Wie "Die Wandervögel" aus Wien bei ihrem Gastspiel bei den Musikfreunden Volkslieder und jiddische Melodien erfrischend neu interpretieren.
Sie brauchen keine Lautsprecher und keine Mikrofone, sie brauchen keine funkelnde Lichtershow und keine billigen Effekte - sie setzen sich einfach auf die kleine Bühne droben im Saal des Münchner Hofbräus in Coburg, greifen zu Geige, Gitarre und Mandoline und singen schnörkellose Lieder.
"Die Wandervögel" nennt sich ein junges Musikantentrio aus Wien, dessen Coburg-Debüt zugleich ein Debüt für die traditionsreiche Gesellschaft der Musikfreunde war - der Auftakt der neuen Reihe "Green Line".
Alte Lieder, die unvermutet neu klingen, neue Lieder, die klingen, als stammten sie aus dem Zupfgeigenhansl-Repertoire - "Die Wandervögel" mischen ungeniert, was im ersten Moment scheinbar gar nicht zusammen passen will und am Ende doch verblüffend gut harmoniert.
Neues Leben einhauchen
Die Kunst dieser musikalischen Wandervögel - sie ist die Kunst, scheinbar alten Liedern ganz selbstverständlich neues Leben einzuhauchen. Dabei ist das, was scheinbar volksliedhaft eingängig daher kommt, oft alles andere als harmlos. Sie singen von Außenseitern und Heimatlosen, von Soldaten, die keine Soldaten sein und schon gar nicht andere Menschen nur deshalb erschießen wollen, weil sie andere Uniformen tragen.
Weinselig bis politisch
David Stellner (Gitarre, Gesang), Bryan Brenner (Mandoline, Gesang, Gitarre) und Raphael Widmann (Geige, Gesang) mischen jiddische Lieder mit Wiener Liedern. Sie singen weinselige Wirtshaus-Lieder und politische Lieder, deren Vortrag am Anfang des vergangenen Jahrhunderts noch schnurgerade ins Gefängnis führten, sie singen von Moorsoldaten und Trüffeldieben.
Faszinierend ausdrucksvoll
Vor allem aber beherrschen sie die nur vermeintlich leichte Kunst, vertraute Melodien wunderbar schlicht und doch zugleich faszinierend ausdrucksvoll zu singen. Seiner erst vor zwei Tagen gebraucht gekauften Mandoline ("für nur 80 Euro - das ist fast geraubt") entlockt Bryan Brenner zauberhaft zarte Klänge, Raphael Widmann lässt seine Geige sehnsüchtig und erinnerungsvoll singen, David Stellners Gitarre gesellt sich bald grundierend, bald vorwärts treibend dazu.
Zwei Zugaben erklatscht
Und das Publikum singt nicht nur zwischendurch freudig mit, sondern erklatscht sich am Ende noch zwei Zugaben.