1972 wurden die Außenaufnahmen für "Das Geheimnis der alten Mamsell" in Coburg und Rödental gedreht - mit deutscher Starbesetzung.
Als Filmkulisse ist
Coburg seit jeher beliebt - nicht erst seit "Luther", "Räuber Hotzenplotz" oder der Edelstein-Trilogie, für die 2012, 2013 und 2016 Szenen in der Vestestadt gedreht wurden. Im Februar 1972 ist Coburg eine Woche lang fest in der Hand der Filmleute der Chamier-Film Berlin. Regisseur Herbert Ballmann dreht hier die Außenaufnahmen für den Fernseh-Film "Das Geheimnis der alten Mamsell". Mit Dieter Borsche, Brigitte Horney und Volker Kraeft sind gleich mehrere deutsche Stars der damaligen Zeit dabei.
Der Film basiert auf einem Roman der deutschen Schriftstellerin Eugenie Marlitt und handelt von der Waise Felicitas, die - von ihrer Pflegefamilie schlecht behandelt - eine Vertraute in der gesellschaftlich geächteten "Mamsell" (gespielt von Brigitte Horney) findet. Er habe eigentlich einen Hedwig-Courths-Mahler-Roman verfilmen wollen, verrät Regisseur Ballmann dem Tageblatt in einem Gespräch am Vorabend des ersten Drehtages (17. Februar 1972). Doch die "stoffliche Qualität" der Courths-Mahler-Werke sei "eminent schlecht". Das Gespräch findet übrigens im Schwimmbad im Dachgeschoss des Hotels Goldener Anker statt - Ballmann trägt dabei Badehose und Bademantel.
Der Vorschlag, in Coburg zu drehen, stammt vom damaligen Chefkameramann Götz Neumann. Der war Anfang der 70er Jahre schon einmal zu Dreharbeiten des Films "Narrenspiegel" in Coburg gewesen. "Wir Filmleute waren damals entzückt von der Bereitwilligkeit der Stadtverwaltung", sagt er dem Tageblatt-Berichterstatter.
Gedreht werden meist kurze Szenen, immer verfolgt von einer interessierten Schar Schaulustiger. Durch die Gymnasiumsgasse zum Beispiel muss Schauspieler Georg Hartmann einen Handwagen mit Reisegepäck schieben. Die Aufnahmeleitung hat ein Auge darauf, dass keine Passanten aus der Gegenwart aus Versehen in die historische Kulisse geraten.
Als dann Karin Schröder über den Kirchplatz an der Morizkirche eilen muss, wird extra mit einer Schreckschusspistole nachgeholfen, damit der Taubenschwarm auch im richtigen Moment losfliegt. Mit Brigitte Horney wird auf dem Coburger Friedhof gedreht, wo eines der Gräber eigens in die Ruhestätte der Familie Hellwig verwandelt worden ist.
Echte "Filmaction" gibt es bei einer Heimkehrerszene in der Herrngasse zu sehen: Volker Kraeft alias Johannes kommt in einer Kutsche an, wird begrüßt und ins Haus geleitet. Die Pferdekutsche, mit Komparsen besetzt, donnert derweil durch die Herrngasse davon.
Die letzte Klappe fällt im Saal des Coburger Rathauses. Gedreht werden die Szenen mit großem Komparsen-Aufgebot. Die Regimentsstube im ersten Stock wird kurzerhand zur Garderobe umfunktioniert. 96 Komparsen werden dort "verarztet". Zwei von ihnen fallen ungeplant aus - Ersatz ist aber schnell beschafft: in einem Stadtbus und in einem Geschäft am Marktplatz.