Die Große Koalition will den Bauern eine Milliarde Euro zusätzlich zukommen lassen. Doch die Landwirte in Coburg sind darüber gar nicht erfreut.
"Wir sind sehr unglücklich mit der Milliarde, weil sie an der falschen Stelle wirkt", sagt Axel Roth, Landwirt aus Beiersdorf (Coburg). Viele Bauern würden diese Zusage als Demütigung empfinden. Das hatte er auch Ministerpräsident Markus Söder gesagt, der am Sonntag zu einem Wahlkampftermin im Coburger Kongresshaus war. Hinterher nahm sich Söder einige Minuten Zeit für ein Gespräch mit Landwirten aus der Region. Um die 150 Trecker waren auf dem Anger aufgereiht; vor dem Kongresshaus hatten die Landwirte Infostände platziert.
Der Protest richtete sich vor allem gegen die Düngeverordnung, die ab 1. April gelten soll. Die Landwirte sehen große Anforderungen auf die Betriebe zukommen und zweifeln zum Teil sowohl die Grundlagen als auch den Sinn der Verordnung an. Söder selbst machte den Landwirten nur das Versprechen, dass die CSU und die Staatsregierung "auf eurer Seite" seien. Allerdings hätten die Koalitionspartner mitzureden, und die EU mache Druck. "Wir müssen den richtigen Weg finden", sagte Söder, der sich gegen die Vermutung verwahrte, die Bauern sollten mit der zusätzlichen Milliarde ruhiggestellt werden. "Wenn ihr euch gedemütigt fühlt, nehmen wir sie zurück."
Wie notleidend die hiesige Bauernschaft sein muß, konnte man am gestrigen Tage hautnah erleben. 150 Traktoren - viele davon deutlich teuerer als ein normales Einfamilienhaus - belästigten die Bürger der Stadt Coburg in der sonntäglichen Ruhe mit Krach, Lärm und Gestank und das alles unter den Augen unter einer mehr als wohlwollenden "Obrigkeit", die allerdings bei wesentlich geringeren Verstößen gegen die öffentliche Ordnung im allgemeinen und wenn es gegen den Normalbürger geht durchaus nicht zimperlich ist. Also: die Damen und Herren Bauern fühlen sich "gedemütigt", weil eine Milliarde Euro als "Hilfsmittel" zugesagt wurde. Sind die Bauern jetzt bescheiden geworden ? Keineswegs, die Herrschaften fühlen sich aus dem einzigen Grunde "gedemütigt", weil ihnen lediglich eine Milliarde und nicht etwa fünf oder zehn zugesagt wurde und sie sind "wütend" über die beabsichtigten Verschärfungen der Düngemittelverordnung, die den Zweck hat, die Gewässer weniger stark mit den von den Bauern durch massenhaftes Düngen mit Gülle aus den hypertrophen und zudem noch EU - geförderten Agrarfabriken zu belasten. Kaum haben die Bauern ihr Lied von Zeter und Mordio angestimmt - man kennt diese Gesänge zur Genüge - da knickt der "Obergrüne" Söder auch schon ein und erklärt unverhohlen: Wir (d.h ich Söder) stehen auf Eurer Seite. Was soll das konkret heißen ? Doch wohl nur das: die Bauern können ihre Schweinereien zumindest hier in Bayern beruhigt Weiterbetreiben, ohne zur Kasse gebeten zu werden und die Konsumenten und Steuerzahler dürfen die durch unverantwortliches Tun der Damen und Herren Ökonomen entstandenen Schäden dann durch viele Milliarden wieder richten: Also Bauern ich sage Euch: so haben wir indessen nicht gewettet.
Colzowin, die Dinge liegen ein zwar wenig differenzierter aber im Prinzip haben Sie recht – zumal, was die Gülle angeht. Wer wissen will, ob das stimmt, tue es mir gleich, fahre morgen von Beiersdorf nach Rodach und bewundere bei prognostiziertem schönstem Sonnenschein die immer mehr werdenden intensiv gelbgrasig statt sattgrün aufsprießenden Frühlingswiesen – das sicherste Anzeichen für (viel zu) viel Gülle ...
Ansonsten bleibe ich dabei: Wenn sich unsere Bauern mit ihren überschaubren Höfen nicht bald vom agrarmilliardärbeherrschten sogenannten Bauernverband lösen und sich ohne diese Lobbyisten, welche in Brüssel die ausrottung mittelständischen Landwirtschaftsbetriebe betreiben, zu einer eigenen schlagkräftigen Truppe zusammenschließen, können sie demonstrieren, wie sie wollen – am sinnvollsten im Landkreis Coburg aber beim Flohrschütz in Tremersdorf ... – dem hiesigen Repräsentanten des Deutschen Bauerntotengräberverbands.