Autos zulassen im Steinweg oder nicht? Diese Frage wird der Stadtrat im November beantworten müssen. Derweil weisen einige Geschäftsleute darauf hin, dass es in ihren Reihen auch Gegner einer Öffnung gibt.
"Und wer fragt uns?" Eine Frage, die sich nicht nur Matthias Schmidt-Curio stellt. Es gibt Überlegungen, den Steinweg für Einbahnverkehr zu öffnen, wie eine Spielstraße. Damit sollen mehr Kunden den Weg in den Steinweg finden. Im November wird der Stadtrat darüber entscheiden. Doch was Schmidt-Curio ärgert, ist, dass die Steinweg-Anlieger bislang nicht um ihre Meinung gebeten wurden.
Schmidt-Curio leitet die Sprachenschule Asco, die sich seit 1988 im Bereich des Steinwegs befindet. Erst in zweiter Reihe, im ehemaligen Kommunbrauhaus, inzwischen mit Schulungs- und Büroräumen auch im Steinweg 50 und im Steinweg 28. Am Anfang, sagt er, ging er davon aus, dass eine Teilöffnung des Steinwegs für Autoverkehr die Sprachenschule nicht betreffen werde.
Wenn, dann eher positiv: "Wer schnell etwas abholen oder bringen will, kann bis vor die Tür fahren." Deshalb, erläutert Schmidt-Curio, sei er auch entschlossen gewesen, sich nicht zu äußern, als das Thema Mitte September an Dynamik gewann. Damals brachten die Christlich-sozialen Bürger (CSB) den Antrag in den Stadtrat, den Steinweg teilweise zu öffnen: Nur tagsüber, bis 18 Uhr, und nur in eine Richtung, mit Kurzzeitparkplätzen.
Vorbild Bad Staffelstein Das ist auch das Anliegen einiger Steinweg-Anrainer, die als Vorbild die Innenstadt von Bad Staffelstein genommen haben. Doch Schmidt-Curio befürchtet inzwischen, dass auch zeitweiliger Verkehr den Charakter des Steinwegs dauerhaft verändern würde.
Abgesehen davon, dass die Straße mit Parkplätzen sehr eng wäre, sieht Schmidt-Curio "die Gefahr des Kreiselns": Wer bei der ersten Runde den Steinweg hinauf und im Untern Bürglaß links rum keinen Parkplatz findet, fährt halt noch mal durch. "Und die wenigsten werden dann wegen des Steinwegs kommen, sondern wollen in die Spitalgasse", mutmaßt der Asco-Leiter.
In seiner Skepsis steht er nicht allein: Zu fünft haben sie ein Schreiben an Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) unterzeichnet, in dem sie darauf hinweisen, dass die "Werbegemeinschaft Steinweg" in dieser Frage nicht ihre Interessen vertrete. Neben Schmidt-Curio haben Uwe Rückert (Weltbasar), Sabine Höll (Secondo), Susann Zuber (Sonnenklar Reisebüro) und Sabine Keller (Bines Handarbeitsstube) unterschrieben.
Werbegemeinschaft uneins In dieser Werbegemeinschaft aktiv sind zum Beispiel Eva Wiesner vom gleichnamigen Fotogeschäft und Ingmar Bartel, Inhaber der Teppichhandlung. Auch Schmidt-Curio und Uwe Rückert gehören dazu - und Rückert hat wie Schmidt-Curio gegen eine Öffnung des Steinwegs Stellung bezogen.
"Es gibt keinen Beschluss der Werbegemeinschaft, die Öffnung des Steinwegs zu fordern", betont Schmidt-Curio. Wer will die Öffnung dann? Eben das, fordert Schmidt-Curio, müsse die Stadt im Vorfeld abfragen. Daran sei auch gedacht, sagt Stadt-Pressesprecher Michael Selzer. Aber ob eine solche Befragung aller Anwohner, Gewerbetreibenden und Immobilienbesitzer im Steinweg und im umliegenden Gebiet kommt, sei noch nicht entschieden.
Bis November müsse die Stadtverwaltung alle Informationen für den Stadtrat parat haben - "lassen Sie uns doch erst mal arbeiten", appelliert Selzer.
Eine Öffnung des Steinwegs für den Autoverkehr ist nicht zum ersten Mal im Gespräch. Im November 2012 stellte die CSU-Fraktion im Stadtrat den Antrag auf eine teilweise Aufhebung der Fußgängerzone. Die wurde dann im Februar 2013 abgelehnt, weil das Ordnungsamt darauf hingewiesen hatte, dass der CSU-Antrag verkehrsrechtlich nicht machbar sei. Zu diesem Ergebnis war es schon 2008 gekommen - damals hatte die CSU-Fraktion eine Einbahnregelung im Steinweg vorgeschlagen. Damals, so Selzer, sei es um eine probeweise Öffnung des Steinwegs gegangen. Nun haben die CSB beantragt, dass Autoverkehr zugelassen werden soll - aber ohne, dass größere bauliche Veränderungen notwendig werden, die Geld kosten.
Ob das möglich ist, werde bis November geprüft, sagt Selzer.
Außerdem wollen die CSB, dass ein Entwicklungskonzept für das Gebiet erarbeitet wird. Einen ähnlichen Antrag hat auch die CSU schon angekündigt, die sich dem Steinweg in den vergangenen Jahren immer wieder gewidmet hat. Nicht nur wegen der Verkehrsfragen, sondern auch wegen der Sperrzeitproblematik in den Kneipen.
Anonyme Befragung Inzwischen haben Peter Rückert und Susann Zuber vom Reisebüro "Sonnenklar" eine Befragung gestartet - zusammen mit René Hähnlein, Stadtratsmitglied der Linken. "Sind Sie für eine Öffnung des Steinwegs für Pkws?" lautet die schlichte Frage, die mit "Ja" oder "Nein" beantwortet werden kann. Außerdem wird noch abgefragt, ob der oder die Befragte Gewerbetreibender ist, Hauseigentümer oder Anwohner.
Rund 200 dieser Formulare wurden gedruckt und in die Briefkästen gesteckt. Die Befragung selbst erfolgt anonym.
Linda Rückert, Tochter von Uwe Rückert, würde den Kreis der Befragten noch ausdehnen: auf die Kunden. "Ich glaube nicht, dass die Leute da einkaufen, wo viele Autos sind", sagt die junge Frau. Auch das Vorbild Ketschengasse, wo Verkehr in einer Richtung erlaubt ist, habe sie nicht überzeugt, erzählt Linda Rückert. "Da war am verkaufsoffenen Sonntag auch nicht viel los."
Aber egal, wie viele Zahlen die Stadtverwaltung erhebt oder wie viele Fragebogen sie ausgibt - entscheiden müsse am Ende der Stadtrat, sagt Selzer. "Selbst wenn wir so eine Erhebung machen, ist das ist kein Bürgerentscheid."