Spendenlauf "Rechts gegen Rechts" - Organisatoren im Interview

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Laufen für einen guten Zweck: Regelmäßig wurden die Rechtsextremen auf der Straße über die Spendensumme informiert. Foto: News5/Fricke
Laufen für einen guten Zweck: Regelmäßig wurden die Rechtsextremen auf der Straße über die Spendensumme informiert.  Foto: News5/Fricke

Mit einem Spendenlauf durch Wunsiedel haben etwa 250 Rechtsextreme unfreiwilligen 10.000 Euro erlaufen. Die beiden Mit-Organisatoren Fabian Wichmann und Martin Becher freuen sich noch immer über das positive Echo.

So hatten sich die Neonazis ihre Demonstration zum Heldengedenken sicherlich nicht vorgestellt: Mit einem Spendenlauf durch Wunsiedel haben die etwa 250 Rechtsextremen am Samstag unfreiwillig 10.000 Euro gesammelt. Für jeden Meter, den sie bei ihrem sogenannten "Heldengedenken" in der Fichtelgebirgsstadt zurücklegten, spendeten Förderer zehn Euro für die Initiative "Exit-Deutschland". Die unterstützt Aussteiger aus der Neonazi-Szene. Die beiden Mit-Organisatoren, Fabian Wichmann von der ZDK Gesellschaft Demokratische Kultur in Berlin und Martin Becher von der Projektstelle gegen Rechtsextremismus in Bad Alexandersbad, freuen sich noch immer über die vielen positiven Reaktionen.

Herr Wichmann, Herr Becher, die Reaktionen auf die Spendenaktion in Wunsiedel sind immens. Vor allem im Internet werden Sie dafür gefeiert. Wie sehr freut sie das?
Wichmann: Wir freuen uns natürlich, dass alles so gut funktioniert hat und die Botschaft angekommen ist. Wir wollten den Aspekt der Meinungsfreiheit wahren und das ist uns gelungen. Dass der ironische Unterton transportiert wurde und wird, ist natürlich um so schöner.
Becher: Die Aktion war für uns einfach wunderbar, für die Rechten ist sie ein Desaster. Uns ging es darum, dass der Volkstrauertag gewahrt bleibt und wir nicht mit lauten Demonstrationen auf uns aufmerksam machen. Und es war uns wichtig, dass das Thema Wunsiedel wieder einmal bundesweit kommuniziert wird. Das ist uns gelungen.

Wie haben die Wunsiedler vor Ort reagiert?
Wichmann: Das Feedback war unglaublich positiv. Das freut uns sehr. Unter den Bürgern hatte sich ja in den letzten Jahren schon eine gewisse Form von Frustration entwickelt. Nach dem Motto: Die Rechten kommen sowieso jedes Jahr wieder, was sollen wir dagegen machen? Schön war auch zu erleben, dass man Jugendliche mit der Aktion erreichen konnte, die sich vielleicht nicht so sehr für Politik interessieren. Und selbst die Beamten der Polizei, die ja im Vorfeld auch nichts davon gewusst haben, mussten teilweise schmunzeln.
Becher: Das kann ich nur bestätigen. Die Wunsiedler haben wirklich toll reagiert. Am Straßenrand habe ich nur positive Reaktionen mitbekommen.

Und wie fanden die Rechtsextremen die Aktion?
Wichmann: Bemerkt haben sie sie auf jeden Fall. Es soll auch am Rande Kommentare gegeben haben, in denen sie sich beschwert haben, dass sie jetzt indirekt auch noch Geld für den unsäglichen Verein "Exit" gesammelt haben.
Becher: Man hat ihnen deutlich angesehen, dass sie aufgeregt und irritiert sind. Sie wollten ihren Marsch ursprünglich ja selbst auch mit Fotos und Filmchen dokumentieren. Das haben sie dann aber besser gelassen. Mit den Plakaten und den Aufschriften auf der Straße wurde ihnen das Ziel der Aktion ja auch mehrfach vor Augen geführt. Eines ist klar: Die Deutungshoheit für diesen Tag haben sie verloren. Diese ironische Aktion wird sie ärgern.

Genauso wie es jetzt Nachahmer geben wird, werden die Rechten sicherlich versuchen, die Aktion in Zukunft zu konterkarieren.
Wichmann: In der Tat gibt es bereits Initiativen, die den Spendenlauf wiederholen wollen. Wie die rechten Demonstranten dann damit umgehen, weiß ich nicht. Aber sie werden sicherlich darauf achten, dass sie sich nicht noch mehr zur Witzfigur machen. Beispielsweise, indem sie rückwärts laufen oder stehen bleiben.

Sind in Zukunft neue, ähnliche Aktionen geplant?
Wichmann: Wir können natürlich nicht ständig solche Aktionen auf die Beine stellen. Aber klar: Man versucht immer, neue Möglichkeiten zu entdecken und diese umzusetzen. Man sieht ja, wie man mit einer scheinbar banalen Maßnahme ein so großes Echo hervorrufen kann.