"Franconian Ice Challenge": Eiswandern im Fichtelgebirge - halbnackt durch die Kälte laufen

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Eiswandern im Fichtelgebirge
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Winterwanderung wandern in Badebekleidung um den Ochsenkopf nahe Warmensteinach ...
Eiswandern im Fichtelgebirge
Daniel Vogl (dpa)
Eiswandern im Fichtelgebirge
Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Winterwanderung machen während der Wanderung nahe Warmensteinach verschiedene Übungen in Badebekleidung ...
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Daniel Vogl (dpa)
Eiswandern im Fichtelgebirge
Vier Teilnehmerinnen der Winterwanderung rund um den Ochsenkopf nahe Warmensteinach liegen in Badebekleidung im Schnee und formen Schneeengel ...
Eiswandern im Fichtelgebirge
Daniel Vogl (dpa)
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Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Winterwanderung laufen in Badebekleidung nahe Warmensteinach durch den Wald rund um den Ochsenkopf ...
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Daniel Vogl (dpa)
Eiswandern im Fichtelgebirge
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Winterwanderung machen nahe Warmensteinach während der Wanderung verschiedene Übungen in Badebekleidung ...
Eiswandern im Fichtelgebirge
Daniel Vogl (dpa)

In Badekleidung läuft eine Gruppe von Wanderern durch das kalte Fichtelgebirge. Dank spezieller Atemtechnik frieren sie nicht. Mediziner wissen: Kälte kann sogar nützlich für die Gesundheit sein.

Eine Gruppe von fast 20 Menschen, sowohl junge als auch ältere, wandert durch ein Waldstück im Fichtelgebirge. Das Ziel ist das Moorbad im Warmensteinacher Ortsteil Fleckl (Landkreis Bayreuth) an der Südseite des Ochsenkopfs. Das Besondere daran: Alle sind leicht bekleidet und tragen Badekleidung - obwohl es Ende Februar ist und die Temperaturen niedrig sind. An manchen Stellen liegt noch Schnee.

Doch niemand zittert oder leidet unter der Kälte. Im Gegenteil, die Stimmung ist heiter und unbeschwert. Unterwegs werden Gruppenfotos geschossen, es wird gelacht und gescherzt, zwischendurch werden Stopps für Lockerungsübungen eingelegt. Als die Wanderer das Moorbad erreichen, werfen sich einige auf den verschneiten Boden und machen einen Schnee-Engel.

Körperliche und seelische Vorbereitung vor Eiswanderung

"Es war wunderbar", sagt Teilnehmerin Carina Styber nach der gut einstündigen Wanderung. "Die Kälte tut mir gut. Für mich ist das auch ein gesundheitlicher Aspekt." Seit fast zwei Jahren gehe sie im Winter zum Eisbaden im Fichtelsee, hat also Erfahrung mit Kälte. Das Eisbaden helfe ihr, besser mit ihrer chronischen Krankheit zurechtzukommen, erzählt Carina Styber. Nicolai Brückov, einer der Organisatoren des Eisbadens, habe sie nun zum Eiswandern eingeladen.

Gefroren habe sie bei der Wanderung nicht, erzählt Carina Styber, die einen Badeanzug, Wanderschuhe und eine Mütze in Form eines Pinguins trägt: "Man merkt die Kühle auf der Haut, aber es ist genügend Wärme im Körper." Bei der Wanderung habe ihr auch der Gemeinschaftsaspekt sehr gefallen: "Alle gehen sehr achtsam mit sich selbst und den anderen um."

Vor der Wanderung hat sich die Gruppe in einem geschlossenen Raum etwa zwei Stunden lang seelisch und körperlich vorbereitet. Von vier Coaches angeleitet, trainieren die Teilnehmenden auf Yogamatten bei meditativer Musik die sogenannte Wim-Hof-Atmung, die sie gegen die Kälte wappnen soll. Bevor die Gruppe loszieht, folgt eine Meditationseinheit.

Kälte kann gegen Krankheiten helfen

Der niederländische Extremsportler Wim Hof, genannt "The Iceman", hat eine Methode entwickelt, um extreme Niedrigtemperaturen auszuhalten. Im Zentrum steht eine spezielle Atemtechnik, bei der man zunächst tief in die Brust, dann in den Bauch atmet und den Atem einige Sekunden anhält, bevor man die Luft wieder herauslässt.

Dass Kälte nützlich für die Gesundheit sein kann, darüber sind sich Mediziner inzwischen einig - sofern man nicht an Herz-, Kreislauf- oder Gefäßbeschwerden leidet. Kaltes Duschen, Wechselduschen und Eisbaden fördern die Durchblutung und stärken das Immunsystem. Eine Studie des National Institute of Health in den USA etwa habe gezeigt, dass der Kältereiz auch die Fettverbrennung anregen kann, schreibt die Krankenkasse AOK auf ihrer Internetseite.

Nicolai Brückov, Coach und Organisator, nennt die Eiswanderung "Franconian Ice Challenge". Sie ist Teil der Winterwandertage Ochsenkopf. Seine Idee hat er gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Krause geplant und umgesetzt. Weitere Coaches unterstützen die beiden.

Gesundheits-Check beim Hausarzt ist wichtig

"Ich habe die Kälte vor zehn Jahren entdeckt, seitdem hat sie mich nicht losgelassen", erzählt Nicolai Brückov. Damals begann er mit Eisbaden, vor etwa fünf Jahren mit Eiswandern. Von Beruf Controller, suchte der 41-Jährige einen Ausgleich zum Arbeitsalltag im Büro. Später ließ er sich zum Wim-Hof-Instructor ausbilden. "Ich liebe es zu beobachten, wie Menschen an ihre Grenzen kommen und sie überwinden", sagt Nicolai Brückov. "Die Kälte ist ein Gegenspieler, der uns zeigt, wozu wir in der Lage sind."

Großen Spaß an der Wanderung in Wanderstiefeln und Badehose hatte auch Teilnehmer Bernd Medick. "Erfrischend" - mit diesem Wort fasst er das Erlebte zusammen. Gefroren habe er keine Sekunde, sagt der 55-Jährige: "Durch die spezielle Atmung wird der Körper hochgefahren. Wir waren sehr gut vorbereitet, es war alles sehr entspannt und locker." Auch Bernd Medick nimmt jedes Jahr am Eisbaden im Fichtelsee teil.

Eiswandern sei für den Körper eine deutlich größere Herausforderung als Eisbaden, sagt Nicolai Brückov: "Beim Eiswandern sollte man seine Grenzen kennen, auf seinen Körper hören - und es auf keinen Fall alleine machen." Egal, ob man ins eisige Wasser steigen oder durch eisige Kälte wandern will, sollte man zuvor einen Gesundheits-Check beim Hausarzt machen, betont er.

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