Die Stadt Bad Rodach macht rund um den Markt Werbung für sich selbst. Große Fotoplakate verbreiten positive Stimmung, bis die Läden neue Mieter finden.
Es ist gewiss nicht so, dass die Bad Rodacher mit diesem Problem alleine dastehen. Wie viele andere Städte in ihrer Größenordnung auch, hat die Thermalbadstadt mit leerstehenden Gebäuden im Ortskern zu kämpfen. Gemeinsam mit der Werbegemeinschaft (WIR) und der Initiative "Bad Rodach begeistert" hat das Stadtmarketing aus der Not eine Tugend gemacht: An drei Standorten in der Innenstadt macht die Stadt jetzt mit großen Plakaten Werbung - für sich selbst.
Mitgebracht hat die Idee mit den XXL-Postern Corina Trier, die Beauftragte fürs Stadtmarketing in Bad Rodach, von einem Seminar für Leerstandsmanagement. Dort ging es um Chancen und Möglichkeiten, innerstädtische Lagen lebendiger zu gestalten. Das Seminar ermöglichte Trier und Christina Wolf von WIR aber auch den Vergleich mit anderen Städten in der Bad Rodacher Größenordnung.
Und was die Vielfalt der Einkaufsmöglichkeiten angeht, weiß Trier jetzt, "ist Bad Rodach sehr gut aufgestellt." Christa Wolf, die selbst ein Bekleidungsgeschäft führt, stimmt ihr zu: "Unser Branchenmix ist klasse."
Klasse, aber eben nur räumlich begrenzt. Rund um den Marktplatz können die Geschäfte nicht über zu wenig Kundschaft klagen, aber schon wenige Meter wird es schwierig. "Je weiter weg vom Markt, desto größer sind die Probleme mit der Frequenz", weiß Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) Dies betrifft insbesondere die Coburger Straße, an der es alleine schon deshalb schwierig wird, weil nicht genügend Parkplätze zur Verfügung stehen.
Bald gibt es Knöllchen
Die Stadt bemüht sich, die Situation zu verbessern.
Auf Wunsch der umliegenden Geschäfte drehen seit vergangener Woche die Mitarbeiter der kommunalen Verkehrsüberwachung ihre Runden. Noch hängen sie nur "freundliche Zettel" (sagt der Bürgermeister) an die Autos von Dauerparkern. Aber bald wird es auch Strafzettel geben. Tobias Ehrlicher kann den Wunsch nach mehr Fluktuation auf den Parkplätzen in der Innenstadt verstehen: "Mit einer Stunde kommt man beim Einkaufen auf dem Markt locker aus."
Das Markt- und Fischerfest am Wochenende löste wunschgemäß ein erstes Feedback auf die Schaufenster-Plakatierung aus. Viel Positives habe er seitdem gehört, berichtet der Bürgermeister. Dieter Weil von "Bad Rodach begeistert" schließt sich dem Lob vieler Einheimischer an und bezeichnet die neu gestalteten Schaufenster als "wesentliche Verbesserung".
Wolf wüsste schon noch was
Zwei, drei leerstehende Schaufenster, die man
schöner gestalten könnte, hat Christa Wolf schon noch im Auge. Vielleicht tut sich da auch noch was, denn die Vorsitzende der Werbegemeinschaft weiß von Gesprächen mit dem Rückertkreis, dass dieser gerne mit ein paar ausgewählten Exponaten auf das Heimatmuseum hinweisen würde. Und ein weiteres Schaufenster mit Werbung für das Thermalbad könnte sicher auch nicht schaden. Wolf vertraut da der Stadtverwaltung, weil sie mit dem Rathaus zuletzt sehr gute Erfahrungen gemacht hat. "Die Zusammenarbeit", sagt die WIR-Vorsitzende, "läuft sehr, sehr gut." Das freut auch Dieter Weil, den "alten Hasen", was das Engagement in und für Bad Rodach angeht.
Nichts sei schließlich schlimmer, sagt der ehemalige Geschäftsführer des Kurhotels, als Bürokratie, die das Engagement von Gewerbetreibenden bremse.
Tobias Ehrlicher weiß natürlich auch, dass ein nett beklebtes Schaufenster noch lange keinen Leerstand beseitigt. Immerhin sind erste Fortschritte - zugegeben: schon vor der Plakatierungsaktion - auf den Weg gebracht worden. In der Coburger Straße steht die Eröffnung eines Ladens in den Räumen einer ehemaligen Bäckerei unmittelbar bevor, zudem will ein Hauseigentümer nur ein paar Meter weiter ehemalige Gewerbe- in Wohnflächen umwandeln.
Dann doch lieber Wohnungen
Dass dies der richtige Weg ist, ist eine Erkenntnis, die Corina Trier von ihrem Seminar zum Leerstandsmanagement ebenfalls mitgebracht hat. "Wenn es sich nicht mehr lohnt, dort ein Gewerbe zu betreiben, sind Wohnungen der richtige Weg", sagt der Bürgermeister. Denn eine sinnvolle Nutzung ist freilich immer noch besser als das schönste Plakat.
Anderes als Potemkinsche Dörfer?
ist was anderes... und mit dem letzten satz hat er zweifellos recht, der herr bürgermeister. aber ein schlafzimmer zwei meter neben der hauptstraße ist sicherlich nicht so erstrebenswert wie in den rodachauen an der römhilder straße.