Wenn der Stadtrat seinen Beschluss zugunsten des Hotelprojekts nicht zurück nimmt, will der Verein ein Bürgerbegehren starten.
Eine Versammlung der Altstadtfreunde in der Gaststätte "Münchner Hofbräu" drehte sich vor allem um die weitere Entwicklung am Ketschenanger. Der Verkauf eines Teils des Areals an einen privaten Investor wurde mit großer Mehrheit im Coburger Stadtrat beschlossen. Großes Aufsehen in der Bevölkerung erregten Pläne, wonach dort ein siebenstöckiges Kongresshotel entstehen soll. "Die Altstadtfreunde lehnen den Verkauf des Angers an einen privaten Investor mit Entschiedenheit ab", betonte Minier.
Die Altstadtfreunde unterstützen einen Antrag des Stadtrat-Ehepaares Wolf-Rüdiger Benzel und Martina Benzel-Weyh, der in der Stadtratssitzung am 23. Mai behandelt werden soll. Das Ehepaar fordert darin, den Bebauungsplan "Coburgs neuer Süden" zu überarbeiten. Außerdem soll der Stadtratsbeschluss widerrufen werden, wonach eine Teilfläche des Angers verkauft wird.
Falls der Stadtrat den Antrag des Ehepaar Benzel-Wey ablehnen sollte, kündigte Christa Minier, die Vorsitzende der Altstadtfreunde, ein Bürgerbegehren an. "Wir dürfen uns nicht länger an der Nase herumführen lassen", sagte sie.
Stadt ist kein Hotelier
Wie der Phoenix aus der Asche, so Stadträtin Angela Platsch (Grüne), sei der Investor aufgetaucht. Allerdings gab sie auch zu bedenken, dass Verkaufsangelegenheiten immer in nicht öffentlichen Sitzungen beschlossen werden, andernfalls müsste die Geschäftsordnung geändert werden. Platsch sieht den Bau eines Hotels auch nicht im Aufgabenbereich der Kommune angesiedelt. Sie reagierte mit dieser Aussage auf die Frage von Christa Minier, weshalb die reiche Stadt Coburg nicht selbst ein Hotel errichte beziehungsweise in Erbpacht gehe. Der Verkauf des Teilstückes des Angers sei erst dann in trockenen Tüchern, wenn die Sache notariell abgewickelt sei und das sei noch nicht der Fall, so Platsch. Ein Bedarf sei jedenfalls da, so würden viele Coburger Unternehmer ihre Tagungen in Bamberg durchführen, weil in Coburg Kapazitäten fehlen würden.
Die Diskussion wandte sich der weiteren Gestaltung des ehemaligen Güterbahnhofes zu. Ein Hotel an diesem Standort erachtet Auwi Stübbe, Vorsitzender des Coburger Designforums Oberfranken, nicht für geeignet. Der Platz sei einerseits zu klein und ein Hotel an dieser Stelle würde dem geplanten Globe den Charme und die Sicht nehmen. Eine Nachnutzung des Globes sei schon durch die Gesellschaft der Musikfreunde gesichert, sagte deren Vorsitzender Joachim Rückert.
Abschließend forderten die Altstadtfreunde, Globe, Güterbahnhof, Areal am Anger, Kongresshaus und ehemalige Spindlervilla in eine Gesamtplanung einzubeziehen.
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Ein geänderte Geschäftsordnung wie sie Frau Platsch (Grüne) vorschwebt würde und könnte von der Rechtsaufsicht nicht anerkannt werden. Denn Bereiche, bei denen typischerweise berechtigte Ansprüche Einzelner einer öffentlichen Behandlung entgegen stehen sind nichtöffentlich zu behandeln. Dies sind insbesondere Grundstücksgeschäfte, Personalangelegenheiten, Vergabeangelegenheiten, einzelfallbezogene Abgabeangelegenheiten oder Sparkassenangelegenheiten etc.
Je mehr Zeit verstreicht, desto grotesker werden die Informationen, die es über diese mehr als fragwürdige Aktion des coburger Stadtrats gibt. Jetzt auf einmal heißt es, der "Investor" sei wie "ein Phönix aus der Asche" aufgetaucht. Wenn dem so gewesen ist, hätten nicht hier bei den Stadträten die sprichwörtlichen "roten Lampen" aufleuchten müssen ? Grundsätzlich: diese "Hotelkonzeption" ist ein Irrsinn in jeglicher Hinsicht, aber das zentrale Argument, was gegen diese gesamte Planung vorgebracht werden muß ist nicht etwa die bauliche Konzeption des Hotels - die mag so aberwitzig sein wie sie mag - sondern die schlichte Tatsache, daß hier öffentlicher Grund im Kernbereich der Stadt klammheimlich und unwiderruflich privatisiert werden soll. Wir beklagen landauf, landab die Tatsache, daß immer weniger Flächen für öffentliche Nutzungen zur Verfügung stehen und da muß es nicht nur wie ein Treppenwitz, wenn nicht gar als ein geradezu krimineller Akt begangen an den berechtigten Interessen der Öffentlichkeit erscheinen, wenn hier auf diese Art und Weise ein wirkliches "Filetstück" einem Privaten angedient werden soll. In anderen Teilen der Welt würde man wohl schnell von korruptiven Akten sprechen - wie soll man es hier nennen ? Aus allen diesen Gründen ist die Initiierung eines Volksbegehrens durch die Altstadtfreunde ein Gebot der Stunde, da der Stadtrat selbst ganz offensichtlich die Interessen der Bürger nicht wahrzunehmen gedenkt und ihm folglich "Beine" gemacht werden müssen. Ich hege die berechtigte Hoffnung, daß die Bevölkerung dem Stadtrat eine Lehre erteilen wird, die dieser so schnell nicht mehr vergißt und die kann nur heißen: Finger weg.
Endlich kommt Schwung rein! Bin bei dem Bürgerbegehren sofort dabei!
"Eine Nachnutzung des Globes sei schon durch die Gesellschaft der Musikfreunde gesichert, sagte deren Vorsitzender Joachim Rückert."
Man will dort über 100 Konzerte im Jahr selber veranstalten? Wenn man das Gebäude irgendwie auslasten will braucht man eine dreistellige Anzahl Veranstaltungen im Jahr, die Miete einbringen. Ich bezweifel, dass die Musikfreunde auf Dauer mehr als 10 Veranstaltungen dort drinnen veranstalten werden.
Manche Menschen haben einen Gesichtskreis vom Radius Null und nennen ihn ihren Standpunkt.
David Hilbert