Eine Neustadter Reisegruppe verbrachten einen schönen gemeinsamen Urlaub in Marokko. Doch am Ende wartete eine böse Überraschung.
"Keiner weiß was" - diesen Satz schreibt Alexander Diwisch seit Tagen sehr oft in seinen Facebook-Posts. Zusammen mit sieben Freunden sitzt der Neustadter in Marokko fest. Es ist der unerfreuliche Ausklang einer Urlaubsreise, die bis dahin doch recht schön verlaufen war.
"Es war ein schöner Urlaub", sagt Diwisch am Telefon. Jedenfalls bis zum Tag der Abreise. Das war der vergangene Samstag. Um 3 Uhr war die Nacht für die acht Neustadter vorbei. Schließlich sollte um 7 Uhr der Flieger nach Leipzig gehen. Der Bustransfer zum Flughafen klappte noch wie sie es von vielen gemeinsamen Reisen in den vergangenen Jahren gewohnt waren. Passkontrolle, Sicherheitscheck - alles in Ordnung. "Dann hieß es auf einmal, der Flug verzögert sich", sagt Diwisch. Auch so etwas kam bei früheren Reisen schon mal vor. Daher beunruhigte es die Reisegruppe nicht weiter. Als sie dann aber mit einem Bus in ein Hotel gefahren wurden, fragten sie sich schon, wie es weiter gehen soll.
"Das Hotel, in das wir einquartiert wurden, ist eine Baustelle. Die halten es dort für angemessen, wenn es pro Zimmer eine Flasche Wasser als Getränk gibt. Alles weitere muss extra gezahlt werden", berichtet Alexander Diwisch. Immerhin gab es gegen 9 Uhr nun eine Information. Die Piloten seien alle krank, daher habe die Maschine, die aus Hannover kommen sollte, nicht starten können, erfuhren die Gestrandeten von der Fluggesellschaft "Small Planet Airlines".
Veranstalter nicht informiert
Im Kontakt mit dem Reiseunternehmen stellte sich heraus, dass dort noch keine Info zu den Problemen der Fluggesellschaft bekannt waren. Mit dem Bustransfer zum Flughafen war die Dienstleistung des Reiseanbieters auch abgeschlossen. Alles weitere war nun Sache der Fluggesellschaft. Weitere Meetings am Samstag brachten immer das gleiche Ergebnis. 12 Uhr, 18 Uhr, stets schreibt Alexander Diwisch in Facebook an die Freunde in Neustadt: "Keiner weiß was!" Also übernachteten die Gestrandeten im "Baustellenhotel".
Sonntag, 9 Uhr, nächstes Meeting. Wer hätte es anders erwartet: "Keiner weiß was!" Außer, dass es um 12 Uhr das nächste Meeting geben wird. Jetzt gibt es endlich eine Information. Nur ist es nicht der ersehnte Flugtermin, sondern die Botschaft, dass die acht Neustadter nun in ein anderes Hotel verlegt werden. Und sonst? "Keiner weiß was!" Alexander Diwisch schreibt in Facebook: "Vielleicht sind wir ja entführt worden - es weiß ja keiner."
Reaktionen aus der Heimat
Entsprechend reagieren die Freunde zu Hause. Eine FB-Freundin von Diwisch schreibt: " wir legen ölla zusamm und chartern von coburg ne maschine und lassen euch einfliegen." Das Angebot, hoffen die acht Neustadter, dann doch nicht annehmen zu müssen. Doch auch am Sonntag ändert sich ihre Lage nicht. Und langsam kommt auch Unmut auf. "Einige von uns müssten ja schon wieder arbeiten", sagt Alexander Diwisch am Telefon. Da ist es allerdings schon Montag. Statt wieder in der Firma seinen Mann zu stehen, sitzt er zusammen mit seinen Freunden noch immer auf gepackten Koffern in Marokko.
Immer neue Verzögerungen
Das Verzögerungsspiel geht unterdessen weiter. 11 Uhr soll der Flieger gehen, geht aber nicht. Dafür soll um 13 Uhr ein Meeting sein. Das wird auf 15 Uhr verschoben. Alexander Diwisch nennt seine Reihe von Facebook-Posts "Geschichten aus 1001 Nacht". So lange wird es dann hoffentlich doch nicht dauern, bis die Gruppe wieder in Neustadt ankommt. Doch mittlerweile tut sich ein neues Problem auf. "Wir haben für die Heimfahrt aus Leipzig Zugtickets. Die sind aber nicht mehr gültig. Und wenn wir heute, am Montag noch fliegen, kommen wir so spät an, dass auch gar kein Zug mehr fährt", sagt Alexander Diwisch am Telefon. Irgendwie schaffen es die Neustadter trotzdem, die gute Laune zu behalten. Auf einem Foto, das sie uns per WhatsApp schicken, schauen sie jedenfalls noch fröhlich, obwohl sie noch immer keine verbindliche Zusage für einen Heimflug haben.
Airline schweigt
Und was sagt "Small Planet Airlines" dazu? Die Homepage informiert: "Wir sind derzeit telefonisch nicht erreichbar." Eine Anfrage per E-Mail wird nur in gebrochenem Deutsch automatisch beantwortet. Dafür finden sich im Internet Berichte über Probleme mit dieser Fluglinie ziemlich häufig. So berichtet eine Zeitung von zahlreichen Verspätungen. Passagiere hätten im vergangenen Jahr oft Stundenlang in Frankreich festgesessen. Von Stunden, können die Neustadter in Marokko auch reden. Montagabend summierten diese sich auf 60. Da waren sie aber noch nicht zu Hause.
Sie haben schon Kontakt mit ihrem Anwalt aufgenommen.
Einen Bericht über andere Reisende, die abenteuerliches erlebt haben finden Sie
hier.
Zitat:
"Mit dem Bustransfer zum Flughafen war die Dienstleistung des Reiseanbieters auch abgeschlossen."
Das verstehe ich nicht, denn wenn eine Pauschalreise gebucht wurde, muss der Veranstalter auch für den Rückflug sorgen, falls die Fluggesellschaft ausfällt. Oder wurde etwa nur der Aufenthalt und Transfer in Marokko beim Veranstalter gebucht? Um welchen Veranstalter geht es, das steht leider nicht im Bericht?
Falls der Flug direkt gebucht wurde, müssen die Reisenden versuchen, bei dieser Fluggesellschaft Schadensersatz zu bekommen. Spätestens nach 2 Tagen würde ich einen anderen Flug nach Hause buchen und dann versuchen, alle Kosten geltend zu machen.
Was viele nicht wissen, bereits ab 3 Stunden Verspätung steht jedem Reisenden eine Entschädigung zu, zwischen 250 und 600 €, je nach Entfernung von zu Hause. Dies regelt die EU-Verordnung 261/2004 für Airlines die ihren Sitz in Europa haben und das ist bei Small Planet der Fall. Ab 2 Stunden müssen die Reisenden auf Kosten der Airline verpflegt werden.
Wir hatten das "Vergnügen" auch schon zweimal, einmal ab Verona mit Ryanair (Verspätung 4 Stunden), das war kein Problem, die 500 € wurden innerhalb von 10 Tagen überwiesen. Einmal ab Berlin mit Air Berlin mit Zwangsübernachtung, das war ein großes Problem, ständig hat die Airline versucht das EU-Recht zu hintergehen, erst nach 6 Monaten waren sie bereit die gesetzlich festgelegten 500 € zu überweisen. Wenn die Airline bei Zwangsübernachtung das Essen nicht zahlen will: einfach aufs Zimmer schreiben lassen. In dem Fall der 8 Urlauber aus Neustadt denk ich müsste für jeden bei einem guten Anwalt eine Entschädigung im 4stelligen Bereich rausspringen.