Anklage gegen Coburger Schlachthof-Chef

1 Min
Symbolbild: dpa
Symbolbild: dpa

Über 17.000 Betrugsfälle - die Anklage gegen einen Fleischgroßhändler aus den Haßbergen steht. Geholfen hat ihm laut Staatsanwaltschaft der Chef des Coburger Schlachthofs.

Im Fleischskandal am ehemaligen Schlachthof in Coburg hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Dem Geschäftsführer des größten Fleischverarbeitungsbetriebs am Schlachthof wird Betrug mit einem Schaden von 930.000 Euro vorgeworfen, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Anton Lohneis am Mittwoch mitteilte. Wegen Beihilfe sind der ehemalige Schlachthofleiter und seine damals als amtliche Tierärztin am Schlachthof tätige Ehefrau angeklagt.

Die 28 betroffenen Metzger und Gastwirte waren "gutgläubig", heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft Coburg. Sie bezogen zwischen 15. Juni 2008 und 31. Dezember 2012 Fleisch aus Rinderkeulen vom Coburger Schlachthof, die vom amtlichen Tierarzt als "genussuntauglich" eingestuft worden waren. An die elf größten Abnehmer seien so fast 21.000 Kilogramm Rindfleisch zu einem Gesamtpreis von 79.000 Euro gelangt.

"Das Fleisch war als Lebensmittel nicht verkehrsfähig, andererseits handelt es sich auch nicht um gesundheitsschädliches Gammelfleisch", heißt es in der Mitteilung. Deshalb beschränke sich die Staatsanwaltschaft auf den Vorwurf des Betrugs und sehe von der Verfolgung von Verstößen gegen das Lebensmittelrecht ab.

Im Juni 2013 hatte das TV-Magazin "Quer" berichtet, dass aus dem Coburger Schlachthof sogenanntes K3-Fleisch als Lebensmittel verkauft werde. Ermittlungen liefen an, die Stadt Coburg schloss ihren Schlachthof. Verkauft wurde das fragliche Fleisch, das noch als Tierfutter hätte verwendet werden können, allerdings nicht von einem städtischen Betrieb, sondern von einem der Verarbeitungsbetriebe im Schlachthof.

Der Geschäftsführer dieser Verarbeitungsfirma aus dem Landkreis Haßberge ist nun der Hauptangeschuldigte: 4810 Seiten Anklageschrift, 17.208 Betrugsfälle, ein Gesamt-Betrugsschaden von 930.000 Euro. Mitangeklagt sind der ehemalige Schlachthofleiter, der in städtischen Diensten stand, und seine Frau, die als amtliche Tierärztin im Schlachthof mit tätig war.

Der Verkauf von K3-Fleisch macht aber nur einen kleinen Teil der Vorwürfe gegen den Zerlegebetrieb aus. Der weitaus größere Schaden entstand laut Staatsanwaltschaft Fleischerzeugern und Zwischenhändlern. "Deren Vergütung war abhängig vom Gewicht der geschlachteten Rinder. Um den Kaufpreis zu drücken, soll der Hauptangeschuldigte seine Mitarbeiter veranlasst haben, noch vor dem Wiegen Schlachtkörperteile, insbesondere Fett und Halsfleisch, entgegen den einschlägigen Rechtsvorschriften und somit im Übermaß zu entfernen. Den insgesamt 595 Viehlieferanten entstand hierdurch ein Gesamtschaden in Höhe von ca. 860 000 Euro" heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

Das Wiegen sei nicht im städtischen Teil des Schlachthofs erfolgt, ließ dazu die Stadt Coburg wissen. Zu den Vorwürfen gegen den ehemaligen Schlachthofchef werde sich die Stadt nicht äußern - es gelte die Unschuldsvermutung.

Wann der Prozess vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Coburg stattfinden wird, ist noch offen.