Bloggen kann jeder: Zwei Coburger zeigen wie!

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Bloggen kann man fast von überall, auch aus einem Café: Benjamin Schmidt hat vor drei Jahren mit einem Freund seinen Blog aufgemacht. Foto: Thomas Heuchling
Bloggen kann man fast von überall, auch aus einem Café: Benjamin Schmidt hat vor drei Jahren mit einem Freund seinen Blog aufgemacht. Foto: Thomas Heuchling

Tagebuch führen war gestern. In Zeiten des Internets wird gebloggt. Zwei junge Männer aus dem Coburger Land bloggen über Computer und Smartphones. Sie meinen: In 30 Minuten kann jeder Autor eines Internet-Blogs werden.

Bis heute Nachmittag, hatten Benjamin Schmidt, aus dem Ahorner Ortsteil Eicha und sein Freund Jonas Hartz, der in Münster studiert und aus Bad Rodach kommt, schon 144 Besucher. "Bis zum Ende des Tages werden es so zwischen 200 und 400 sein", sagt Benjamin. Im Durchschnitt dauert ein Besuch bei den beiden jungen Männern aus dem Coburger Land zwischen ein und zwei Minuten. Aber sie führen kein Fastfood-Restaurant oder Hotel, sondern sind Blogger.

Das sind Menschen, die ihre Erfahrungen, Gedanken oder Erlebnisse im Internet der Öffentlichkeit präsentieren. Das Wort Blog (auch Weblog) kommt aus dem englischen und ist eine Wortkreuzung aus dem Begriff "World Wide Web" (Internet) und den ersten drei Buchstaben des Wortes Logbuch. Wie in einem Tagebuch oder Journal schreibt der Autor, der Blogger genannt wird, seine Gedanken auf.
Wenn er es wünscht, dann kann jeder dieses digitale Tagebuch im Internet lesen und kommentieren.

Benjamin Schmidt sitzt in einem Coburger Café und klappt seinen Laptop auf. Daneben legt er sein Handy, dass er für die Verbindung mit dem Internet nutzt. "Dass tolle am Bloggen ist, dass man es von überall machen kann. Man braucht nur eine Internetverbindung und irgendeinen Computer", erklärt Schmidt. Zusammen haben sie 2009 mit ihrem Blog www.be-jo.net angefangen.

Die beiden Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen ergaben die Abkürzung für ihren Blog. "Wir bloggen hauptsächlich über das open source Betriebssystem Linux Ubuntu, aber auch über Smartphones und haben die Rubrik App der Woche", sagt Benjamin. Er benutzt viele solcher Wörter, die für ihn selbstverständlich, aber für den Laien befremdlich wirken können. "Eigentlich ist das ganz einfach", sagt der 23-Jährige und beginnt zu erklären: "Bei dem Betriebssystem Linux ist der Quellcode, anders als bei Windows, für die Programmierung für jeden einsehbar. Das heißt, man kann Veränderungen vornehmen. App's sind die kleinen Programme auf den internetfähigen Telefonen, die man mit Fingerbewegungen auf dem Bildschirm steuert."


Die eigenen Erfahrungen teilen

Auch für ihn und Jonas Hartz war das Betriebssystem mit der offenen Quelle, denn das heißt der englische Begriff "open source", 2009 völliges Neuland. "Wir haben einfach angefangen und erste Erfahrungen gemacht. Diese wollten wir mit anderen teilen und haben deshalb unseren Blog gestartet", sagt Benjamin und wendet seinen Blick wieder auf den Bildschirm. Auf einer Weltkarte sieht er, aus welchen Ländern die Besucher des Blogs kommen: "Oh, heute waren sogar Leute aus den USA und Japan da, aber die haben sich bestimmt nur verklickt." Wahrscheinlich hat er damit recht, denn ihre Texte schreiben die beiden Blogger in Deutsch.
In einem anderen Fenster seines Programms sieht er noch weitere Daten seiner Besucher. "Es ist zwar alles anonym, aber schon erschreckend was man alles erfahren kann", sagt Schmidt.

Er und Jonas Hartz sind sich bewusst, dass sie mit dem Großteil ihres Blogs ein Randthema behandeln. Aber so klein ist die Leserschaft dann doch nicht: "In guten Monaten hatten wir schon über 10.000 Besucher. Weniger als 200 an einem Tag kommen fast nie vor."

Einige Besucher hinterlassen Kommentare unter den Texten oder stellen Fragen. "Oft ergibt sich eine Diskussion oder wir können den Leuten noch einen Tipp geben. Das Beste ist, wenn man positive Rückmeldungen bekommt oder sich Leute bedanken", erklärt Schmidt die Motivation hinter seinem Hobby.

Denn das Bloggen ist für ihn Freizeitbeschäftigung, obwohl es durchaus Möglichkeiten gäbe Geld zu verdienen. "Es gibt den Beruf Blogger und manche können gut davon leben. Wir haben nur Werbeeinblendungen von Google und können damit unser Hobby finanzieren, dass ist großartig", sagt Schmidt und schaut weiter in sein Auswertungsprogramm.

Der Neuling in der Blogger-Welt, der sogenannten Blogosphäre, muss aber nicht unbedingt Geld ausgeben. Viele Anbieter stellen kostenlos alles Nötige für den eigenen Blog bereit. "Ich mag den Begriff Blogosphäre eigentlich nicht, dass ist mir zu abgeschottet. Unser Blog ist für alle, die die Themen interessant finden", sagt Schmidt.


Nicht nur Fachthemen

Zugegeben: Linux ist eher ein spezielles Thema, aber in der Kategorie "App der Woche" stellen die Beiden jeden Sonntag den Test eines neuen Miniprogrammes für die weitverbreiteten Smartphones vor. "Letztens haben wir die App vom ZDF getestet. Wir geben auch immer eine Anleitung zur Installation.", sagt Schmidt. Auch einen umfangreicheren Text mit Tipps für den Internetbrowser Firefox hat Benjamin schon geschrieben: "An dem habe ich, mit Bilder bearbeiten und Texte schreiben, mehrere Tage gearbeitet. Für kleinere Texte brauchen wir so ein bis zwei Stunden."


Anfragen aus der Wirtschaft

Es haben sogar schon verschiedene Hersteller von Apps angefragt, ob Schmidt und Hartz einen Testbericht über ihre Programme schreiben können. "Das haben wir natürlich gemacht, dass ist ja auch eine Art Auszeichnung", sagt Schmidt. Als Anbieter für ihren Blog nutzen sie "wordpress", einen der größten Vertreter der Branche. Dort können die beiden Autoren ihre Texte und Bilder in eine vorgefertigte Maske für Überschrift, Haupttext und andere Gestaltungsformen eintragen. "Wir nutzen nicht die ganz einfache Variante, sondern eine, in der wir mehr Gestaltungsmöglichkeiten und mehr Speicherplatz haben. Deswegen zahlen wir auch ein wenig Geld", erklärt Benjamin. Die beiden sind eben schon Profis auf dem Gebiet.

Und wie wird der Laie zum Autor eines digitalen Tagebuchs? "Bloggen kann jeder, der weiß wie man einen Computer anmacht und der schon mal mit einem Browser im Internet war. Einfach bei wordpress.com oder einem anderen Anbieter anmelden und der Rest ist selbsterklärend. In 20 Minuten hat man seinen ersten Text online", versichert Benjamin. Und den finden die Leser wenn Sie in einer Suchmaschine, wie Google, bestimmte Begriffe eingeben. "Sucht jemand zum Beispiel die Begriffe England, Reise und Erfahrung und es gibt einen Blog, der diese Themen behandelt, dann taucht der in der Suche auf", sagt Schmidt.

Neben dem Bloggen hat er noch weitere Hobbys, wie die Fotografie oder Tischtennis. Bald fängt er sein Masterstudium in Maschinenbau an der TU Ilmenau an. Auch von dort kann er weiter seine Texte für www.be-jo.net schreiben. "Bloggen ist kein Hobby für Sonderlinge, sondern für jeden der seine Gedanken und Erfahrungen mit der Welt teilen und sich austauschen möchte", sagt Schmidt und klappt seinen Laptop zu.

Wie wird man Blogger?

Anfangen Zum Beginn braucht man ein Thema, über das man schreiben möchte. Diese können persönliche Erlebnisse, wie Reisen, oder die Renovierung eines Hauses sein.

Technik Im Internet gibt es eine Vielzahl von Anbietern, die oft kostenlos und mit einer einfachen Anmeldung, das Erstellen eines eigenen Blogs ermöglichen. Ein sehr bekannter Anbieter ist www.wordpress.com . Dort gibt es auch eine Videoeinführung.

Schreiben Bei der Anmeldung muss der Neu-Blogger seinem digitalen Tagebuch noch einen Namen geben. Nach 20 bis 30 Minuten Orientierungsphase kann der erste Text geschrieben und danach ins Internet gestellt werden.

Link-Sammlung zum Thema Blog

1. www.wordpress.com

Einer der bekanntesten englischsprachigen Anbieter zur Betreibung eines kostenlosen Blogs.
Die Seite zeich net sich durch eine einfach Benutzeroberfläche aus.

2. www.blog.de

Einer der größten deutschsprachigen Anbieter zum Erstellen eines Blogs.

3. www.deutscheblogcharts.de

Eine Übersicht über die größten deutschen Blogs.