Formel-1-Piloten, Fliegerstaffeln, Weltraumspringer: Wer keinen schlichten weißen Helm bei seinem Sport tragen will, fährt nach Röslau (Kreis Wunsiedel) ins Fichtelgebirge. In einem Autohaus entstehen dort Helmdesigns, auch für Stratosphärenspringer Felix Baumgartner.
Markus Däumler sagt, er habe schon 2008 Bescheid gewusst. Über den Plan, über den Sprung, über die Höhe. Außerdem kannte er diesen Verrückten. "Den Felix", sagt Markus Däumler und meint: Felix Baumgartner. Österreicher, Abenteurer, Extrem-Fallschirmspringer. Ein paar Pilotenhelme hatte Däumler schon für Felix Baumgartner lackiert, der neue Plan überraschte ihn kaum: Ein Sprung aus dem All, aus 37 Kilometer Höhe und mit dabei ein Helm, designed in Röslau, Oberfranken, 2200 Einwohner, vier Gaststätten, versteckt im Fichtelgebirge.
"Sagen durften wir natürlich nichts", sagt Markus Däumler. Aber gestalten: Ein Schriftzug mit dem Namen, die beiden Bullen des Sponsors Red Bull, ein kleiner Hinweis auf das eigene Haus: painted by wunschel. Das steht auf allen Helmen, die die Oberfranken lackieren. Der Rest des Helms: Weltraumweiß. Den Helm-Prototyp musste er gut gepolstert verpacken, erst nach Fuschl am See, Österreich, schicken, dann weiter zur Nasa in die USA. Das war am 13. Januar 2009, danach kehrte wieder der Alltag ein.
Alltag, das heißt: Christian Abt, Heinz Kinigadner, Andreas Goldberger. Sportler, die Sturzhelme brauchen. "Und die nicht mit einem weißen Helm fahren wollen", sagt Markus Däumler. Er lackiert jetzt seit fast 16 Jahren Helme. Hinten, hinter dem Verkaufsraum, dort, wo sie gerade den neuen Golf schräg zum Fliesenmuster eingeparkt haben, wo Felgentürme wie Säulen neben den Autos stehen. Als Markus Däumler angefangen hat, war die Firma Wunschel noch ein Autohaus. Die Helme waren höchstens eine Spinnerei. Eine Spinnerei von zwei Motorsport verrückten Brüdern, Dieter und Hans-Jürgen Wunschel.
Ein Radhelm für Mark Webber Die beiden fuhren früh Motocross, bauten später für die Tuningfirma Abt Fahrwerksfedern und kamen Anfang der 1990er Jahre mit Red-Bull in Kontakt. Zusammen mit dem Getränkehersteller gründeten die Wunschel-Brüder ein neues Team und standen vor der Helmfrage. Weiße Helme? Dieter Wunschel sagt: "Im Motocross hatten die Fahrer seit den 80er Jahren individuelle Helme." Weil das Typen sind: Dreckig, ramponiert, anders. Weiß als Helmfarbe passt da nicht. Die Idee: "Wir fahren mit speziellen Helmen." 1993 war das. Mittlerweile ist das Design ein eigener Geschäftszweig, die Farben, die sie verwenden, heißen F1-Silber und F1-Blau.
"Das hat mit Sicherheit auch zur Standortsicherung beigetragen", sagt Dieter Wunschel. In Röslau schufen die Helme vier bis fünf neue Arbeitsplätze, zusätzlich zum Autohaus. Das Unternehmen gestaltet jedes Jahr zwischen 500 und 1000 Helme. Gerade sind es Helme für die Rallye Dakar. Ein Mitarbeiter hat den von Carlos Sainz auf dem Schoß, schwarze Farbe und Klarlack lassen die spanische Fahne wehen. Wunschel sagt, er habe einfach sein Hobby zum Beruf gemacht.
Qualität schafft Zukunftschancen Bei der IHK in Bayreuth sagen sie, nur so haben Unternehmen Zukunftschancen. Durch Qualität, hochwertige Produkte, Kundenorientierung und Innovationstätigkeit. Heribert Trunk, der IHK-Präsident, sagt: "Entscheidend ist, dass ein Unternehmen beweglich und flexibel bleibt, individuell geeignete Maßnahmen umsetzt und sich ständig weiterentwickelt."
Vielleicht sagt Markus Däumler deshalb, "so richtig außergewöhnlich war der Baumgartner Helm nicht." Sonderwünsche kommen ständig. Wenn Formel-1-Pilot Mark Webber auf die Schnelle einen Fahrradhelm braucht oder ein Rennstall 60 Helme übers Wochenende. Alles möglich. Alles Alltag. Dieter Wunschel sagt, sie seien keine Aufschneider, wollten das gar nicht an die große Glocke hängen. Markus Däumler überlegt kurz, dann kommt er noch einmal auf Felix Baumgartner zurück. "Ich glaube man könnte schon sagen, ein Stück Franken ist mit aus dem All gesprungen."