Der Museumsdiebstahl in Eichstätt lässt auch Museumsdirektor Sven Hauschke nicht kalt. Trotzdem ist er dagegen, alle Exponate hinter Glas zu verschließen .
Aus einem Eichstätter Museum wurden wertvolle Exponate gestohlen. Die Diebe schlugen mitten am Tag während der Öffnungszeiten Vitrinen ein. Ein Alptraum für jeden Museumsdirektor - so auch für Sven Hauschke. Er leitet dieKunstsammlungen der Veste Coburg und das Europäische Museum für Modernes Glas in Rödental. "Wir hatten eine Dienstbesprechung über den Vorfall. Natürlich sensibilisiert so eine Tat immer, aber unsere Abteilungen sind bereits optimiert", sagt er.
Am Tag setzt er auf aktiven Diebstahlschutz, in der Nacht auf passiven - und darüber hinaus kann er auf einen ganz natürlichen Schutz vertrauen.Denn in der Burganlage seien die Exponate der Kunstsammlungen genau am richtigen Ort. Von historischen Münzen, über Gemälde und Waffen bis hin zu Kutschen ist hier alles sicher verwahrt: "Bei der Veste haben wir das Glück, dass sie oben auf einem Berg liegt und von hohen Mauern umringt ist, die noch keiner bezwungen hat", erzählt der Direktor. Auch das große Tor wird immer abgeschlossen.
Passive und aktive Sicherung
Auf die sicheren Burgmauern allein möchte er sich natürlich nicht verlassen. "In den letzten zwanzig bis dreißig Jahren wurde viel in den passiven Diebstahlschutz investiert", erklärt er. Während früher ein Wächter nachts durch das Museum ging, wurden mittlerweile Alarmanlagen und Bewegungsmelder installiert, die direkt an das Polizeinetz angeschlossen sind. Auch das Glasmuseum in der Rosenau ist gesichert. "Die Lage ist etwas abgelegen im Park, aber auch dort ist es sicher, denn die Alarmanlagen sind rund um die Uhr mit der Polizei verbunden."
Die moderne Technik allein reicht dem Museumsdirektor aber nicht aus. "Im Fall Eichstätt wurde zwar mit Kameras überwacht, aber es war kein Aufsichtspersonal mit im Raum", sagt Hauschke. Im Gegensatz dazu wird in seinen Museen während der Öffnungszeiten zusätzlich auf das wachsame Auge des Aufsichtspersonals gesetzt. "Das ist dann quasi die aktive Diebstahlsicherung. Ein Aufseher hat zwei bis drei Räume, die er permanent überwacht", erklärt der Direktor. Allein die Tatsache, dass der Aufseher als solcher kenntlich im Raum steht, bewirke einiges: "Da benimmt sich das Publikum ganz anders." Die Besucher würden dann beispielsweise von vornherein gar nicht erst versuchen, ein Objekt unerlaubterweise zu berühren.
Nicht alles ist verschlossen
Anfassen ist verboten - dennoch sollen die Exponate nicht weggesperrt werden. "Wir sind als Museum prädestiniert, Originale zu zeigen und sie zu schützen", stellt Hauschke klar: "Allerdings wollen wir sie auch erlebbar machen." Wenn man ein Exponat, das bereits diebstahlsicher ist, zusätzlich in eine Glasvitrine stecken würde, "dann geht viel von der Unmittelbarkeit verloren".
Er müsse immer abwägen, ab wann ein Verschluss hinter Sicherheitsglas nötig ist. In den Kunstsammlungen sind Gemälde mit Kabel und Draht an der Wand befestigt, damit sie nicht einfach abgehängt werden können. Deshalb sei eine zusätzliche Sicherung unnötig. Auch die Größe der Exponate ist hierbei von Bedeutung, "denn der Pferdeharnisch ist zum Beispiel so groß, dass der bei einem Diebstahl nicht einmal durch die Tür passen würde".
Im Glasmuseum wird seine Philosophie noch deutlicher. "Wir haben viele Exponate die frei stehen, um den Besuchern das Erlebnis zu ermöglichen. Für manche ist das zunächst ungewöhnlich, dass so viel frei steht", erzählt er. Wenn es da Probleme gibt, dann nur, weil die Besucher die Kunstwerke anfassen.