"Letzte Generation" blockiert Verkehr in Bayreuth: Klima-Aktivisten kleben sich auf Straße fest

- Bayreuther Verkehr wird durch "Letzte Generation" blockiert
- Aktivst klebt sich auf Straße fest - Polizei muss ihn wegtragen
- "Ihr spinnt wohl": Aktion löst stellenweise großen Unmut aus
- "Chance, aus der Zerstörung auszusteigen": Gruppe veröffentlicht Statement
Am Donnerstagnachmittag (23. Februar 2023) wurde die Albrecht-Dürer-Straße/Ecke Bernecker Straße in Bayreuth zum Schauplatz der "Letzten Generation". Mehrere Aktivist*innen hatten geplant, sich auf der Straße festzukleben, doch die Polizei bekam schnell davon Wind - dank der Gruppe selbst.
"Letzte Generation" startet Klebeaktion in Bayreuth - Aktivist in Lobbyregister zu finden
Wie Benjamin Böhm, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt, gegenüber NEWS5 erklärt, habe ein Pressesprecher der "Letzten Generation" am Morgen in einem Interview bei einem Lokalradiosender über die geplante Aktion gesprochen. Das habe der Polizei die Gelegenheit gegeben, sich frühzeitig auf den Weg zu machen. "Wir waren sehr schnell vor Ort. Einer hat es geschafft, sich mit einer Hand noch festzukleben, zwei nicht mehr."
Der erfolgreiche Aktivist war Simon Lachner, dessen Interessen laut dem Lobbyregister des Deutschen Bundestags unter anderem bei erneuerbaren und fossilen Energien, Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Land- und Forstwirtschaft und der Lebens- und Genussmittelindustrie liegen. Das Lobbyregister ermögliche laut Angaben des Bundestags, Strukturen der Einflussnahme durch Interessenvertreter auf den politischen Entscheidungsprozess transparent nachzuvollziehen.
In Bayreuth hielt am Donnerstag parallel zu Lachner ein weiterer Mann ein Banner mit der Aufschrift: "Art. 20a GG = Leben schützen" hoch.
Laut Benjamin Böhm sei die Polizei wie gewohnt stufenweise vorgegangen: Die Aktivisten würden in der Regel mehrfach aufgefordert, die Straße zu verlassen, doch sie kämen dem oft nicht nach. "Auch heute war das so." Danach folge die Ankündigung, dass sie von der Straße getragen werden. So wurde der festgeklebte Simon Lachner von einer speziell geschulten Polizeibeamtin gelöst und dann von weiteren Beamten von der Straße getragen.
Demonstration in Bayreuther Stadtgebiet führt zu Stau: "Mensch, ihr spinnt wohl!"
Böhm betreue derartige Einsätze häufig und kenne einige Bayreuther Aktivisten bereits persönlich, wie er NEWS5 informiert. "Wir haben rechtliche Dinge besprochen und sehr transparent unsere Maßnahmen erklärt." Die Polizei habe dann noch die Personalien der unbekannten Beteiligten festgestellt.
"Ich verlasse mich darauf, dass heute Abend keine Aktion mehr stattfinden wird", so Böhm im Interview am Donnerstag. Kurzfristig gab es Verkehrsbehinderungen in Bayreuth. Die Polizei sicherte die Stelle ab, wodurch es zu einem kurzen Stau kam. "Das wichtigste ist, dass keiner zu Schaden kommt." Und so sei es schließlich auch gewesen.
Ein Autofahrer machte seinem Ärger Luft: "Mensch, ihr spinnt wohl!" Wie im Video von NEWS5 zu sehen ist, zeigte ein Passant ebenfalls seinen Unmut: "Es gibt noch Leute, die wollen einfach nur nach Hause." Eine in den Worten des Polizisten "Menschenansammlung" von Pressevertretern war ebenfalls vor Ort.
"Werden unseren Protest ausweiten" - Aktivisten erklären ihre Motivation
Die "Letzte Generation" veröffentlichte im Zusammenhang mit der Klebeaktion eine Pressemitteilung: "Die Aktivist*innen fordern die Einberufung eines Gesellschaftsrates, der durch die Erarbeitung von mehrheitsfähigen Maßnahmen dabei hilft, Deutschland aus der aktuellen tiefen gesellschaftlichen Krise herauszuführen", heißt es hier.
"Noch haben wir die Chance, aus der Zerstörung auszusteigen. Mit einem Plan, der von Bürger*innen entwickelt, von der Gesellschaft getragen und von der Politik verwirklicht wird." So wird Aimée van Baalen, Sprecherin der "Letzten Generation", zitiert. Sie spricht die 99 Prozent der Deutschen an, die nicht zu den die Regierung beeinflussenden reichsten 1 Prozent gehörten.
Luca Thomas, Studierender in Bayreuth, erklärt seinen Protest in der Mitteilung der "Letzten Generation" wie folgt: "Wir konnten letztes Jahr oft genug in den Nachrichten verfolgen, wie schutzlos wir den ersten Vorboten der Klimakatastrophe ausgeliefert sind. Auch im reichen Deutschland waren Waldbrände kaum unter Kontrolle zu bringen. Weil die Regierung sich weigert uns zu schützen, indem sie durch fossile Investitionen die Erderhitzung weiter befeuert, werden wir unseren Protest ausweiten."
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