Brose erwägt neuen Personalabbau - CEO will keine Standortgarantien geben
Autor: Ralf Welz
Coburg, Dienstag, 19. November 2024
Bei Frankens Autozulieferern herrscht weiter Krisenstimmung. Brose denkt laut über weitere Stellenstreichungen nach. Selbst Standortgarantien vermag der neue Firmenchef nicht zu geben.
Die deutsche Automobilbranche steckt in einer handfesten Krise. Unter der wirtschaftlichen Talfahrt leiden auch die fränkischen Zulieferer immens. Schaeffler hofft, mittels üppiger Stellenstreichungen die Wende zu schaffen. Der in Herzogenaurach beheimatete Konzern plant überdies die komplette Schließung von zwei Standorten. Zu kämpfen hat ebenfalls die Firma Leoni mit Sitz in Nürnberg. Bis 2026 soll der Betrieb um 4500 Mitarbeiter schlanker werden. Auch das Coburger Familienunternehmen Brose will Personal abbauen: 950 Arbeitsplätze sollen weichen, kündigte Gesellschafter Michael Stoschek Mitte Oktober an.
Wie nun bekannt wurde, könnten gleichwohl zusätzliche Jobs bei Brose wegfallen. Weil sich der Automobilzulieferer in einer angespannten Situation befinde, werde die Personalsituation sehr intensiv geprüft, erklärte der neue CEO Stefan Krug im Gespräch mit BR24. "Ob die Zahl der genannten 950 Stellen im Zeitalter von sinkender, stagnierender Märkte dauerhaft haltbar ist oder steigen kann, ist noch nicht abzusehen", wird Krug zitiert.
Angespannte Lage bei Brose: Coburger Zulieferer-Riese zieht erneuten Personalabbau in Betracht
Brose zählt nach eigenen Angaben zu den fünf größten Autozulieferern in Familienbesitz weltweit. Die Wurzeln des Unternehmens liegen im Jahr 1908. Der Mechatronik-Spezialist entwickelt und produziert Systeme für Fahrzeugtüren, Klappen und Sitze. Jeder dritte Neuwagen sei mit mindestens einem Brose-Produkt ausgestattet, heißt es auf der Firmenwebseite.
Doch wie so viele Akteure der Branche stehen auch die Coburger im Augenblick vor gewaltigen Herausforderungen. Im Zuge der eingeleiteten Umstrukturierung werden laut Brose-Geschäftsführer Krug gegenwärtig mögliche Stellenstreichungen geprüft - insbesondere in Hochlohnländern wie Deutschland.
Krug, der Brose seit fast drei Jahrzehnten verbunden ist, kann laut Eigenaussage auf viele Höhen und Tiefen zurückblicken. Aktuell könne er keine Garantie zur Sicherung von Standorten bieten, da die wirtschaftliche Lage von Unsicherheiten geprägt sei, hält der 60-Jährige gegenüber BR24 fest.
"Muss vom Tisch": Brose-Geschäftsführer fordert Stopp von Verbrenner-Verbot
Besonders einschneidend ist demnach der Neuwagenabsatz. Dieser habe in den vergangenen Monaten einen dramatischen Rückgang erlebt. In diesem Kontext fordert Krug von der Politik klare Richtlinien und Lösungen, insbesondere in Bezug auf das Verbrenner-Aus ab 2035. "Das muss vom Tisch", betont er mit Blick auf das vorgesehene Verbot.
Zwar steht das Klimaziel fest, doch der Weg dorthin sollte laut Krug flexibilisiert werden, um die technologische Stärke der deutschen Automobilindustrie bestmöglich zu nutzen. Gleichzeitig hebt er die Notwendigkeit hervor, Bürokratie abzubauen und die Energiekosten planbar zu gestalten. Die Brose-Unternehmensgruppe verfügt über 68 Standorte weltweit - darunter die fränkischen Niederlassungen in Coburg, Bamberg, Hallstadt und Würzburg.