Bayreuth: Tödliches Drama am Spielplatz

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Auf diesem Parkplatz vor dem Spielplatz wurden die drei Leichen am Sonntagabend entdeckt. Foto: M. Hoch
Auf diesem Parkplatz vor dem Spielplatz wurden die drei Leichen am Sonntagabend entdeckt. Foto: M. Hoch
Das 65-jährige Opfer wohnte direkt neben dem Spielplatz. Foto: M. Hoch
Das 65-jährige Opfer wohnte direkt neben dem Spielplatz. Foto: M. Hoch
 
 

Es war wohl eine Beziehungstat, die in Bayreuth drei Todesopfer gefordert hat. Die genauen Umstände sind allerdings noch unklar. Die Anwohner im Stadtteil St. Johannis stehen unter Schock.

Am Morgen nach der schrecklichen Bluttat ist in der idyllischen Wohngegend wieder etwas Ruhe eingekehrt. Kripo, Spurensicherung und Rechtsmediziner haben ihre Arbeit beendet. Nur ab und zu fährt noch ein Streifenwagen durch den beschaulichen Stadtteil St. Johannis östlich von Bayreuth.

Am Sonntagabend hatte sich hier direkt vor einem städtischen Kinderspielplatz wohl ein Eifersuchtsdrama ereignet. Einige Blutspuren auf der Straße lassen erahnen, welch schreckliche Szenen sich in der Dunkelheit abgespielt haben müssen. Ein 41-Jähriger aus dem Landkreis Bayreuth erschoss seine 33-jährige Ex-Freundin sowie deren 65 Jahre alten Vater mit einer Pistole. Den 32-jährigen Freund der Getöteten verletzte er schwer. Anschließend richtete der 41-jährige Täter die Waffe gegen sich selbst.

Fotostrecke: Drei Tote durch Schüsse in Bayreuth

Das Wohnhaus des 65-jährigen Opfers liegt nur wenige Schritte vom Tatort entfernt. Hier hatte der Getötete mit seiner Ehefrau gelebt. Am Montag sind an dem weißen Haus alle Jalousien heruntergelassen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen Nachbarn im Regen und diskutieren über das Geschehene. "Unglaublich, dass so etwas hier bei uns passiert", sagt ein Mann, der nur wenige Häuser entfernt wohnt. "Ich habe es knallen gehört, aber nicht gedacht, dass es Schüsse sind", berichtet eine ältere Dame.

Erst, als draußen nichts mehr zu hören ist, hätten sich die ersten Anwohner vor die Tür getraut. Irgendwann wurden dann die drei Leichen zwischen geparkten Autos entdeckt. "Wir können das alle nicht fassen", sagt ein Nachbar.


Gepflegte Vorstadtidylle

Die beschauliche Wohngegend unweit der berühmten barocken Parkanlage Eremitage ist dörflich geprägt und vom Bayreuther Stadtkern durch die Autobahn 9 getrennt. Schicke Einfamilienhäuser mit gepflegten Vorgärten reihen sich aneinander. Klaus Strobel kennt hier jeden Hausbesitzer persönlich, seit 30 Jahren fährt der Postangestellte in dem Viertel Pakete und Briefe aus.

Auch an der Tür der weißen Doppelhaushälfte hat er schon unzählige Male geklingelt und mit dem Getöteten und seiner Frau immer wieder einen Plausch gehalten. "Eine ganz liebe Familie", sagt Strobel, während er an seinem Postauto lehnt und ungläubig mit dem Kopf schüttelt. "Als ich das heute Morgen erfahren habe, konnte ich es nicht fassen." Den mutmaßlichen Täter kannte Strobel nicht, genauso wenig den neuen Freund der Getöteten. "Von Streit oder Stress habe ich nichts mitbekommen."

Video: Drei Tote durch Schüsse in Bayreuth



Am Tatort geben sich am Montag auch die Medienvertreter die Klinke in die Hand. Gerüchte machen die Runde. Vor knapp zwei Wochen sollen sich der Täter, der Jäger war, und die 33-Jährige getrennt haben. Beide sollen ein gemeinsames Kind gehabt haben. Auch die Polizei hat diese Spekulationen vernommen. Die Fragen nach den genauen Umständen könne man derzeit aber nicht beantworten. "Aktuell sind die Ermittler noch mit Hausdurchsuchungen und Vernehmungen im Umfeld der Beteiligten beschäftigt. Auch die Tatwaffe und Autos werden noch untersucht. Das wird alles noch etwas dauern", sagt Polizeisprecher Jürgen Stadter.

Auch Klaus Strobel quält die Frage nach dem Warum. Allerdings sind seine Gedanken jetzt bei den Hinterbliebenen. Kurz bevor er wieder in sein gelbes Postauto steigt, spricht Strobel das aus, was viele an diesem 21. Dezember denken. "So etwas Schreckliches so kurz vor Weihnachten. Das ist einfach nur traurig."


Alles Wissenswerte zum Waffenrecht

Während in den USA jeder Bürger ein in der Verfassung verbrieftes Recht auf Waffenbesitz hat (das bislang allen Debatten zum Trotz nicht angetastet wird), folgt das deutsche Recht dem Grundsatz, den Zugriff auf Waffen so weit wie möglich zu beschränken.

Nachdem die Nationalsozialisten 1938 mit dem ersten deutschen Waffengesetz allgemeine Aufrüstung betrieben hatten, entwaffneten die Alliierten die Bundesbürger 1946 faktisch. 1956 trat das Reichswaffengesetz wieder in Kraft. Das Gesetz wurde in der Folge immer wieder verschärft, besonders nachhaltig als Reaktion auf den Amoklauf von Winnenden 2009. Aktuell werden wegen der Terror-Gefahr auf EU-Ebene weitere Einschränkungen diskutiert, etwa ein Verbot halbautomatischer Waffen auch für Sportschützen.

Wer eine Waffe nicht nur erwerben und besitzen, sondern auch ständig mit sich führen will, braucht einen Waffenschein, der an strenge Auflagen gebunden ist. Nach der Verschärfung des Waffenrechts erhalten diese Erlaubnis in der Regel nur noch Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten. Eine wesentliche Einschränkung ist der Passus im Waffengesetz, wonach das Führen der Waffe das Sicherheitsrisiko für ihren Besitzer tatsächlich verringern muss. Das ist für Privatpersonen faktisch nicht belegbar.


Kleiner Waffenschein

Diese Regelung erlaubt den Besitz und das Mitführen von geprüften Gas- und Signalwaffen in der Öffentlichkeit. Nur der Erwerb dieser Waffen ist für Personen ab 18 frei. Der Erwerb des Kleinen Waffenscheins setzt eine Prüfung voraus (keine Vorstrafen u.ä.), und es gibt Ausnahmen: Bei öffentlichen Großveranstaltungen etwa darf die Waffe nicht mitgeführt werden.

360.000 Bundesbürger (2015) besitzen laut Jagdverband nach bestandener Jägerprüfung einen Jagdschein. Sie dürfen Langwaffen und auch Kurzwaffen (maximal zwei) erwerben und diese mit sich führen, dies allerdings nur im direkten Zusammenhang mit der Ausübung der Jagd oder auf dem Weg zum Büchsenmacher.

Wer scharfe Waffen sammelt, solche Waffen erbt oder als Mitglied eines Schützenvereins den Bedarf nachweisen kann, muss eine Waffenbesitzkarte (WBK) für jede Waffe in seinem Besitz beantragen. Diese wird nur ausgestellt, wenn der Antragsteller die persönliche Eignung und Sachkunde nachweisen kann. Die WBK gibt es in verschiedenen Stufen (grün, gelb, rot) je nach Waffenart und Zweck.

Gleichgültig, zu welchem Zweck eine Waffe und die Munition dafür erworben werden: Das deutsche Waffengesetz macht strikte Auflagen. So müssen die Waffen und die dazu gehörige Munition in getrennten Schränken sicher aufbewahrt werden. Die Genehmigung zum Besitz oder Führen von Waffen können die Behörden jederzeit widerrufen. gf