Der Seniorenbeirat von Neustadt kämpft weiter um den Erhalt des Serviceangebots der Postbank am Arnoldplatz.
Als Sprecherin des Seniorenbeirats der Stadt, liegt Renate Gretzbach das Wohl der älteren Menschen in Neustadt am Herzen. Einen Verlust an Service und Nahversorgung kann sie daher nicht unkritisch sehen. Genau das bedeutet aber der Abbau von Geldautomat und Kontoauszugsdrucker der Postbank in der Filiale am Arnoldplatz für die Senioren, findet sie.
Schon im Dezember kündigte das Unternehmen den Schritt an, der auch den Leiter des Post Point Markus Schmid ärgerte. Zunächst, weil ihm einfach lapidar von der Zentrale mitgeteilt wurde, dass wohl zum Jahresende die Automaten entfernt werden. Ein Grund wurde ihm nicht genannt. Das war im November. Im Dezember waren die Automaten weg. Der Abbau wurde Schmid immerhin am Tag vorher mitgeteilt.
Automaten zu teuer
"Die Automaten sind im Unterhalt zu teuer", erklärte Schmid damals auf Anfrage unserer Zeitung den Grund der Postbank für den Abbau. Außerdem habe die Bank festgestellt, "dass mehr Fremdkunden als Festkunden an den Automaten kommen", sagte Schmid. Er hat Verständnis für die Argumentation von Renate Gretzbach, dass Senioren auf die Automaten angewiesen seien, und bemühte sich um Abhilfe. Es wurde von der Zentrale der Postbank in Bonn ein Multifunktionsdrucker für die Filiale in Aussicht gestellt. Der würde immerhin für Überweisungen und genutzt werden können, aber nicht zum Abheben von Bargeld. Der nächste Automat, an dem es Auszüge gibt, steht in Sonneberg.
Die Postbank bleibt dabei: Ein Geldautomat für Neustadt rentiert sich nicht. Katharina Dziubinski vom Beschwerdemanagement der Postbank bittet in einem Schreiben vom 30. Januar Gretzbach und die Senioren um Verständnis. Sie erinnert: "Die Partneragentur Markus Schmid steht weiterhin für Postbankgeschäfte zur Verfügung. Während der Öffnungszeiten können Sie Ein- und Auszahlungen vornehmen."
Bleibt das Problem, sich Kontoauszüge zu besorgen. Dziubinski: "Unsere Kunden erhalten ihre Kontoinformationen auch bequem von zu Hause." Dafür bietet sie den Neustadter Senioren folgende Wege an: Erstens können sie sich ihren Finanzstatus zusenden lassen. Das kostet 1,90 Euro pro Auszug. Mit der Bahn zum Automaten nach Sonneberg und zurück beträgt der Fahrpreis 3,40 Euro. Zweite Möglichkeit: Die Postbankkunden können die Umsätze auf ihren Konten telefonisch abfragen. Dafür müssen sie eine Telefon-Pin eingeben. Und als dritte Variante bleibt ihnen der Weg, kostenlos die Umsätze im Online-Banking abzurufen. Auch Überweisungen sind telefonisch oder online möglich. Um Geld vom Automaten zu holen, können Postbankkunden außerdem den Automaten in der Filiale der Hypo Vereinsbank in Neustadt am Markt nutzen.
Ein Schreiben, das Renate Gretzbach nicht unbeantwortet lassen wollte. Denn für sie steht fest, dass diese Angebote nicht für alle Senioren infrage kommen. "Gerade in dieser Altersgruppe fällt es sehr vielen Menschen außerordentlich schwer, ihre Umsätze telefonisch nach Eingabe einer Telefon-Pin abzufragen. Außerdem haben sehr viele Ältere weder einen Computer noch ein Tablet oder ein Smartphone und können sich daher ihre Umsätze auch nicht im Online-Banking anzeigen lassen." Es sei zudem Realität, dass viele Senioren mit einer Rente leben müssen, die so knapp bemessen ist, dass der Preis für die Fahrt nach Sonneberg wegen der Kontoauszüge für sie einen erheblichen Betrag darstellt.
Aber Boni sind rentabel?
In diesem Zusammenhang kann sich Renate Gretzbach einen Seitenhieb auf die Chefetage der Bank nicht verkneifen: "Wenn man aufmerksam die Zeitung liest und die entsprechenden Beiträge im Fernsehen anschaut, in denen die Boni der Vorstände von Banken genannt werden, dann versteht man nicht, dass ein Geldautomat und Kontoauszugdrucker entfernt wird, weil es nicht wirtschaftlich ist!"
Dass der Geldautomat in der Hypobank genutzt werden kann, sei eine Erleichterung, sagt Gretzbach. Doch dass es nicht möglich sein soll, dort auch Kontoauszüge der Postbankkunden zu drucken, ist ihr unverständlich.
Sie fordert die Postbank noch einmal auf, eine Lösung zu finden, mit der die Senioren in Neustadt zufrieden sein können.
Markus Schmid stellte Ende Januar bereits fest, dass schon einige Kunden ihr Konto bei der Postbank gekündigt haben.
Von der Postbank war das nicht anders zu erwarten, denn Kunden sind dort nur lästig. Ich hatte auch Ärger mit dieser Bank. Vor ca. einem Jahr hat die Postbank für mein bisher gebührenfreis Girokonto versucht, willkürlich Gebühren (9,90€ pro Mon.) einzuführen. Natürlich habe ich widersprochen, denn damit bleiben die alten Bedingungen gültig. Die Postbank hat versucht, mich zu nötigen, den neuen Gebühren zuzustimmen und mir mit Kontokündigung gedroht. Selbstverständlich habe ich sofort zurückgedroht und den Fall der Verbraucherzentrale Hamburg gemeldet, denn die Postbank hatte bereits eine Abmahnung kassiert. Nachdem die Postbank mir ungerechtfertigte Gebühren einfach so abgebucht hat (19,80€für 2 Mon.), habe ich mit einer Anzeige wg. Betrug und rechtlichen Schritten gedroht. Dann hat die Postbank die Gebühren wieder gutgeschrieben und großspurig ("ohne Anerkennung einer Rechtspflicht") so getan, als ob ich dafür noch dankbar sein sollte. Das Giro wurde mir dennoch gekündigt. Zum Glück habe ich mehrere Giros bei vernünftigen (Online-)Banken und bin damit unabhänig von Banken mit solchen dubiosen Geschäftspraktiken. Aus Bankforen weiß ich, dass ich kein Einzelfall war und die Postbank das systematisch so gemacht hat. Deshalb war absehbar, dass der Geldautonat in Neustadt abgebaut wird.
Die älteren Leute haben doch bestimmt Angehörige, die ihnen helfen können und dann das Geld am Automaten holen. Es gibt in Neustadt immer noch 3 Banken, die dort einen Automaten betreiben. Die Konten sind dort jedoch ziemlich teuer (z. B. 7,-€ mtl. bei der Sparkasse würde ich niemals bezahlen). Außerdem kann man als Postbankkunde bei der HVB gebührenfrei Geld mit der Girokarte (EC-Karte) abheben. Wenn man bei verschiedenen Onlinebanken Kunde ist, kann man bei jedem Geldautomaten gebührenfrei Geld abheben, egal welcher Bank er gehört, sogar weitweit.