Der Umbau des Coburger Bahnhofs für ICE-Halte hat begonnen. Der frühere Behindertenbeauftragte der Stadt sieht Mängel bei der Barrierefreiheit.
Mit den neuen und längeren Bahnsteigen erhält der Coburger Bahnhof drei Personenaufzüge und wird damit barrierefrei. Das ist eine der Nachrichten, die die Deutsche Bahn am vergangenen Freitag verlauten ließ.
Das sieht der frühere langjährige Behindertenbeauftragte der Stadt Coburg, Johannes Thaben, etwas differenzierter: "Barrierefreiheit wird nicht nur mit dem Einbau von Aufzügen erreicht." Auch mit den seit langem geforderten Fahrstühlen "hapert es bei der Barrierefreiheit noch gewaltig".
Bislang haben die Bahnsteige im Coburger Bahnhof eine Höhe von 38 Zentimetern über der Schienenoberkante. Die neuen Bahnsteige werden höher und erreichen dann 55 Zentimeter. "Aber für die ICE-Züge sind 76 Zentimeter angemessen", weiß Thaben und hat das während seiner aktiven Zeit als Behindertenbeauftrager der Stadt Coburg den Architekten schon schriftlich mitgegeben. 55 Zentimeter hohe Bahnsteige sind nach den Worten von Johannes Thaben für Züge des Nah-und Regionalverkehrs üblich.
Das war schon 2005 ein Thema
Der Fahrgastverband "ProBahn" hat sich in einer Veröffentlichung schon 2005 kritisch mit der "Barrierefreiheit an der Bahnsteigkante" auseinandergesetzt. Barrierefreiheit sei dann gegeben, wenn keine Stufen zu überwinden sind, d. h. der Höhenunterschied zwischen Bahnsteigkante und Wagenbodenhöhe im Einstiegsbereich maximal fünf Zentimeter beträgt. Weiter dürfe der Spalt zwischen Bahnsteigkante und Wagenboden ebenfalls höchstens fünf Zentimeter breit sein und die Türen ausreichend dimensioniert sein. Manche Waggons haben Rampen und ausfahrbare Tritte, Standard ist das nicht überall. Weiter moniert der frühere Behindertenbeauftragte der Stadt Coburg, dass es nach wie vor kein Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte in der Bahnhofshalle und im Fußgängertunnel geben wird. "Was nützen die drei Aufzüge, wenn sehbehinderte Menschen sie nicht oder nur schlecht finden?", fragt Thaben. Dass der Denkmalcharakter des Coburger Bahnhofes dem Einbau eines Blindenleitsystems entgegenstehe, lässt Thaben nicht gelten. "Dafür gibt es Lösungen!"
Früher hat man für Prinzen und Könige gesonderte Bahnsteige oder Empfangsgebäude gebaut. Aber wir sind halt nur ein Herzogtum. In Erlangen, Bamberg usw. wurden 76er Kanten eingebaut, ebenso in Lichtenfels am „ICE-Bahnsteig“. Was in ganz Deutschland möglich ist, geht im Herzogtum Coburg schon gar nicht. Da merkt man wenigstens beim Aussteigen, dass man in Coburg angekommen ist.