Im Herzen der Innenstadt zeichnet sich eine vielversprechende Aufwertung ab. Das "Quartier an der Mauer" rückt näher und wird von einem zweiten Großprojekt komplettiert: Die Mediengruppe Oberfranken kauft die beiden maroden Gebäude am Eingang zu den Theatergassen und will ein Stück Stadtreparatur leisten.
Einst war die Lange Straße eine der schönsten Straßen Bambergs. Schön ist sie immer noch, doch der Eindruck wird durch Leerstand und Dauerbaustellen empfindlich getrübt.
Umso hoffnungsvoller sind die Erwartungen, die Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) mit den nächsten Jahren verknüpft. "Wir werden eine Renaissance der Einkaufsmeile erleben. Es ist ein großer Durchbruch, dass zwei Weichenstellungen praktisch zum gleichen Zeitpunkt erfolgen sollen."
Was ist passiert, das Bambergs OB so schwärmen lässt? Da ist zum einen das "Quartier an der Stadtmauer". Der kommunalpolitische Dauerbrenner, der in den 17 Jahren seiner Vorgeschichte den Bambergern keine Enttäuschung ersparte, ist, man glaubt es kaum, in eine Phase getreten, die das Projekt in greifbare Nähe rücken lässt. Der Vertrag mit dem Erlanger Unternehmen Sontowski und Partner als Projektentwickler wurde unterzeichnet. Starke geht davon aus, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt.
Geplant ist eine Eröffnung der Passage in gut zwei Jahren. Nach endlosen Verhandlungsrunden und einer Neuorientierung der Sparkasse Bamberg, die selbst in das Gelände investieren will, wird der Traum einer Verbindung vom ZOB zur Langen Straße wahr.
Doch das Handelsprojekt mit über 50 Millionen Euro Volumen, mit bekannten Namen wie s.Oliver, Vögele, Rewe und 139-Zimmer-Boutique-Hotel ist nur eine von zwei Veränderungen, die der Bamberger Innenstadt ein neues Gesicht und wohl auch Gewicht geben könnten.
Schräg gegenüber der ehemaligen Sparkasse geht es einem zweiten Schandfleck an den Kragen: Die Häuser Lange Straße 22 und 24, Bambergern bekannt als Heimat der früheren Görres-Buchhandlung, des BVD und der wenig erfolgreichen Bar Easy Living stehen vor einem Eigentümerwechsel.
Starke betrachtet ihn als Glücksfall - schon weil der Verhandlungsprozess nicht 17 Jahre, sondern "nur 17 Wochen" gedauert hat. "Als klar war, dass der Eigentümer aus Luxemburg keine Sanierung anstrebt, haben wir uns selbst auf die Suche nach einem Investor gemacht, der die hohen Sanierungskosten nicht scheut", beschreibt Starke die Aufgabenstellung.
Mittlerweile ist der Durchbruch am Verhandlungstisch geschafft. Neuer Eigentümer des Einzeldenkmals wird die Mediengruppe Oberfranken (MGO), die hier, im Herzen der Stadt, ein Bekenntnis zum Standort Bamberg ablegt und sich bereit erklärt, ein Stück Stadtreparatur zu leisten. "Das ist unser Beitrag zur Steigerung der Attraktivität des Stadtbilds und zur Förderung des qualitätvollen Einzelhandels", freut sich MGO-Geschäftsführer Walter Schweinsberg. Einen Widerspruch zum Geschäftsfeld eines Medienhauses sieht er in dem Immobilien-Erwerb nicht: "Wir haben uns von Anfang an faszinieren lassen von den Möglichkeiten und Entwicklungschancen, die in diesen Gebäuden und in der Langen Straße stecken."
Freilich: Zuerst stehen vor den Beteiligten große Herausforderungen. Die Rettung der ausgedehnten Liegenschaft mit 2000 Quadratmetern Nutzfläche verlangt einiges an Mitteln und Sachverstand. Große Teile der Gebäude sind baufällig, die Statik angeschlagen.
Was erwartet die Bamberger künftig am Eingang zu den Theatergassen? Die Verhandlungen mit neuen Nutzern laufen derzeit noch. Doch schon zeichnet sich ab, dass das Ausradieren zweier Schandflecke der gesamten Innenstadt Dynamik verleihen könnte. OB Starke geht davon aus, dass eine umfassende verkehrspolitische Diskussion nun unvermeidlich ist: "Es hat jetzt keinen Sinn, über einzelne Parkplätze zu reden."
Einhellige Freude herrscht unterdessen bei der Interessengemeinschaft Lange Straße mit über 80 Betrieben: "Wir machen einen Luftsprung, wenn diese beiden Objekte saniert sind", sagt Pius Schiele.
Anders als andere mag Citymanager Klaus Stieringer nicht das Wort vom Niedergang der Langen Straße in den Mund nehmen. Doch auch er spricht von Durchbruch: "Das positive Image der Langen Straße erhält zusätzlichen Rückenwind."
sind völlig unerheblich. Der größte Schandfleck bleibt der schleichende und stehende Verkehr in der Straße. Als Fußgängerzone hätte diese Straße wesentlich mehr Flair als mit irgendwelchen restaurierten Gebäuden am Rand.
Herr Oberbürgermeister, Sie haben Recht! Es macht keinen Sinn, über einzelne Parkplätze zu diskutieren, denn Sie müssen alle weg. Nur dann kann die Lange Straße wieder zu einer Flanier- UND Einkaufsmeile werden. Schiele und Stieringer werden dann zwar erstmal keine Luftsprünge machen, weil deren unsinniges Dogma durchbrochen wird, möglicherweise holen Sie dies jedoch nach, wenn beide merken, dass der Umsatz durch entsprechende Maßnahmen steigt.