Alternative Kultur in Coburg: Neuer Freiraum für gescheite Ideen

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Klein, aber fein. Der Verein Alternative Kultur hat in der Hinteren Kreuzgasse 3 sein erstes eigenes Domizil eröffnet. Fotos: Verein/Helke Renner
Klein, aber fein. Der Verein Alternative Kultur hat in der Hinteren Kreuzgasse 3 sein erstes eigenes Domizil eröffnet. Fotos: Verein/Helke Renner
In der Info- und Lese-Ecke gleich beim Eingang soll es zukünftig immer etwas Interessantes geben.
In der Info- und Lese-Ecke gleich beim Eingang soll es zukünftig immer etwas Interessantes geben.
 
 
 
 
 
 
 
 

Der Verein Alternative Kultur hat am Samstag seine ersten eigenen Räume in der Hinteren Kreuzgasse 3 vorgestellt.

Das Wort "frei" hat bei den Mitgliedern des Vereins Alternative Kultur eine enorme Bedeutung - etwa im Frei-Film-Kino, in der Freien Uni und im Freiraum. Letzterer wurde am Samstag in der Hinteren Kreuzgasse 3 (neben der Barmer GEK) eröffnet. Es war ein vollgepackter Tag mit der Vorstellung der verschiedenen Arbeitsgruppen, mit Kurzfilmen, Vorträgen und einem akustischen, also verstärkerlosen, Konzert zum Abschluss. "Wir mussten lange suchen, bis wir etwas Passendes gefunden haben", sagt Michael.
Das Anliegen des Vereins: offen sein für alle, ohne Barrieren. Und an dieser Stelle erschließt sich auch der Begriff "frei". Schon beim ersten Besuch im Tageblatt vor knapp einem Jahr haben Jonas und Marion erläutert, was der Kern des alternativen Konzepts ist: "Es geht uns um einen diskriminierungsfreien Rückzugsraum für ein gleichberechtigtes Miteinander ohne Konsumzwang, Konkurrenz und Leistungsdruck." Was auch einen freien Zugang zu Bildung
und Kultur bedeutet.
Auf diesem Weg haben die Alternativen schon viel geschafft. Im zurückliegenden Jahr gab es eine Reihe von Film-Abenden bei freiem Eintritt - zunächst in der alten Pakethalle auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände, später, als es dort zu kalt wurde, im Wooloomooloo-Bay-Hotel im Steinweg. Dort veranstaltete die Party AG zum Beispiel auch zwei Refugees-Welcome-Partys und einen Abend zur Unterstützung des Freiraum-Konzepts.
Vor einer Woche gab es auf Initiative der Alternative-Kultur-Mitglieder ein Konzert mit der Gruppe "Strom und Wasser" im Jugendzentrum Domino. Schwierig war es bisher mit Vorträgen, Diskussionen, Workshops. Dafür fehlte dem Verein ein eigenes Domizil. Nun hat er in der Hinteren Kreuzgasse etwas gefunden, das seinen Ansprüchen zunächst erst einmal entspricht.


Angebot an Gruppen

Zwei Räume für Veranstaltungen mit kleiner Bar sowie ein kleines Büro stehen dort zur Verfügung. Das Ganze wurde mit diversen Sitzmöglichkeiten bestückt und bietet Platz für eine Lese- und Info-Ecke. Ein Beamer soll für Vorträge und Workshops genutzt werden. Auch Kurzfilme können dort gezeigt werden. "Darüber hinaus wollen wir den Raum auch Gruppen anbieten", erläutert Michael. Einmal wöchentlich soll es einen Vortrag geben und am Freitag und Samstag wird der Freiraum abends geöffnet sein. Auch eine Nutzung als offenes Café ist geplant.
Hatte der Verein vor einem Jahr gerade einmal 15 Mitglieder, so sind es inzwischen 30. Verschiedene Arbeitsgruppen bedienen die Themen, die den Alternativen am Herzen liegen. Die AG Freifilm kümmert sich, wie der Name sagt, um die Auswahl der Filme, die alle drei Wochen gezeigt werden. Die Zahl der Zuschauer ist von anfänglich fünf auf etwa 80 angewachsen. Die Party-AG organisiert die Veranstaltungen im Wooloomooloo-Bay-Hotel. Die Hälfte der Einnahmen werden an Organisationen oder Stiftungen gespendet. Flüchtlinge haben freien Eintritt.
Die Garten-AG ist bisher noch nicht so richtig zum Zug gekommen. Das aber wird sich ändern, sobald es das Wetter erlaubt. Grundidee dafür sei das sogenannte Urban Gardening, also das zwanglose Gärtnern in der Stadt, erzählt Jonas. "Es geht uns darum, auf einer stadtnahen Fläche Leuten die Möglichkeit zu bieten, selbst etwas anzubauen und sich auszutauschen." Andreas verrät, dass die Gruppe schon eine konkrete Fläche im Auge hat. "Aber es ist alles noch in Planung." Ein Ziel für die Zukunft soll auch die solidarische Landwirtschaft sein.
Die Arbeitsgruppe Freie Uni kümmert sich um Experten-Vorträge. "Es geht uns dabei um politische Bildung, aber es wird auch Aktuelles aufgegriffen", sagt Jonas. Er denkt dabei zum Beispiel an Themen wie Sexismus, Behindertenrecht oder Nachhaltigkeit. Dazu sollen auch Masterarbeiten von Studierenden der Hochschule oder von außerhalb vorgestellt werden.


Kontakt zu Initiative Stadtmuseum

E inen guten Kontakt gibt es inzwischen zur Initiative Stadtmuseum. "Wir können uns vorstellen, in Zusammenarbeit mit der Initiative spezielle Veranstaltungen für die jüngere Generation anzubieten", erläutert Michael. Vorsitzender Rupert Appeltshauser war übrigens auch zur Eröffnung des Freiraums gekommen.
Schließlich gibt es noch die Gruppe Organize. "Das ist eine Antirassismus-Gruppe. Unser Ziel ist es, nicht mehr nur zu reagieren, sondern zu agieren - mit Workshops, Vorträgen, Konzerten", stellt Michael klar. Geplant sei auch eine Zusammenarbeit mit Flüchtlingen. Und das Festival contre le racisme, eine seit 2003 existierende Kampagne gegen Rassismus, Fremden- und Ausländerfeindlichkeit, wollen die Alternativen nach Coburg zu holen.