Anteilnahme in Bayreuth: Ein Mann ist in der französischen Partnerstadt Annecy mit einem Messer auf Besucher eines Spielplatzes losgegangen. Unter den teils lebensgefährlich verletzten Opfern befinden sich auch Kleinkinder.
Die Messerattacke auf vier Kinder und zwei Erwachsene auf einem Spielplatz in Annecy hat auch in Bayreuth Trauer, Fassungslosigkeit und Bestürzung ausgelöst. Am Donnerstag (8. Juni 2023) waren Besucher eines Spielplatzes am Lac d’Annecy angegriffen, niedergestochen und nach ersten Medienberichten zum Teil lebensgefährlich verletzt worden. Dies berichtete die Presseabteilung der Stadt Bayreuth.
Als Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Bayreuths Partnerstadt werden die Fahnen vor dem Neuen Rathaus am Luitpoldplatz am heutigen Freitag auf Halbmast gesetzt. Bayreuths 2. Bürgermeister Dr. Andreas Zippel, der derzeit Oberbürgermeister Thomas Ebersberger vertritt, hat sich inzwischen an das Stadtoberhaupt von Annecy, François Astorg, gewandt und die tiefe Betroffenheit Bayreuths bekundet. "Wir verurteilen diese menschenverachtende Tat aufs Schärfste! Im Namen Eurer Partnerstadt und aller Bayreuther Bürger, des Oberbürgermeisters und des Dritten Bürgermeisters – die beide derzeit urlaubsbedingt nicht in Bayreuth verweilen, aber sicherlich genauso erschüttert sind – spreche ich Dir, den Opfern, deren Familien und Freunden das Mitgefühl Bayreuths aus", schreibt Dr. Zippel.
Messerangriff auf französischem Spielplatz: Partnerstadt Bayreuth reagiert mit großer Anteilnahme
Die Suche der Ermittler nach dem Motiv des Messerstechers dauert an. Der von Polizisten überwältigte und festgenommene Angreifer war am Abend weiter vernommen worden, teilte Staatsanwältin Line Bonnet-Mathis mit. Auf jeden Fall habe der Täter nicht unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen gestanden. "Wir versuchen, sein Motiv zu begreifen." Hinweise auf ein terroristisches Motiv gab es aber nach Angaben der Behörden nicht.
Wie die Zeitung Le Parisien berichtete, sollte der Mann am Freitag psychiatrisch untersucht werden. Im Polizeigewahrsam habe er einen schweren hysterischen Anfall erlitten.
Zum Gesundheitszustand der schwer verletzten Opfer gab es zunächst keinen neuen Stand. Die vier verletzten Kinder im Alter von 22 Monaten bis 3 Jahren waren in Kliniken nach Genf und Grenoble gebracht worden. Zwei von ihnen waren ein französisches Geschwisterpaar, die anderen waren auf einer Urlaubsreise und stammen aus Großbritannien und den Niederlanden.
Mutmaßlicher Angreifer scheint nichts auf dem Kerbholz zu haben: Behörden liegen keine Aufzeichnungen vor
Bekannt ist, dass der Täter sich erst seit wenigen Monaten in Frankreich aufgehalten hat. Zuvor habe der Syrer zehn Jahre lang in Schweden gelebt, hatte Premierministerin Élisabeth Borne gesagt. In Frankreich sei er ohne festen Wohnsitz gewesen. Für die europäischen Sicherheitsbehörden sei der Mann ein Unbekannter, es liege nichts zu ihm vor. Es gebe auch keine Hinweise auf eine psychiatrische Behandlung in der Vergangenheit.
Obwohl der Mann in Schweden als Asylbewerber anerkannt war, hatte er im vergangenen Jahr auch in Frankreich Asyl beantragt. Wie der Sender BFMTV berichtete, sei dieser Asylantrag vor vier Tagen abgewiesen worden. Ob dies etwas mit der Tat zu tun haben könnte, ist offen.
Die Tat sorgte in Frankreich für Erschütterung, wurde von Rechts und extrem Rechts aber prompt auch für die Forderung nach einer Begrenzung der Immigration instrumentalisiert. Angesichts angekündigter Kundgebungen unter rechtem Vorzeichen erließ der Präfekt für den Donnerstag in Annecy ein Demonstrationsverbot. Angekündigte Kundgebungen unter dem von extrem Rechten propagierten Motto des "Francocide", der Tötung von Franzosen durch Ausländer, könnten als Provokation gesehen werden, erklärte Präfekt Yves le Breton. Diese könnten zu Gegendemonstrationen und öffentlicher Gewalt führen.
Mutmaßlicher Messerstecher kam von Schweden nach Frankreich
Medienberichten zufolge soll der Angreifer in Schweden mit einer Frau verheiratet gewesen sein und eine dreijährige Tochter haben - seine Frau und er hätten sich kürzlich getrennt. Beide hätten eine Online-Ausbildung in der Krankenpflege absolviert.