Was macht die Adventskonzerte des Melchior-Franck-Kreises zu ganz besonderen musikalischen Erlebnissen? Ist es die Verbindung eines reizvollen Programms mit der Ausstrahlung eines außergewöhnlichen Kirchenraumes? Der Andrang in der Coburger St.-Nikolaus-Kapelle ist jedenfalls beeindruckend.
Es ist schon eine langjährige, liebgewonnene Tradition - die weihnachtliche Einstimmung durch den Melchior-Franck-Kreis Coburg unter Knut Gramß in der St. Nikolaus-Kapelle am Rosengarten.
Wie immer hatte er mit seinen Sängern und Musikanten ein reichhaltiges Programm von der Gregorianik bis zum Barock sorgfältig vorbereitet, dabei auch einige Tänze aus dem Orff-Schulwerk eingestreut, die sich aber wegen ihrer auf alte Vorbilder zurückgehende Techniken sehr gut in die Vortragsfolge einfügten. Auch die drangvolle Enge in der kleinen Kirche gehört zu diesem Konzert und kann der trauten Atmosphäre nichts anhaben. Zu Beginn des gut einstündigen Programms gab es eine "Orff'sche Einstimmung zu dem weihevollen gregorianischen "Benedicamus aeterno regi" der Sänger.
Es leuchtet der Morgenstern
Der zwischen Renaissance und Barock wirkende Michael Praetorius war gleich mehrfach mit seinen gediegenen Kompositionen vertreten dem festlichen "Deo dicamus gratias" für Chor und Instrumente, dem zart von den Flöten intonierten "Deo dicamus in Festo Nativitatis" und dem ebenso klangvoll vom Flötenquintett intonierten Choralsatz "Wie schön leuchtet der Morgenstern". Aber auch eine Vielzahl früherer und späterer Zeitgenossen wie Scandellus, Handl (auch Gallus genannt), Werner, Vulpius und Staden waren mit eindrucksvollen Werken vertreten.
Aus dem Orff-Schulwerk erklangen ein alter Sonnwendtanz für Flöte und Trommel sowie die schwungvolle Tarantella "Bergerettes" über einem Bordun-Bass. Weit zurück in die herbe frühe Mehrstimmigkeit führte das "Ave mater, o Maria" des letzten Minnesängers Oswald von Wolkenstein.
Alles wurde von den Mitgliedern des Melchior-Franck-Kreises in vorbildlicher Weise - sei es sängerisch oder instrumental - interpretiert. Zuverlässige Beherrschung der vornehmlich alten Instrumente vereinte sich mit den homogenen Singstimmen zu klangvollem, rhythmisch präzisem Zusammenspiel, für welches Knut Gramß neben seiner stets sorgfältigen Gestaltung der einzelnen Stücke durch klare Zeichengebung sorgte.
Texte zur Auflockerung
Wie immer brachte er auch zur Auflockerung einige Texte zum Vortrag, die aus dem "Heliand" des 9. Jahrhunderts, von Michael Weise (Adventsgedicht) und Friedrich Rückert ("Gottes Licht") stammten.
Als krönender Abschluss und umfangreichstes Werk des Abends erklang das "Deutsche Magnificat" von Andreas Hammerschmidt festlich und abgerundet, wobei sich Sänger und Musikanten intonationsmäßig wacker gegen die einsetzende Kirchenglocke zu behaupten wussten.
Nach gebührendem Beifall kam dann auch noch der bis dahin vernachlässigte Namenspatron Melchior Franck zu seinem Recht, mit seiner schwungvollen Choralbearbeitung "Heut triumphier'n die Engelein".
Konzert wird am Donnerstag wiederholt
Übrigens wiederholt der Melchior-Franck-Kreis dieses Konzert am Donnerstag (10. Dezember, 19 Uhr) in St. Johannis in Rödental.