Alexander Mohr erfüllt sich seinen Kindheitstraum

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Alexander Mohr und Nicole Sippel beim Einräumen der antiken Apothekerschränke. Die mechanische Registrierkasse auf der Theke ist über 100 Jahre alt, restauriert und voll funktionsfähig.Ulrike Nauer
Alexander Mohr und Nicole Sippel beim Einräumen der antiken Apothekerschränke. Die mechanische Registrierkasse auf der Theke    ist über 100 Jahre alt, restauriert und  voll funktionsfähig.Ulrike Nauer
Die markante dunkelblaue Granit-Fassade des Hauses Ketschengasse 9 stammt aus dem Jahre 1933. Foto: Ulrike Nauer
Die markante dunkelblaue Granit-Fassade des Hauses Ketschengasse 9 stammt aus dem Jahre 1933. Foto: Ulrike Nauer
 
Alexander Mohr und Nicole Sippel beim Einräumen der Apothekerschränke. Foto: Ulrike Nauer
Alexander Mohr und Nicole Sippel beim Einräumen der Apothekerschränke. Foto: Ulrike Nauer
 
Die Original Jugendstilapotheke hat Alexander Mohr in unzähligen Arbeitsstunden restauriert.Foto: Ulrike Nauer
Die Original Jugendstilapotheke hat Alexander Mohr in unzähligen Arbeitsstunden restauriert.Foto: Ulrike Nauer
 
Die Lagerung in einer Garage hatte Spuren an den historischen Apothekerschränken hinterlassen.Foto: Alexander Mohr
Die Lagerung in einer Garage hatte Spuren an den historischen Apothekerschränken hinterlassen.Foto: Alexander Mohr
 
Die Lagerung in einer Garage hatte Spuren an den historischen Apothekerschränken hinterlassen.Foto: Alexander Mohr
Die Lagerung in einer Garage hatte Spuren an den historischen Apothekerschränken hinterlassen.Foto: Alexander Mohr
 
Der Fensterrahmen im zweiten Raum war mit mehreren Schichten Farbe überstrichen...Foto: Alexander Mohr
Der Fensterrahmen  im zweiten Raum war mit mehreren Schichten Farbe überstrichen...Foto: Alexander Mohr
 
Nicole Sippel entfernte in vielen Arbeitsstunden die Farbschichten und versetzte das Fenster in seinen Originalzustand. Foto: Ulrike Nauer
Nicole Sippel entfernte in vielen Arbeitsstunden die Farbschichten und versetzte das Fenster in seinen Originalzustand. Foto: Ulrike Nauer
 
Die Kacheln im zweiten Raum sind noch gut erhalten.Foto: Ulrike Nauer
Die Kacheln im zweiten Raum sind noch gut erhalten.Foto: Ulrike Nauer
 
Der Backofen, Baujahr 1903, wird restauriert. Bis er zu besichtigen ist, wird es aber noch eine Weile dauern. Foto: Ulrike Nauer
Der Backofen, Baujahr 1903, wird restauriert. Bis er zu besichtigen ist, wird es aber noch eine Weile dauern. Foto: Ulrike Nauer
 
Der Backofen, Baujahr 1903, wird restauriert. Bis er zu besichtigen ist, wird es aber noch eine Weile dauern. Foto: Ulrike Nauer
Der Backofen, Baujahr 1903, wird restauriert. Bis er zu besichtigen ist, wird es aber noch eine Weile dauern. Foto: Ulrike Nauer
 
Die mechanische Registrierkasse stammt aus Passau. Sie ist über 100 Jahre alt, aber voll funktionsfähig. Foto: Ulrike Nauer
Die mechanische Registrierkasse stammt aus Passau. Sie ist über 100 Jahre alt, aber voll funktionsfähig. Foto: Ulrike Nauer
 
In einer Vitrine präsentiert Nicole Sippel ihre Schmuck-Unikate.Foto: Ulrike Nauer
In einer Vitrine präsentiert Nicole Sippel ihre Schmuck-Unikate.Foto: Ulrike Nauer
 
Wer Substanzen wie Spiritus braucht, wird bei "Raritäten Mohr" fündig. Alexander Mohr ist gelernter Chemietechniker. Foto: Ulrike Nauer
Wer Substanzen wie Spiritus braucht, wird bei "Raritäten Mohr" fündig. Alexander Mohr ist gelernter Chemietechniker. Foto: Ulrike Nauer
 
Beim Entfernen der Zwischendecke stießen die Ladenbesitzer auf diese Wandmalerei. Sofort wurde konserviert, was zu retten war, der Rest rekonstruiert. Foto: Ulrike Nauer
Beim Entfernen der Zwischendecke stießen die Ladenbesitzer auf diese Wandmalerei. Sofort wurde konserviert, was zu retten war, der Rest rekonstruiert. Foto: Ulrike Nauer
 
Beim Entfernen der Zwischendecke stießen die Ladenbesitzer auf diese Wandmalerei. Sofort wurde konserviert, was zu retten war, der Rest rekonstruiert. Foto: Ulrike Nauer
Beim Entfernen der Zwischendecke stießen die Ladenbesitzer auf diese Wandmalerei. Sofort wurde konserviert, was zu retten war, der Rest rekonstruiert. Foto: Ulrike Nauer
 
Beim Entfernen der Zwischendecke stießen die Ladenbesitzer auf diese Wandmalerei. Sofort wurde konserviert, was zu retten war, der Rest rekonstruiert. Foto: Alexander Mohr
Beim Entfernen der Zwischendecke stießen die Ladenbesitzer auf diese Wandmalerei. Sofort wurde konserviert, was zu retten war, der Rest rekonstruiert. Foto: Alexander Mohr
 
Die Bauhaus-Türen fanden sich zum Glück auf dem Dachboden, wurden aufwendig restauriert und wieder eingebaut.Foto: Ulrike Nauer
Die Bauhaus-Türen fanden sich zum Glück auf dem Dachboden, wurden aufwendig restauriert und wieder eingebaut.Foto: Ulrike Nauer
 
Bis der historische Backofen fertig restauriert ist, wird Alexander Mohr noch einige Eimer schleppen müssen. Foto: Ulrike Nauer
Bis der historische Backofen fertig restauriert ist, wird Alexander Mohr noch einige Eimer schleppen müssen. Foto: Ulrike Nauer
 
Das Gebäude Ketschengasse 9 erstreckt sich im rückwärtigen Teil bis in die Neugasse.Foto: Ulrike Nauer
Das Gebäude Ketschengasse 9 erstreckt sich im rückwärtigen Teil bis in die Neugasse.Foto: Ulrike Nauer
 
An die oberen Regale des Aufsatzschranks gelangt man nur mit Hilfe einer kleinen Leiter.Foto: Ulrike Nauer
An die oberen Regale des Aufsatzschranks gelangt man nur mit Hilfe einer kleinen Leiter.Foto: Ulrike Nauer
 
Der Vorraum der beiden Geschäfte wurde neu verputzt, LED-Leisten und eine neue Lampe installiert.Foto: Alexander Mohr
Der Vorraum der beiden Geschäfte wurde neu verputzt, LED-Leisten und eine neue Lampe installiert.Foto: Alexander Mohr
 
Der Schaufenstersims aus Sandstein war nicht mehr zu retten und wurde ersetzt. Foto: Alexander Mohr
Der Schaufenstersims aus Sandstein war nicht mehr zu retten  und wurde ersetzt. Foto: Alexander Mohr
 
Bis Ende 2015 war in dem Laden ein Jeans-Geschäft untergebracht. Foto: Alexander Mohr
Bis Ende 2015 war in dem Laden ein Jeans-Geschäft untergebracht. Foto: Alexander Mohr
 
Durch den mittleren Verkaufsraum geht es in die Backstube.Foto: Alexander Mohr
Durch den mittleren Verkaufsraum geht es in die Backstube.Foto: Alexander Mohr
 
Die Mosaikfliesen auf den Böden waren teilweise mit Kork und anderen Belägen überklebt.Foto: Alexander Mohr
Die Mosaikfliesen auf den Böden waren teilweise mit Kork und anderen Belägen überklebt.Foto: Alexander Mohr
 
Die ursprüngliche "Glück-Auf-Apotheke", die aus einem Hospital in Unna stammt, fand Alexander Mohr 2012 im Internet.Foto: Alexander Mohr
Die ursprüngliche "Glück-Auf-Apotheke", die aus einem Hospital in Unna stammt, fand Alexander Mohr 2012 im Internet.Foto: Alexander Mohr
 
Wo möglich, griffen die Ladenbesitzer auf restauriertes Original-Material zurück.Foto: Alexander Mohr
Wo möglich, griffen die Ladenbesitzer auf restauriertes Original-Material zurück.Foto: Alexander Mohr
 
Zumindest optisch soll der Backofen wieder in guten Zustand gebracht werden. Funktionsfähig ist er nicht mehr. Foto: Alexander Mohr
Zumindest optisch soll der Backofen wieder in guten Zustand gebracht werden. Funktionsfähig ist er nicht mehr. Foto: Alexander Mohr
 

Alexander Mohr und Nicole Sippel haben in fast drei Jahren eine ehemalige Bäckerei in der Ketschengasse restauriert und zum Raritätenladen umgebaut.

Eine Apotheke hat es im Haus Ketschengasse 9 in seiner mehr als 240-jährigen Geschichte nie gegeben. Trotzdem fügen sich die antiken Apothekerschränke perfekt in den vorderen Verkaufsraum ein, als wären sie genau dafür gemacht worden. Alexander Mohr, der die Räume im Erdgeschoss gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Nicole Sippel gemietet hat, hatte die massiven Holzvitrinen 2012 im Internet entdeckt. Die Vorbesitzer hatten die Möbel in einer Garage gelagert, entsprechend desolat war der Zustand.

Doch die Schränke waren genau das, was Alexander Mohr für seinen Laden "Raritäten Mohr - Rares und Feines für alle Sinne" gesucht hatte. Eines Tages eine Jugendstilapotheke zu besitzen, das sei schon ein Kindheitstraum ihres Lebensgefährten gewesen, verrät Nicole Sippe schmunzelnd.

Die mehrere hundert Kilo schweren Holzschränke wurden also nach Coburg geholt, wo sich Nicole Sippel und Alexander Mohr an die Restaurierung machten. Profis sind beide nicht, Mohr ist gelernter Chemietechniker, Nicole Sippel fertigt Schmuck-Unikate, doch die Leidenschaft fürs Restaurieren und fürs handwerkliche Arbeiten pflegen beide schon seit über 30 Jahren. Nachdem sie nach längerer Suche sogar eine Firma in Berlin ausfindig gemacht hatten, die noch einen Rest Linoleum im Farbton "British Green" aufbewahrte, ist nun sogar die Auflage auf der Theke und den Schränken wieder Original.

Die einzige Attraktion im "Raritäten Mohr" ist die alte Apotheke allerdings bei weitem nicht. Da ist zum einen ein Renaissance-Wandgemälde über dem Schaufenster zur Ketschengasse. "Das kam zum Vorschein, als wir die abgehängte Decke herausgerissen haben", erzählt Nicole Sippel. Im Original war leider nur noch ein Teil erhalten, ein Theatermaler rekonstruierte die Malerei über die gesamte Breite des Schaufensters.

Fördergelder für den Backofen

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Der sprichwörtlich dickste Brocken ist ein alter Backofen aus dem Jahr 1903. Der Coburger Bäckermeister und Bierbrauer Martin Schuster hatte im Erdgeschoss 1870 eine Bäckerei eingerichtet. Aus den Zeiten als Bäckerei stammt übrigens auch die markante Granit-Verkleidung der Fassade. "Sieht aus wie 70er Jahre, ist aber von 1933", berichtet Mohr.

Auf den riesigen Backofen sind längst das Landesamt für Denkmalpflege und die Gemeinschaft Stadtbild Coburg aufmerksam geworden. Auf Mohrs Betreiben hin wurden die historischen Räume im Mai 2018 unter Denkmalschutz gestellt, und Stadtbild Coburg unterstützt gemeinsam mit dem Coburger Unternehmer Michael Stoschek die aufwendige Restaurierung des Ofens.

Die einstige Backstube solle später auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, sagt Mohr. Das sei vom Landesamt für Denkmalpflege so gewünscht, weil es die Restaurierung auch fördere. Alexander Mohr kann sich gut vorstellen, den großen Raum später für Vorträge, Workshops oder Tastings zu nutzen. Auch in die offiziellen Stadtführungen könnte man die Backstube integrieren. Und selbst von draußen, von der Neugasse aus (bis hierhin reicht das Rückgebäude), wird man den Ofen irgendwann bewundern können, wenn die denkmalgeschützten Fenster von 1850 wieder eingesetzt sind.

Betrieben werden könne der Backofen allerdings nicht mehr, bedauert Alexander Mohr. Allein zum Anheizen wären schon ein paar hundert Kilo Kohle nötig. Bis der Ofen besichtigt werden kann, wird es wohl auch noch eine ganze Weile dauern, aber wie viel Mühe und Arbeit sich Alexander Mohr und Nicole Sippel gemacht haben, kann ab Donnerstag, 8. November, 14 Uhr, bestaunt werden. Dann nämlich eröffnen die beiden ihren Laden und bieten "Rares und Feines für alle Sinne" an.

"Es gibt hier alles, was selten und fein ist", beschreibt Mohr. Von kleinen Antiquitäten des täglichen Gebrauchs bis hin zu Kräutern, Gewürzen, ätherischen Ölen und Bränden der Destillerie Möbus, gerne auch in limitierter Auflage. "Gerade was Kräuter oder Schnäpse angeht, wollen wir möglichst regional bleiben", sagt Nicole Sippel. Wer Antikes wie eine Wärmflasche oder ein Essigfläschchen sucht, wird hier ebenfalls fündig. Alles, von der Antiquität bis zum Flohmarktfund, werde gründlich gereinigt und wieder funktionsfähig gemacht, betont sie. "Das ist unser Anspruch und unsere Philosophie: Dinge zu erhalten, in denen viel Handwerk steckt, wo Menschen ihre Leidenschaft ausgelebt haben!"