Asylbewerber in Neustadt: "Stimmung ausgesprochen gut"

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Diskutieren regelmäßig über die Bedingungen für die Unterbringung der Flüchtlinge in der Neustadter Frankenhalle (von links): Marcel Valenta vom Sicherheitsdienst, Zweite Bürgermeisterin Elke Protzmann und Oberbürgermeister Frank Rebhan. Foto: Berthold Köhler
Diskutieren regelmäßig über die Bedingungen für die Unterbringung der Flüchtlinge in der Neustadter Frankenhalle (von links): Marcel Valenta vom Sicherheitsdienst, Zweite Bürgermeisterin Elke Protzmann und Oberbürgermeister Frank Rebhan. Foto: Berthold Köhler

Oberbürgermeister Frank Rebhan spricht über die Situation in der Frankenhalle, ein "leuchtendes" Neustadt und eine syrische Familie, die er am liebsten gar nicht mehr weglassen würde.

Für knapp über 30 Asylbewerber ist die Frankenhalle zur vorübergehenden Heimat geworden. Was an anderen Orten in Deutschland mit höchst unappetitlichen Begleiterscheinungen aus der rechten Szene einher ging, scheint in Neustadt geräuschlos und gut zu funktionieren.

Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD), der sich erst vergangene Woche bei einer Buchvorstellung über Neustadter Auswanderer im 19. Jahrhundert deutlich politisch positionierte, spricht über seine Erfahrungen und Gespräche mit den Flüchtlingen in der Sporthalle.

Wie oft schauen Sie in der Halle vorbei und wo sehen Sie ihre Aufgabe bei der Betreuung der Flüchtlinge?
Frank Rebhan: Im Prinzip versuche ich, täglich in der Halle vorbei zu schauen. Ich will mich dabei um grundsätzliche Sachen, aber auch um Einzelprobleme kümmern.
Da kann es auch einmal nur darum gehen, ein Paar passende Schuhe zu organisieren oder nach einer Möglichkeit zu suchen, wo die Jungs ein bisschen mit Fußballspielen können.

Wie nehmen Sie die Stimmung der Flüchtlinge in der Frankenhalle wahr?
Als ausgesprochen gut. Viele der Menschen, die jetzt in der Frankenhalle leben, kommen aus einem Kriegsgebiet. Sie können hier in Frieden leben. Wenn man sich mit ihnen unterhält, dann sprechen sie von einem Paradies hier in Neustadt. Der Alltag in der Halle funktioniert bei 30 Flüchtlingen problemlos.

Wie setzt sich die Gruppe der rund 30 Asylbewerber in Neustadt zusammen?
Es sind viele junge Menschen aus allen Bildungsschichten: Handwerker, Bauern, aber auch Mediziner, Ingenieure und Studenten. Sie kommen in der Mehrzahl aus Syrien, Afghanistan und Pakistan.

Laut Plan könnten bis zu 300 Flüchtlinge in der Frankenhalle untergebracht werden - ist das wirklich machbar?
Wir sind auf bis zu 300 Flüchtlinge vorbereitet - also würden wir das auch schultern. Aber klar ist, dass es bei so vielen Menschen für alle Beteiligten schwierig wird.
Wie könnte man die Flüchtlinge denn beschäftigen?
Wir haben die Idee, den handwerklich interessierten Flüchtlingen über unseren Bauhof 1,20-Euro-Jobs zu ermöglichen. Ob Spielplätze oder Grünflächen - da gibt es genügend Aufgaben.

Wie sehr ist die Stadtverwaltung in die Betreuung der Flüchtlinge involviert?
Meine Besuche in der Frankenhalle kommen zeitlich gesehen "obendrauf". Das heißt: Dafür fallen keine anderen Sachen weg. Wir in der Verwaltung treffen uns einmal in der Woche und arbeiten eng mit dem Landratsamt zusammen. Mir persönlich geht es darum, nicht aus jedem Problem gleich eine Behördenakte zu machen. Das sehen Elke Protzmann und Martin Stingl als meine Stellvertreter übrigens genauso.

In anderen deutschen Städten und Gemeinden gab es in den vergangenen Tagen gewaltige Aufregung um Flüchtlingsunterkünfte. Bekommen Sie da Bedenken zur Sicherheit?
Bundespräsident Joachim Gauck hat gerade erst von einem leuchtenden Deutschland gesprochen. Auch Neustadt leuchtet. Wir haben viele Menschen, die hohes Interesse haben, den Flüchtlingen zu helfen. Es beeindruckt mich sehr, was die Neustadter derzeit auf diesem Feld leisten.

Und wenn Wirrköpfe von auswärts nach Neustadt kommen und Krawall machen wollen?
Dann haben wir einen sehr guten Sicherheitsdienst.

Was geht in Ihnen vor, wenn Sie von den Übergriffen auf Flüchtlingsunterkünfte lesen?
Mich ärgert es ganz entschieden, wenn dabei von "Asylgegnern" gesprochen wird - Terroristen oder Volksverhetzer sind da die richtigen Begriffe.

Kann die Frankenhalle zu einer dauerhaften Unterkunft werden?
Nein - alleine schon deshalb, weil wir diese Halle brauchen. Wir arbeiten daran, sinnvolle Alternativen zu finden. Sinnvoll heißt aber auch, dass auf keinen Fall Menschen in eine Unterkunft hineingepfercht werden. Es geht darum, einfachen Wohnraum für diese Menschen zu schaffen.

Sie sprachen von einem Flüchtlings-Ehepaar: er Bauingenieur, sie Allgemeinärztin. Die Stadt könnte solche Fachkräfte sicher gut gebrauchen, oder?
Auf jeden Fall! Deshalb habe ich auch mit unserem Neustadter Arzt, Dr. Gerhard Beyer, und Kanat Akin als Juristen gesprochen - mit dem Ziel, dass die Beiden in Neustadt bleiben können. Es wäre gut für uns, wenn dies der Fall wäre. Ob es uns gelingt? Wir werden es auf jeden Fall versuchen!

Flüchtlinge aus Syrien haben zumeist gute Chancen auf ein Bleiberecht. Wie kann man diesen Menschen helfen?
Die Basis für eine schnelle Integration ist die deutsche Sprache. Bei meinen Besuchen in der Frankenhalle habe ich gemerkt, dass da großes Interesse besteht. Derzeit helfen Freiwillige den Flüchtlingen bei Problemen mit der Sprache. Aber wenn die Schule wieder losgeht, werden unsere Möglichkeiten besser.

Die Frankenhalle hat den Status eine zeitlich begrenzten Unterkunft. Glauben Sie, dass es in nächster Zeit ein Ende der Flüchtlingswelle geben wird?
(Frank Rebhan überlegt lange) Nein. Den Löwenanteil der Asylbewerber stellen Flüchtlinge aus Krisengebieten dar. Und wenn ich sehe, was da los ist, dann mache ich mir wenig Hoffnung, dass es absehbar dort besser wird.