Dieser Aufschwung kommt aber weder in der Industrie noch beim Groß- oder Einzelhandel an. "Unsere Industrie steckt im Konjunkturtal fest", so Brehm. "Aber auch die Verbraucher sind sehr verunsichert und halten sich mit Ausgaben zurück, was unseren Handel weiter unter Druck setzt", so Brehm.
Ursache für die Zurückhaltung ist das erwartete Auftragsvolumen. Nur 21 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem steigenden Auftragsvolumen, 33 Prozent dagegen mit einem Rückgang. Auch beim Export überwiegen die negativen Erwartungen. Vor allem beim China-Geschäft sind die Unternehmen sehr zurückhaltend. Ganz anders die Erwartungen für Nordamerika: Knapp ein Viertel der Exportunternehmen rechnet dort mit einem steigenden Auftragsvolumen.
Angesichts der erwarteten Rahmenbedingungen fallen die erwarteten Beschäftigungsentwicklungen überwiegend negativ aus. 21 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Abnahme der Belegschaft am Standort Oberfranken, nur 11 Prozent mit einem Anstieg.
Besonders zurückhaltend bewertet die Industrie die weitere Beschäftigungsentwicklung. Fast jedes dritte Industrieunternehmen rechnet mit einem Beschäftigtenabbau. Diese Entwicklung ist insbesondere deshalb besorgniserregend, da über ein Drittel der Beschäftigten Oberfrankens im Produzierenden Gewerbe tätig ist.
Bei den Investitionsplanungen im Inland zeigt sich auf den ersten Blick ein ausgeglichenes Bild. Jeweils 22 Prozent wollen ihre Investitionen herauf- bzw. herunterfahren. 24 Prozent der Unternehmen wollen dagegen gar keine Investitionen tätigen. Eine genauere Betrachtung zeigt, dass es sehr deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen gibt. Während Baugewerbe und Tourismus ihre Investitionen im Saldo herunterfahren wollen, planen Industrie, Groß- und Einzelhandel und vor allem die Dienstleistungsbranche einen Anstieg.
Dieser Befund mag bei der aktuell schlechten Lagebeurteilung in der Industrie und im Großhandel verwunderlich sein. Ein Blick auf die Motive der Investitionsplanungen zeigt aber, dass nur bedingt Grund für Optimismus besteht. 69 Prozent aller Befragten wollen Ersatzbeschaffungen vornehmen und 30 Prozent Rationalisierungen. Nur 22 Prozent planen Investitionen in Produktinnovationen und 20 Prozent Kapazitätserweiterungen. Hinzu kommen 36 Prozent, die in Umweltschutz investieren wollen.
Ganz anders im Ausland: Dort stehen Kapazitätserweiterungen im Mittelpunkt der Planungen. "Dieses Ergebnis macht deutlich, dass der Standort Deutschland - und damit auch Oberfranken - zunehmend an Attraktivität verliert. Finden Innovation und Fortschritt vorwiegend im Ausland statt, besteht zunehmend die Gefahr, dass wir in Oberfranken als Wirtschaftsstandort abgehängt werden", warnt Dr. Waasner.
"Die Politik in Brüssel, Berlin, München und vor Ort muss alles tun, um die Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft zu verbessern."