Nach Jahrzehnten des Leerstands erweckt Matthias Hartwig den Goldenen Löwen wieder zum Leben - dabei trat Interessantes zu Tage.
Einst war der "Löwe" Kultgaststätte, dann Brache aber stets ein Gebäude, dessen Schicksal die Bürger bewegte. Jetzt wird er saniert, und das scheint ein Musterbeispiel für gelungene Projekte im Denkmalschutz zu werden. Investor Matthias Hartwig führte am Dienstag durch die Baustelle.
"Wir haben bei den Arbeiten schon einige sehr interessante Entdeckungen gemacht", verspricht er. Und: "Was Herr Hartwig versprochen hat, das hat er auch bisher alles gehalten", versichert Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD). Er meint damit aber aktuell, dass die Verkehrsampel, die bisher die Straße in Richtung Thüringen zur Engstelle machte, pünktlich abgebaut wurde - am Dienstag Vormittag, wie versprochen.
Die Sperrung wurde nötig, damit ein Gerüst aufgebaut und der "Löwe" von außen aufpoliert werden konnte. "Wir haben die Fassade gründlich gereinigt", erklärt der Bauherr. Dabei kam es schon zu den ersten Entdeckungen. Etwa an der Seite zum Marktplatz hin. Dass dort Schnitzereien an den Balken zu finden waren, war natürlich bekannt. Doch wurden die undeutlich gewordenen Arbeiten bisher für Löwenköpfe gehalten, wie es der Name "Goldener Löwe" nahe legte. Nun erschien aber mindestens ein Kopf sehr deutlich - der eines Ochsen. Die anderen konnten wohl beispielsweise Schafsköpfe sein. "Das legte nahe, dass ein Metzger oder Viehhändler das Haus hatte", meint Hartwig.
Ein Hinweis, mit dem Helga Augustin etwas anfangen konnte. Bekannt war ja, dass im Dreißigjährigen Krieg Rodach stark zerstört wurde. In alten Unterlagen stieß Augustin auf Nachweise, dass ein Metzger namens Schelhorn eine Brandstätte an dieser Stelle erworben hatte. Es ging um Kanalgebühren. Alles passte zu dem, was Hartwig bisher herausgefunden hatte. Um 1683 - 84 war das 1632 zerstörte Gebäude wieder aufgebaut worden. Damals wohl nach den neuen Erkenntnissen als Metzgerei. Dazu passend wurde bei den Innenarbeiten entdeckt, dass es im ersten Stock einmal eine Räucherkammer gegeben hat.
Und es fand sich noch mehr, was alle Renovierungsaktionen der Jahrhunderte überstanden hat. Türen, teilweise eindeutig auf das Erstellungsjahr 1683 zu datieren beispielsweise und Muster als Wandbemalungen aus einer Zeit, die nach Ansicht der Fachleute nicht lange nach der Erbauung gelegen haben dürfte. "Da werden wir eine Vitrine drüber bauen, damit sie sichtbar bleiben", erklärt Hartwig. "Ferienwohnungen im historischen Umfeld, ist hier das Konzept, quasi Urlaub im Museum", schwärmt er.
Damit soll der "Löwe" bleiben, was er laut Tobias Ehrlicher stets war: "ein emotionales Objekt." Dass die Bad Rodacher am "Lööm" hängen, spürt auch Matthias Hartwig, seit er mit den Arbeiten begonnen hat. Obwohl er mit der Teilsperrung der Straße für Ungemach sorgte, erfährt er viel Zuspruch, schildert er. "Handwerksbetriebe in der Nähe haben uns gleich Unterstützung angeboten, wir dürfen Fahrzeuge abstellen oder Material lagern", beschreibt er die Hilfsbereitschaft der Nachbarn.
Unter dem in Stand gesetzten Dach und hinter der frisch gestalteten Fassade mit ihren neuen Fenstern kann jetzt auch im Winter gut gearbeitet werden. Im kommenden Jahr sollen dann die ersten Feriengäste einziehen können.
Dem Bürgermeister hätte auch eine gastronomische Nutzung sehr gefallen. Doch Tobias Ehrlicher ist klar: "Das wäre angesichts der geringen Größe im Gastraum nicht rentabel zu machen gewesen, auch nicht durch die Stadt selbst, die vorübergehend Eigentümerin des Gebäudes war." Eine Nutzung für städtische Zwecke schied aus. Erstens hatte die Stadt keinen Bedarf und zweitens kaum die Mittel, das Gebäude so zu sanieren, wie es Hartwig jetzt tut. Nun werden mitten in der Stadt mehrere Ferienwohnungen entstehen, was gut zu einer Badstadt passt. Im Erdgeschoss wird eine Wohnung komplett behindertengerecht ausgelegt. Vor allem aber wird der "Löwe" nun wieder eines der schönsten Gebäude am Marktplatz von Bad Rodach sein.