Um die Auswirkungen des Sports am Fels zu verstehen, haben Forschende vom Lehrstuhl für Sportökologie der Universität Bayreuth experimentelle Untersuchungen zum Bouldern, erstmals an drei Felsen unterschiedlichen Gesteins, durchgeführt.
Hierfür hat das Forschungsteam bislang unberührte Boulderblöcke aus Kalkstein, Granit und Sandstein jeweils 500-mal beklettert. In Vergleichen vor und nach den Begehungen zeigte sich ein Verlust der Moos- und Flechtenbedeckung von bis zu 15 Prozent an Handgriffen und Fußtritten.
Insbesondere die ersten Begehungen verzeichneten die größten Vegetationsverluste. Hierbei zeigte sich Sandstein als besonders anfällig, da Gesteinspartikel samt Vegetation leichter abgetragen werden als bei Kalkstein oder Granit.
Eine Erholung der Vegetationsbedeckung fand am Sandstein innerhalb von drei Jahren nur teilweise statt.
"Unsere Studie ist die erste, die zusammenhängend nachweist, dass die Auswirkungen des Boulderns je nach Gesteinsart des Felsens variieren und eine Erholung des Ökosystems nur langsam stattfindet", sagt Sofie Paulus, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Sportökologie und Initiatorin der Studie.
"Zudem weisen unsere Experimente auf ein bislang zu wenig beachtetes Problem hin: Mikroplastikverschmutzung durch Kletterschuhe", so Paulus.
Mithilfe von spektroskopischen Methoden haben die Forschenden erstmals Mikroplastik vom Abrieb der Kletterschuhsohlen auf Kalkstein nachgewiesen – und das bereits nach moderater Nutzung.
"Durch das Bouldern wird also Mikroplastik direkt in sensible Ökosysteme eingebracht und könnte hier Auswirkungen, unter anderem auf die mikrobielle Gemeinschaft, haben", ergänzt Prof. Dr. Manuel Steinbauer, Inhaber des Lehrstuhls Sportökologie an der Universität Bayreuth.
"Auch ohne die Verwendung von Kletterchalk oder die im Sport sonst übliche Praxis des Putzens der Felsen vor der ersten Begehung haben wir bereits Auswirkungen des Boulderns am Naturfels dokumentieren können", sagt Paulus.
Die Forschenden gehen stark davon aus, dass diese Methoden zur Erhöhung des Halts am Fels den negativen Effekt von Bouldern weiter erhöhen würden. Deshalb plädieren sie für differenzierte Managementstrategien, die eine Balance zwischen der Freizeitnutzung und dem Naturschutz schaffen.
Dies könnte beispielsweise durch zonenbasierte Regulierung von Kletteraktivitäten geschehen, bei denen gewisse Felsen zur Erholung bzw. zum Schutz des Ökosystems periodisch oder gar nicht beklettert werden.
Bei diesem Text handelt es sich um eine Pressemitteilung.
Vorschaubild: © Sofie Paulus/UBT