Weil auf drei Baustellen neue Leitungen verlegt werden, haben große Teile der Gemeinde in der Nacht auf Samstag elf Stunden kein Wasser.
Die Einwohner von Untersiemau, Obersiemau, Birkach und Weißenbrunn am Forst werden in der Nacht auf Samstag auf dem Trockenen sitzen. Weil die Gemeindeverwaltung dringende Sanierungsarbeiten an alten Leitungen vornehmen muss, wird die Wasserversorgung von Freitag (20 Uhr) bis voraussichtlich Samstag (7 Uhr) abgestellt.
Nein - eine Alternative zu Sperrung gibt es nicht. Das betont Jürgen Kittner, der im Auftrag der Gemeinde die Arbeiten an den Wasserleitungen geplant hat. Betroffen von den Bauarbeiten ist schließlich der Hauptanschluss, der vom Übergabeschacht der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) unweit der Bundesstraße 4 direkt in den Hauptort führt. "Und wenn vorne gebaut wird, dann fließt eben hinten kein Wasser mehr", erklärt Kittner das Problem laienverständlich. Deshalb sind alle Ortsteile, die hinter der Hauptwasserleitung liegen, betroffen.
Für Bürgermeister Rolf Rosenbauer (CSU) ist es inzwischen höchste Zeit, dass die Wasserversorgung im Gemeindegebiet auf Vordermann gebracht wird. "Viele Leitungen sind 40 oder 50 Jahre alt und damit am Ende ihrer Lebensdauern angekommen", erklärt der Bürgermeister. Deshalb habe sich auch der Gemeinderat dazu entschieden, ab sofort jährlich eine "gute sechsstellige Summe" (Rosenbauer) bereit zu stellen, um das Netz zu modernisieren. Los geht es nun an drei Baustellen zeitgleich.
Unter anderem wird dabei eine alte Leitung, die quer durch das Gelände der Firma Angermüller-Bau führt, abgeklemmt. Danach wird das Wasser durch Leitungen direkt in der Bahnhofstraße und der Großheirather Straße laufen. Zwischen Unter- und Obersiemau baut die Gemeinde zudem noch einen zusätzlichen Wasserzähler ein. Nicht, um den Obersiemauern genauer auf den Wasserhahn zu schauen, sondern um über den Wasserdurchfluss an dieser Stelle eventuellen Rohrbrüchen schneller auf die Spur zu kommen.
Immer wieder sonntags
Wenn auch die Gemeinde beim Wasserverlust durch marode Rohre keine dramatischen Werte aufweist, so gab es doch in den vergangenen Jahren immer mehr Alarmsignale in Form von Wasserrohrbrüchen. Die verursachen, erzählt der Bürgermeister schmunzelnd, erst einmal Ärger: "Weil sie immer am Sonntagnachmittag passieren." Aber sie kosten auch Geld, ergänzt Jürgen Kittner, der aus Erfahrung weiß: Es dauert gar nicht einmal so lange, bis sich die Investitionen in moderne und sichere Leitungen für eine Gemeinde rechnen.
Mit den Bauarbeiten ziehen natürlich auch neue Materialien ins Leitungsnetz ein. Moderner PE-Kunststoff ersetzt künftig die alten Grauguss-Leitungen. Die waren vor fünf Jahrzehnten zwar das Maß aller Dinge, sind aber recht spröde und brechen deshalb vergleichsweise leicht. "Gerade im Frühjahr, wenn der Frost aus dem Boden weicht, oder bei längerer Trockenheit gibt es immer wieder Rohrbrüche", weiß Kittner.
Deshalb sei es die richtige Entscheidung der Gemeinde, jetzt die Leitungen zu erneuern. Ein weiterer Schwachpunkt sind Kittners Angaben zufolge auch die alten Stahl-Hausanschlüsse. Der Ingenieur rät deshalb Hausbesitzern, hier immer ein Auge darauf zu werfen, ob der Zustand noch zeitgemäß ist. Rolf Rosenbauer ergänzt, dass die Gemeinde bei Rohrbrüchen in den Privathäusern nicht verantwortlich ist. Man helfe bei Problemen zwar gerne, aber letztlich sei es auch ratsam, eine entsprechende Versicherung zu haben.
Vielleicht geht es ja schneller
Den Termin für die Wasserabschaltung hat die Gemeinde nach zahlreichen Gesprächen mit betroffenen Geschäften und Unternehmen auf die Nachtstunden gelegt. Natürlich weiß Rolf Rosenbauer, dass die Nachtschicht auf den drei Baustellen einen finanziellen Zuschlag mit sich bringt - aber halt auch die geringsten Probleme für die Gewerbetreibenden. Am Samstagmorgen wird dann alles wieder laufen, davon ist Jürgen Kittner überzeugt. In der offiziell bis 7 Uhr laufenden Sperrzeit hat der Planer einen zeitlichen Puffer eingebaut, damit die Bauarbeiter nicht übermäßig unter Zeitdruck stehen. "Die Baufirma weiß, was auf sie zukommt", versichert Kittner. Dennoch rät der Bürgermeister den betroffenen Haushalten, sich für die Nachtstunden einen kleinen Wasser-Sprecher anzulegen: "Denn aus den Leitungen wird definitiv kein Tropfen mehr kommen."