Als die Coburger Elefantentreppe fiel

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Über die Elefantentreppe hinauf zum Restaurant: Viele Coburger empfanden das wuchtige Bauwerk als "Hemmschwelle", deshalb wurde es gesprengt. Fotos: CT-Archiv / Klaus Wöhner
Über die Elefantentreppe hinauf zum Restaurant: Viele Coburger empfanden das wuchtige Bauwerk als "Hemmschwelle", deshalb wurde es gesprengt. Fotos: CT-Archiv / Klaus Wöhner
 
 
Von der Elefantentreppe bleiben nur Trümmer (oben links). Rechts: Ein Pavillon aus Glas und Stahl schließt die Lücke. Darunter: Die neue Decke im großen Saal soll die Akustik verbessern und zwei Bereiche der dreigeteilten Bühne sind versenkbar.
Von der Elefantentreppe bleiben nur Trümmer (oben links). Rechts: Ein Pavillon aus Glas und Stahl schließt die Lücke. Darunter: Die neue Decke im großen Saal soll die Akustik verbessern und zwei Bereiche der dreigeteilten Bühne sind versenkbar.
 

Schon der Weg, bis das Kongresshaus 1962 eröffnet wurde, war lang. Nur 15 Jahre später war es schon sanierungsbedürftig.

Drinnen im Kongresshaus die rauschende Ballnacht, draußen Posieren auf der Elefantentreppe. Generationen von Abschlussball-Eleven haben diese beliebte Tradition noch mitgemacht. Bis 1985, dann war Schluss mit Erinnerungsfotos mit dem Tanzpartner auf Coburgs wohl imposantester Treppe. In den Umbauplänen für das Kongresshaus war für das wuchtige Bauwerk allerdings kein Platz mehr. Die Treppe wurde Ende Oktober 1985 gesprengt.

Seit 1977 hatte der Coburger Stadtrat schon darum gestritten, wie man die Sanierung des damals erst 15 Jahre alten Gebäudes am besten und kostengünstigsten angehen könnte. Die gravierenden logistischen Mängel, die das 1962 eingeweihte Kongresshaus aufwies, waren schon 1977 nicht mehr zu leugnen: der große Saal war zu klein, die Akustik schlecht, es gab keine Konferenz- und Lagerräume und die Gaststätte lag ungünstig im Obergeschoss. Viele Coburger empfanden den Zugang über die Elefantentreppe sogar als "Hemmschwelle", was es den Planern am Ende leicht machte, ganz darauf zu verzichten.

Obendrein war der Bauzustand des Kongresshauses schon nach 15 Jahren so schlecht, dass dringender Handlungsbedarf bestand: Das Dach und die Terrasse waren undicht, die Entwässerungsleitungen zu schwach dimensioniert, Heizung und Lüftung veraltet, sämtliche Böden kaputt, besonders das Parkett, der Lastenaufzug funktionierte schon lange nicht mehr und die Toiletten waren sanierungsbedürftig.

Zunächst beschloss der Stadtrat im Juli 1977, einen Wettbewerb für den Um- und Erweiterungsbau auszuschreiben. In einer Sondersitzung im Februar 1979 wurden sämtliche Architektenvorschläge als zu teuer und zu aufwendig eingestuft. Eine Arbeitsgruppe aus Bürgermeistern und Stadträten sollte die Entwürfe überprüfen und einen Architekten vorschlagen.

Die Wünsche waren klar: ein großer Saal mit Empore und 2000 Sitzplätzen, dazu einen kleinen Saal mit 600 Sitzplätzen, Künstlerräume und einen Konferenzsaal für 150 Personen. Das Restaurant sollte so umgebaut werden, dass es unabhängig von den Veranstaltungsräumen betrieben werden konnte. Architekten veranschlagten für die gesamte Baumaßnahme zwischen 30 und 40 Millionen Mark.

Jahrelanges Hin und Her

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Den Zuschlag erhielt schließlich - acht Jahre nach dem ersten Beschluss, das Haus zu sanieren - der Münchner Architekt Busso von Busse. Er hatte sich in Coburg bereits durch den Neubau des Parkhauses Mauer und des Gewerbehofs einen Namen gemacht. Der Kongresshaus-Umbau kostete unterm Strich rund 22 Millionen Mark und blieb damit deutlich unter den ersten Schätzungen der Architekten.

Die Sprengung der Elefantentreppe Ende Oktober 1985 ist sprichwörtlich der Startschuss für den Umbau. Zur Dämpfung der Explosion wurde die wuchtige Treppe mit Stroh abgedeckt, der umliegende Bereich weiträumig abgesperrt. Die riesige Lücke, die der Abriss der Treppe hinterlassen hatte, wurde durch einen viertelkreisförmigen Glaspavillon geschlossen, von wo aus später die Gäste des Restaurants "Rosenstube" den Ausblick auf den Rosengarten genießen konnten.

Ein knappes dreiviertel Jahr später, im Juli 1986, wird Richtfest gefeiert - zum zweiten Mal innerhalb von 25 Jahren! Insgesamt zwei Jahre lang wurde am Kongresshaus gebaut, bis es am 5. November 1987 wiedereröffnet wurde. Bei der Einweihung sprach Architekt von Busse auch darüber, wie er bei der Planung vorgegangen war. Er habe sich recht früh entschieden, das Kongresshaus so zu akzeptieren, wie es einst gebaut wurde. Nicht weil es besonders gut gelungen sei, sondern weil es ein Konzept darstellte, das zur Stadt hin Geschlossenheit ausstrahlte, um sich zum Rosengarten hin umso stärker zu öffnen.

Was am neu gestalteten Kongresshaus besonders gelobt werde, sei die Kunst am Bau, wie das Tageblatt damals berichtete. "Bei der künstlerischen Gestaltung fanden zwei Werkstoffe Verwendung, die mit Coburg in enger Verbindung stehen: Porzellan und Glas."