein, es geht einfach nur darum, mitzunehmen was geht. Noch sind 90% der Bevölkerung auf's Auto angewiesen und das wird schlichtweg schamlos ausgenutzt. Der Rohölpreis (Brent) liegt ungefähr auf dem Niveau von 2009 bis 2014. Damals kostete der Liter Diesel knapp 1,50€ und E10 knapp 1,60€. Zieht man die Energiesteuer von 47ct ab, ergeben sich 1,03€ vs. 1,73€ (aktuell 2,20 €/l Diesel) und damit 70% Preisaufschlag gegenüber 2012 bei gleichen Rohstoffkosten.
Interessant ist auch, dass die Fa. Walther an ihren eigenen Tankstellen so unterschiedliche Preise für Diesel und Benzin verlangt. Anscheinend wollen die so viel wie möglich herausholen und der Pächter bekommt den frust ab.