Alexander Mohr und Nicole Sippel haben in fast drei Jahren eine ehemalige Bäckerei in der Ketschengasse restauriert und zum Raritätenladen umgebaut.
Eine Apotheke hat es im Haus Ketschengasse 9 in seiner mehr als 240-jährigen Geschichte nie gegeben. Trotzdem fügen sich die antiken Apothekerschränke perfekt in den vorderen Verkaufsraum ein, als wären sie genau dafür gemacht worden. Alexander Mohr, der die Räume im Erdgeschoss gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Nicole Sippel gemietet hat, hatte die massiven Holzvitrinen 2012 im Internet entdeckt. Die Vorbesitzer hatten die Möbel in einer Garage gelagert, entsprechend desolat war der Zustand.
Doch die Schränke waren genau das, was Alexander Mohr für seinen Laden "Raritäten Mohr - Rares und Feines für alle Sinne" gesucht hatte. Eines Tages eine Jugendstilapotheke zu besitzen, das sei schon ein Kindheitstraum ihres Lebensgefährten gewesen, verrät Nicole Sippe schmunzelnd.
Die mehrere hundert Kilo schweren Holzschränke wurden also nach Coburg geholt, wo sich Nicole Sippel und Alexander Mohr an die Restaurierung machten. Profis sind beide nicht, Mohr ist gelernter Chemietechniker, Nicole Sippel fertigt Schmuck-Unikate, doch die Leidenschaft fürs Restaurieren und fürs handwerkliche Arbeiten pflegen beide schon seit über 30 Jahren. Nachdem sie nach längerer Suche sogar eine Firma in Berlin ausfindig gemacht hatten, die noch einen Rest Linoleum im Farbton "British Green" aufbewahrte, ist nun sogar die Auflage auf der Theke und den Schränken wieder Original.
Die einzige Attraktion im "Raritäten Mohr" ist die alte Apotheke allerdings bei weitem nicht. Da ist zum einen ein Renaissance-Wandgemälde über dem Schaufenster zur Ketschengasse. "Das kam zum Vorschein, als wir die abgehängte Decke herausgerissen haben", erzählt Nicole Sippel. Im Original war leider nur noch ein Teil erhalten, ein Theatermaler rekonstruierte die Malerei über die gesamte Breite des Schaufensters.
Fördergelder für den Backofen
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Der sprichwörtlich dickste Brocken ist ein alter Backofen aus dem Jahr 1903. Der Coburger Bäckermeister und Bierbrauer Martin Schuster hatte im Erdgeschoss 1870 eine Bäckerei eingerichtet. Aus den Zeiten als Bäckerei stammt übrigens auch die markante Granit-Verkleidung der Fassade. "Sieht aus wie 70er Jahre, ist aber von 1933", berichtet Mohr.
Auf den riesigen Backofen sind längst das Landesamt für Denkmalpflege und die Gemeinschaft Stadtbild Coburg aufmerksam geworden. Auf Mohrs Betreiben hin wurden die historischen Räume im Mai 2018 unter Denkmalschutz gestellt, und Stadtbild Coburg unterstützt gemeinsam mit dem Coburger Unternehmer Michael Stoschek die aufwendige Restaurierung des Ofens.
Die einstige Backstube solle später auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, sagt Mohr. Das sei vom Landesamt für Denkmalpflege so gewünscht, weil es die Restaurierung auch fördere. Alexander Mohr kann sich gut vorstellen, den großen Raum später für Vorträge, Workshops oder Tastings zu nutzen. Auch in die offiziellen Stadtführungen könnte man die Backstube integrieren. Und selbst von draußen, von der Neugasse aus (bis hierhin reicht das Rückgebäude), wird man den Ofen irgendwann bewundern können, wenn die denkmalgeschützten Fenster von 1850 wieder eingesetzt sind.