Aufregung an Coburger Schule: Noten "unzweifelhaft" geschönt

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Das Standbild von Schulgründer Herzog Casimir hat schon viel erlebt und mitansehen müssen. Und zumindest für ihn lässt sich sagen: Er wird auch die jetzige Aufregung überstehen. Foto: Helke Renner
Das Standbild von Schulgründer Herzog Casimir hat schon viel erlebt und mitansehen müssen. Und zumindest für ihn lässt sich sagen: Er wird auch die jetzige Aufregung überstehen. Foto: Helke Renner

Immer mehr Stimmen werden laut, die sich zu den schulinternen Vorkommnissen am Casimirianum äußern. Mit Namen wollen die Lehrer und Schüler jedoch nicht genannt werden. Es gibt aber auch Solidarität mit dem Direktor.

Der Stein rollt. Und zwar kam er ins Rollen, nachdem das Tageblatt in der vergangenen Woche aufgrund vertraulicher Informationen beim Kultusministerium nachgefragt hatte, ob eine Beschwerde gegen den Direktor des Gymnasiums Casimirianums vorliegt. Immerhin steht der Verdacht im Raum, Burkhard Spachmann habe die Abiturnoten im Fach Deutsch "geschönt".

Bis zum Wochenende sollen die Abiturnoten vom Ministerialbeauftragten und Fachlehrern überprüft werden. Dann liegen Ergebnisse vor. Wie die Online-Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" schreibt, soll es "unzweifelhaft zu Notenverbesserungen gekommen sein". Spiegel-Redakteur Christian Füller, der in engem Kontakt mit der Tageblatt-Redaktion steht, hat die Information aus der Schule direkt, wie er sagt.

Spachmann hat informiert

Es heißt, der Direktor habe inzwischen schulintern darüber informiert, dass es zu
Korrekturverbesserungen gekommen sei. "Wenn Herr Spachmann Noten verbessert hat, dann gab es dafür pädagogische Gründe", wird allerdings jemand aus Schulkreisen zitiert, der ungenannt bleiben möchte. Es sei eine ganze Reihe von Schülern "angehoben" worden, und zwar im Fach Deutsch. Wie das Tageblatt erfuhr, sollen einige Schüler zusammen mit dem Abiturzeugnis eine schriftliche Mitteilung vom Direktor bekommen haben, in der er die Noten erläutert. Burkhard Spachmann ist selbst Deutschlehrer und Drittkorrektor. Falls Unstimmigkeiten zwischen der ersten und zweiten Abiturbewertung auftreten, überprüft er die Abiturarbeit eigenhändig.

"Es gab Schwierigkeiten bei uns", sagte ein Lehrer dem "Spiegel", gleichfalls ohne Namensnennung. "Eine Gruppe von Lehrern hat das jetzt mal zur Überprüfung gegeben."

Der Vorsitzende des Elternbeirats des Gymnasiums Casimirianum, Alexander Treiber, zeigte sich jedoch überzeugt, die Überprüfung der Abiturnoten werden ergeben, dass der Direktor korrekt gehandelt habe. "Es wird nichts herauskommen, was nicht begründbar ist", betonte Alexander Treiber.

"Spiegel online" stellt die Frage, warum wohl ein Direktor die Noten anheben würde - und nennt auch gleich zwei mögliche Antworten: "Über Gründe für das Coburger Notenlifting gibt es zwei Erzählungen. In der einen wird der Schulleiter als arrogant und autoritär beschrieben, als einer, der seine Schule stets als Musterschule verkaufen will. In der anderen wird Spachmann als Erneuerer des bayerischen Gymnasiums gepriesen. Es sei ihm gelungen, viele Realschüler an die Schule zu holen und zu integrieren. Allerdings kämpfe Spachmann schulintern mit ehrgeizigen Studienräten alten Schlages, die hohe gymnasiale Standards durchsetzen wollten - und extrem streng benoten."

Auch CSU-Minister im Visier

Und weiter heißt es in dem "Spiegel"-Text übers Casimirianum: "Die Schule gehört zu jenen 100 Gymnasien, die Kultusminister Spaenle auserkoren hat, den größten Makel des bayerischen Schulsystems zu beheben: den Mangel an Durchlässigkeit. Das Casimirianum nimmt auch Realschüler auf, und zwar in Ergänzungsklassen in der 10. Stufe. Da bleiben Probleme nicht aus. Nicht immer werden die Realschüler von den Gymnasiasten mit offenen Armen empfangen. Eine betroffene Mutter klingt so: ,Die Schüler wissen gar nicht, woran sie sind. Erst werden sie freundlich empfangen und dann superstreng benotet.'"

Einen Mitarbeiter des Kultusministeriums zitiert der "Spiegel" mit den Worten: "Die Schule tut sicher mehr als andere Schulen, um das bayerische Gymnasium zu modernisieren. Dass es einen "Realschüler-Bonus" gibt, hält er allerdings für ausgeschlossen. "Die Realschüler haben am Casimirianum ihre Schonfrist in der 10. Einführungsklasse, da werden sie sehr individuell angeleitet. Einen Noten-Rabatt im Abitur aber gibt es sicher nicht."

Spachmann selbst hatte sich in der vergangenen Woche mit einer schriftlichen Erklärung zu Wort gemeldet. "Der Abschluss der aufwendigen Überprüfungsarbeit durch hochqualifizierte Deutschfachlehrkräfte bei den Ministerialbeauftragten zu Fragen der Korrektur und Bewertung muss jetzt abgewartet werden." Und: "Aus allen Erkenntnissen gewinnt das Gymnasium Casimirianum wertvolle Grundlagen zur Einschätzung der bisherigen Arbeit - hier speziell im Fach Deutsch."

Auch im Spiegelwird über die Aufregung am Casimirianum berichtet.