Als Goethe in Neustadt weilte und vom "Muckberg" beeindruckt war

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Diese Straße in Neustadt erinnert an Goethe. Sie mündet unmittelbar in die Bahnhofstraße.
Diese Straße in Neustadt erinnert an Goethe. Sie mündet unmittelbar in die Bahnhofstraße.
Foto: Archiv/Jochen Berger

Vor fast 240 Jahren, am 16. Mai 1782, weilte Johann Wolfgang von Goethe in Neustadt.

Nicht als Dichter, sondern als Geheimer Rat und Kammerpräsident des Herzogs Carl August kam er mit einem besonderen diplomatischen Auftrag zu Herzog Ernst Friedrich nach Coburg und auf der Rückreise auch in unsere Stadt.

"Wahrscheinlich ein Sandgebirg"

Diese "thüringische Reise" bot Goethe willkommene Gelegenheit, in die Klüfte der Erde, ins Reich der Steine einzudringen, obwohl ihn sein offizieller Auftrag in die Audienzsäle der Fürstenhöfe führte. Goethe interessierte sich nämlich sehr für Mineralogie und Geologie und hatte sich diesen Wissenschaften leidenschaftlich ergeben. Seine Gesteinssammlung umfasste 37 000 Stück. Da er damals zu Pferd unterwegs war, ist ihm sicher auf dem Ritt von Mönchröden nach Neustadt auch die große geologische Verwerfungsspalte aufgefallen, die kurz nach Mönchröden durch unsere Gegend führt.

Der Muppberg muss den stattlichen Mann im goldverbrämten blauen Reitkleide ganz besonders beeindruckt haben, denn er schrieb in einem Aufsatz über "Mineralogie von Thüringen und angrenzender Länder": "Wahrscheinlich ist der Muckberg auch ein Sandgebirg." Damit wollte Goethe mit den Worten seiner Zeit ausdrücken, dass es sich hier um eine Buntsandsteinformation handelt.

Der Dichter hat vermutlich in Sonneberg übernachtet und von dort aus mit Obristleutnant Keßler von Sprengseysen, der die geologischen Merkwürdigkeiten des Landes beschrieben hatte, einen Ausflug zu den Porzellansandbrüchen bei Limbach unternommen. Er konnte es nicht glauben, dass so hoch auf dem Tonschiefergebirge noch eine Buntsandsteinschicht liegt.

Geologische Rätsel

Der Vermerk darüber lautet: "Ich wollte es nicht glauben, bis mich meine eigenen Augen davon überzeugten. Sollte man in der Folge Gelegenheit und Muße finden, denen Revolutionen der alten Wasser nachzugehen, so wäre dies ein sehr merkwürdiger Punkt. Man würde, wie ich überzeugt bin, hier das höchste Niveau, das die alten Wasser gehalten, bestimmen können. Es liegen, wie in allen dergleichen Brüchen, verschiedene Lagen übereinander, sie sind aber meistens sehr rein, und einige darunter stehen gut im Feuer und werden zu Glas- und Porzellanöfen gebraucht."

Goethe hat gefühlt, dass hier bei Limbach ein Schlüssel zu den Rätseln des geologischen Aufbaues des Thüringer Waldes liegt. Leider ist sein Plan, hier noch genauere Studien zu machen, nicht zur Ausführung gekommen.

Ein zweites Mal weilte Goethe am 14. März 1790 in Neustadt, als ihn seine zweite Reise nach Italien führte. Von Saalfeld kommend war er kurz vor 2 Uhr in der Frühe in Judenbach eingetroffen und um 4 Uhr weitergefahren. Er dürfte gegen 7.30 Uhr in Neustadt angekommen sein.

Da er erst gegen 10.30 Uhr in Coburg eintraf, ist anzunehmen, dass er in Neustadt gefrühstückt hat.

Einen weiteren Artikel über die Verbindungen zwischen Johann Wolfgang Goethe und der Region Coburg und Neustadt finden Sie hier