Ein dreifaches Hoch auf Jean Paul

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So malen sich Darsteller der Studiobühne Dichter Jean Paul zum 250. Geburtstag aus - unter anderem als Bart Simpson. Foto: Jochen Nützel
So malen sich Darsteller der Studiobühne Dichter Jean Paul zum 250. Geburtstag aus - unter anderem als Bart Simpson. Foto: Jochen Nützel

Jean Paul, natürlich. Obwohl: So selbstverständlich ist es nicht, dass die Studiobühne Bayreuth den Schriftsteller ins Programm der neuen Spielzeit (ab 26. Oktober) hebt - auch wenn er nächstes Jahr 250. Geburtstag feiert und keiner dran vorbeikommt. Denn Jean Paul hat schließlich nie ein Theaterstück verfasst.

"Es ist ein relativ gefährliches Experiment", sagt Werner Hildenbrand, Regisseur und Leiter der Studiobühne. "Aber Jean Paul ist auch ein Stück Allgemeinbildung, und wir Theaterleute haben ja auch einen Bildungsauftrag."
Jean Pauls Prosa ist hoch komplex. Wie aber verdichtet man derart Geschriebenes so, dass es sich in darstellende Kunst transkribieren lässt? Unter anderem daran versucht hat sich Eberhard Wagner, so etwas wie der Leib-und-Magen-Poet und Humoriker der Studiobühne. In "Der Legationsrat" (Premiere: 31. Oktober) kommt es zum fiktiven Treffen des Dichters mit der Rollwenzelin Anna Dorothea Rollwenzel, jener Inhaberin des Gasthauses an der Straße zur Eremitage, in der Jean Paul gerne dem Bier zusprach. Eine Neuinszenierung ist es, die Birgit Franz auf die Bühne bringt. Vor 30 Jahren wurde das Werk uraufgeführt; zur Einstimmung gibt es nun den Legationsrat mit Hans Walter Bottenbruch und der im April verstorbenen Ilse Schörner als szenische Lesung auf CD.

Von 800 auf 40 Seiten


Dabei bleibt es nicht in Sachen Gratulationscours für den gebürtigen Wunsiedler Jean Paul: Frank Piontek und Marieluise Müller nehmen sich des Mega stücks "Siebenkäs" an. Die Zahlen sprechen für sich: "800 Seiten Roman auf 40 Skriptseiten", umreißt die Regisseurin den Aufwand für diesen "ersten deutschen Ehe roman". Eine Männerfreundschaft im Spiegel von Traum und Realität, vom Traum im Traum, wie Müller sagt. Der Zeitpunkt der Premiere ist wohl gewählt: der 20. März 2013, am Vorabend des Dichter-Geburtstags also.
Die Feierlichkeiten ziehen sich bis in den Sommer. Werner Hildenbrand lupft schon mal den Vorhang und enthüllt, dass es ab 22. Juni in der Eremitage ein Wiedersehen gibt mit Dr. Katzenberger, der sich zu seiner fantastischen Reise nach Bad Maulbronn aufmacht.
Im Hier und Jetzt - und ganz ohne Jean Paul - bietet die Studiobühne neben der Wiederaufnahmepremiere des "Liftverweigerers" (ab 26. Oktober) einen Klassiker der komödiantisch-skurrilen Gesellschaftskritik: Heinrich von Kleists "Der zerbrochene Krug" (ab 24. November). Ein Klassiker der Kinder-Erzählung (und auch ein Jubilar) ist "Peterchens Mondfahrt". Marcus Leclaire bringt zum 100. Jubiläum des Erscheinens Gerdt von Basewitz' Weihnachtsmärchen um Peter, Anneliese und das verlorene Bein des Maikäfers Herr Sumsemann und somit die erste bemannte Weltraummission auf die Bühne. "Und in eine Fantasiewelt, die Raum lässt für die Fantasie der Kinder", wie es Regisseur Leclaire verspricht.

Mundartdichter tritt auf


Das Programm der Studiobühne runden zwei Stücke von und mit Mundartdichter Eberhard Wagner ab: Ab 22. Dezember steht er mit seiner Komödie "Willkommen im Glück oder Glücks Rad" auf den Theaterbrettern, ab 19. Januar gibt er seiner Kunstfigur Keiner die Chance zu einem Solo. "Die zweite Figur bin ich selber", sagt Wagner zu seiner Ein-Mann-Persönlichkeitsspaltung.