Noch einmal erinnern die Altstadtfreunde anhand von historischen und aktuellen Fotos mit erklärenden Texten daran, was in den zurückliegenden Jahrzehnten in Coburg in Sachen Stadtplanung nicht optimal gelaufen ist.
Der vierte Abrisskalender der Altstadtfreunde wird voraussichtlich auch der letzte sein. Das kündigt Werner Minier, der die Bildauswahl und Bildbearbeitung besorgt und die Texte dazu geschrieben hat, im Vorwort an. Dabei, so stellt er fest, mangele es keineswegs an Beispielen für Bausünden in der Stadt. Gleichwohl sei aber nicht jedes abgerissene Gebäude von spektakulärer Architektur gekennzeichnet gewesen.
Was Werner Minier aber für den Kalender 2016 noch einmal zusammengetragen hat, ist durchaus beeindruckend. Er erinnert zum Beispiel auf dem Januar-Blatt an die Vereinsbrauerei im Hahnweg 2. 1873 gab es dort eine erste Gastwirtschaft, 1885 durch einen Musikpavillon und eine Veranda im Garten ergänzt. Es folgten weitere Umbauten und bauliche Ergänzungen. Und es gab Kinovorführungen im Saal. 1919 stellte die Brauerei ihren Betrieb ein, und die Stadt erwarb die Gebäude. Sie richtete dort Wohnungen und Gewerberäume ein.
Gaststätte und Saal - ihn zeigt das Foto im Kalender - sowie der Garten blieben weiter in Betrieb. Es gab immer mehr Filmvorführungen. 1933 schließlich entstand das Lichtspielhaus Union-Theater. 1999 wurde es abgerissen und das Multiplex-Kino Utopolis gebaut.
Andere architektonisch interessante Häuser waren etwa die Bötticher-Villa am Glockenberg. Dem Verfall preisgegeben, wurde sie 2005 abgerissen und auf dem Grundstück Stadtvillen gebaut. Auch dieses Beispiel ist im neuen Abrisskalender zu finden.
Einen großen Raum nimmt das Viertel um den Bahnhof ein, wo heute ein großer Gebäude-Komplex der HUK Coburg steht. Ihm mussten das Bahnhofshotel (1965 abgerissen), das Wohnhaus Raststraße 1 (1987), das Wohnhaus Kreuzwehrstraße 21 (Anfang der 70er-Jahre) und das Wohnhaus in der Bahnhofstraße 42/44 (1974 nach heftigem Widerstand) weichen.
Keine Anklage, sondern
eine Mahnung
In seinem Vorwort verweist Werner Minier darauf, dass die Auflistung all der Beispiele für Bausünden nicht als Anklage verstanden werden soll, sondern als Mahnung. Er wünscht eindringlich, "künftige Maßnahmen zu überdenken". Wie bei vorausgegangenen Kalender-Ausgaben hat auch diesmal Michael Heinrich die grafische Gestaltung übernommen. Einem historischen Foto ist in bewährter Weise ein aktuelles gegenübergestellt. Gedruckt wurde im Veste-Verlag Roßteutscher.
Am Samstag werden die Altstadtfreunde ihren Kalender an einem Infostand bei der Müller-Drogerie verkaufen. Darüber hinaus ist er im Buchhandel, beim Veste-Verlag Roßteutscher und im Tourismusbüro zum Preis von 9,90 Euro erhältlich.