Asylbewerber in Coburg: Wohn-Container als Alternative

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Asylbewerberunterkunft in Modulbauweise in Kriftel (Main-Taunus-Kreis, Hessen). Es wurde im August eröffnet. Hier leben 40 Menschen. Auch in Bayern gibt es laut Sozialministerium schon Asylbewerberunterkünfte in solchen Containern. Foto: Arne Dedert/dpa
Asylbewerberunterkunft in Modulbauweise in Kriftel (Main-Taunus-Kreis, Hessen). Es wurde im August eröffnet. Hier leben 40 Menschen. Auch in Bayern gibt es laut Sozialministerium schon Asylbewerberunterkünfte in solchen Containern.  Foto: Arne Dedert/dpa

Was tun, wenn der Wohnraum für Asylbewerber fehlt? Die Stadt Coburg denkt inzwischen über Container am Hinteren Floßanger nach - doch diese Lösung wäre nach Ansicht der Regierung von Oberfranken vermutlich zu teuer.

"Wir brauchen im Prinzip jede Woche eine Wohnung." So beschreibt Michael Selzer, Pressesprecher der Stadt Coburg, das Problem, vor dem die Stadt in Sachen Asylbewerber steht: Wöchentlich kommen acht neue Asylsuchende in Coburg an, die untergebracht werden müssen. Der Landkreis muss derzeit zwölf Personen pro Woche zusätzlich unterbringen.

Umbauen dauert

Die Stadt und die Wohnbau versuchen, zusätzliche Räume bereitzustellen: In der Sally-Ehrlich-Straße soll ein Wohnbau-Haus für eine Großfamilie umgebaut werden, die derzeit noch in der Notunterkunft für Obdachlose untergebracht ist. In der Viktoriastraße wollte die Stadt Räume wieder bewohnbar machen, die nun schon geraume Zeit leerstanden. Doch dieses Projekt ist nun abgeblasen, da zu teuer, sagt Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD), zuständig für Soziales und Asylbewerber. 220 Asylbewerber hat die Stadt derzeit zu betreuen; die Sammelunterkünfte an der Rodacher Straße, der Uferstraße und in Scheuerfeld sind mit 155 Menschen längst voll.

Aber egal, wo umgebaut wird - es gehe nicht schnell genug, sagt Selzer. Bau- und planungsrechtliche Vorschriften hemmen, und die Kosten müssten auch im Auge behalten werden. Große Gebäude wie im BGS-Gelände seien nur mittelfristig eine Lösung des Problems - die Kompaniegebäude zu ertüchtigen würde von Ausschreibung bis Fertigstellung mehrere Monate in Anspruch nehmen.

Also Container? "Das sind keine schlechten Unterkünfte!", betont Selzer, der als Reserveoffizier im Afghanistan-Einsatz selbst monatelang in einem solchen Modul-Gebäude lebte. "Modulbauweise" ist auch das Wort, das Oliver Hempfling bevorzugt, Pressesprecher der Regierung von Oberfranken. Dort hat man sich mit dem Coburger Gedankenspiel ebenfalls schon befasst. Aber: "Im Notfall denkbar, aber eher unwahrscheinlich, da zu teuer", fasst Hempfling die Haltung der Regierung von Oberfranken zusammen.

Für die Kosten der Unterkünfte muss letztlich der Freistaat Bayern aufkommen. "Unterkünfte in modularer Bauweise bieten einen guten Standard. Sie werden in Bayern bereits zur Unterbringung von Asylbewerbern aber auch von Schulen und Kindergärten genutzt", erklärte eine Sprecherin des Sozialministeriums dazu. "Wie alle Unterkünfte müssen auch diesem dem Gebot der Wirtschaftlichkeit entsprechen, so dass sich hier pauschale Vorgaben oder Grenzen erübrigen."

Unterschieden werden dezentrale und Sammelunterkünfte. Die Sammelunterkünfte werden von den sieben Bezirksregierungen im Freistaat gemanagt, um die dezentralen - einzelne Wohnungen oder Häuser - kümmern sich die Landkreise und kreisfreien Städte.

Sparsam wirtschaften

Doch auch da redet die Regierung mit und prüft, ob die Grundsätze sparsamer Haushaltsführung eingehalten werden. Für Wohnungen werden ortsübliche Mieten gezahlt - genaue Zahlen veröffentlicht die Regierung nicht: "Vertragsinterna", wie es in einer Auskunft vom 11. September hieß. Wohncontainer für 80 Personen in zwei Jahren würden zwischen knapp über 250.000 und 800.000 Euro kosten, je nachdem, ob gebraucht oder neu, gemietet oder gekauft. Genaues, sagt Selzer, wisse man erst nach einer Ausschreibung. Einen Standort habe die Stadt jedenfalls: Am Hinteren Floßanger, wo mittel- bis langfristig eine weitere Schulturnhalle errichtet werden soll. Dort wäre Platz für bis zu 400 Personen in Wohn-Containern.

"Wenn es keine günstigeren, gleichwertigen Möglichkeiten geben sollte, dann wird eine Unterkunft in Modulbauweise möglich sein", sagt Oliver Hempfling. Noch, sagt Selzer, könne die Stadt ihre Asylbewerber unterbringen. "Aber uns gehen schlichtweg die Alternativen aus. Und da ist ein Container allemal besser als eine Turnhalle."