Die aus Coburg stammende Ella Danz begleitet ihren aus Rödental stammenden, doch lange schon an der Ostsee lebenden Polizeihauptkommissar durch einen neuen Mordfall. 13 andere fränkische Autoren versauen uns die Kirchweihfreuden.
Bigglhard war es ja heuer schon auf dem Sektor des Frankenkrimis. Der Volker Backert kannte, was die Realitätsnähe anbelangt, mit seiner Crystal meth- und Snuff-Video-Story keine Gnade ("Hardrock"). Beim Helmut Vorndran wissen wir immer noch nicht, worum es eigentlich geht in seinem neuen Krimi ("Habakuk"). Die Schmöe ließ beim Bamberger Weltkulturerbe-Lauf ums Leben rennen ("Zuträger"). Und jetzt hat sich auch noch die Ella Danz gemeldet: Schockschwerenot.
Jetzt aber mal langsam, nicht nur im übertragenen Sinne. In den Kriminalromanen der aus Coburg stammenden, heute in Berlin lebenden Autorin ging es ja schon immer anders zu, nicht genre-gerecht, gemächlicher. Obwohl es ihre Mords-Storys durchaus auch in sich haben. Ella Danz folgt ihrem "aus einem kleinen Rödentaler Dorf" stammenden Ermittler Schorsch Angermüller, den es der Liebe wegen an die Ostsee verschlagen hat, vor allem in den Alltag, den kriminaltechnischen, genauso aber in den Lebensalltag und da besonders in den Lebensmittel-Alltag. Kriminalhauptkommissar Angermüller ist nämlich leidenschaftlicher Esser und ebensolcher Koch. Zuerst ist das natürlich die Autorin. Ella Danz ist Mitglied bei Slow Food und will Essenskultur stärken und den Sinn für originale Nahrungsmittel, deren Herkunft, Qualität und alles was damit zusammenhängt bis zum genussreichen Mahl. - Und deshalb schreibt sie Krimis? Ist das nicht skurril? Sind das überhaupt Krimis? Dochdoch, andere halt, "Gourmetkrimis" sozusagen, inklusive ausführlichem Rezeptteil im Anhang.
Ein guter Bekannter Wen das nicht interessiert - der kann ja weg bleiben, braucht nicht mit in die Kurklinik am Ostseestrand zu gehen, wo erst die verhasste Verwaltungsdirektorin, einen Tag später auch der Chefarzt, der ein Verhältnis mit ihr hatte, tot in ihren Büros liegen. Maren Seemann hatte eine schwere Kiwi-Allergie. Wer hat ihr denn das falsche Müsli hingestellt? Und was hatte es mit den toten Kindern in der Düsseldorfer Klinik auf sich, in der die beiden Ermordeten gemeinsam früher angestellt waren. "Schockschwerenot" also, wie der neue Danz-Krimi heißt.
Genauso stark wie das Mords-Thema interessieren bei Ella Danz die Lebensumstände des mittlerweile 42-jährigen Georg Angermüller, der jetzt getrennt lebt von seiner Astrid. Nach 17 Jahren in der Fremde spielt - zugegeben - das Fränkische keine allzu große Rolle mehr. Es ist aber über die sechs Angermüller-Krimis hinweg Vertrautheit entstanden, mit der Person, mit dem Lebensumfeld. Wir schauen immer mal wieder vorbei wie bei guten Bekannten, nehmen Anteil an den ganz normalen Freuden und Leiden ganz normaler Menschen, werden aber auch konfrontiert mit den Schicksalsschlägen, mit dem Scheitern, mit dem, wie sich die Menschen immer wieder aufrappeln.
Ella Danz berichtet, verfolgt die Ermittlungen, blickt in die Lebensumstände ohne große Aufgeregtheit, mit einer gewissen lapidaren Ökonomie, wie eben eine versierte Köchin vorgeht. Was am Ende angerichtet wird, geht trotzdem - oder gerade deshalb - durch Magen, Herz und Hirn.
Ella Danz: Schockschwerenot. Kriminalroman. Gmeiner Verlag Meßkirch,340 Seiten, 12,99 Euro.Kirchweihleichen? Das fehlte uns noch