Die Brunnenfigur am Grünen Markt stand Patin für eine Skulptur, die in einem Düsseldorfer Garten die Blicke auf sich zieht. Besitzer sind Stephan und Astrid Zehentmeier, die aus Bamberg stammen.
Ausgerechnet von Düsseldorf aus könnte die Humsera als das Sinnbild der alten Bamberger Marktfrauen neue Bekanntheit gewinnen. Während die Figur auf dem ihr gewidmeten Brunnen am Grünen Markt eher abseits des Geschehens steht, bildet sie im Garten von Stephan und Astrid Zehentmeier in Düsseldorf den Mittelpunkt.
Weil sie auch bei ihren Bekannten so viel Anklang findet, wollen die Zehentmeiers sie für Liebhaber in limitierter Auflage und Varianten herstellen lassen. Davon später mehr.
Für Astrid und Stephan Zehentmeier, die aus Bamberg stammen und aus beruflichen Gründen im Rheinland gelandet sind, verkörpert ihre neue Humsera ein Stück alte Heimat. Eine Bildhauerin aus ihrer Nähe hat die Skulptur in Anlehnung an jene angefertigt, mit der der Bamberger Bildhauer Hans Leitherer 1933 den so genannten Bamberger Markthöcken ein Denkmal gesetzt hat.
Warum die Humsera und nicht berühmtere Bamberg-Motive wie der Bamberger Reiter? Für Stephan Zehentmeier scheint das nie eine Frage gewesen zu sein. Irgendwie, so sagt er im Telefon-Interview mit der Lokalredaktion, irgendwie habe er von Anfang an an diese Figur gedacht, als klar war, dass man im Garten des neu bezogenen Hauses eine Erinnerung an Bamberg aufstellen wollte.
Deutlich runder Die Ähnlichkeit mit dem Leitherer-Original ist unverkennbar, die Handschrift der Bildhauerin Antjepia Gottschalk aber auch.
Auf Wunsch der Auftraggeber sieht die "Humsera jetzerdla", wie Stephan Zehentmeier seine Figur getauft hat, wesentlich barocker aus. Vor allem von hinten: Während der Rücken der Bamberger Brunnenfigur fast so flach ist wie die Säule, auf der sie hockt, weist ihre Düsseldorfer Verwandte ein ausgeprägtes Hinterteil auf.
Die Humsera-Begeisterung der Zehentmeiers - sie Lehrerin, er Betriebswirt und Kaufmann - zieht inzwischen Kreise. "Je mehr Verwandten und alten Freunden aus Bamberg wir davon erzählten und ihnen die entstandene Skulptur gezeigt haben, desto mehr ist die Idee entstanden, die ,Humsera jetzerdla' auch für interessierte Bamberger zu vervielfältigen", erzählen ihre stolzen Besitzer. Gedacht ist, sie als Gartenfigur aus Steinguss oder farbigem Kunststoff sowie als Schlüsselanhänger herzustellen. Nachfrage vorausgesetzt.
Ein Stück Gärtnergeschichte In Carmen Dechant, Inhaberin der Hofstadt-Gärtnerei in der Heiliggrabstraße, hat Familie Zehentmeier eine erste Unterstützerin in Bamberg gefunden. Alles, was dazu beiträgt, die Traditionen der Gärtner und damit eines wesentlichen Bestandteils vom Weltkulturerbe Bamberg vor dem Vergessen zu bewahren, liege ihr am Herzen, sagt sie. Deshalb würde sie die Humsera als Bamberg-Andenken gern ab Hof verkaufen.
Die Humsera ist nicht nur das Sinnbild der Gärtnersfrauen, die die eigenen Erzeugnisse auf den Märkten weit und breit verkauften, betont Dechant.
In der Figur lebt schließlich auch die besondere Namensgebung weiter, die früher in der Gärtnerstadt üblich war: "Es weiß ja kein Mensch mehr, dass es die Frau Hums aus der Heiliggrabstraße war, die zur Humsera wurde!"
Die damals übliche Praxis untermauert sie an weiteren Beispielen: Die Frau des Herrn Schneider sei einfach die Schneidera gewesen, die vom Herrn Maier eben die Maiera.
Vielleicht auch im Museumsladen Ob die Humsera als Briefbeschwerer, Schlüsselanhänger oder in anderer Form eines Tages auch im Bamberger Gärtner- und Häckermuseum verkauft wird, steht noch nicht fest. Museumskurator Hubertus Habel findet die Idee persönlich zwar gut. Als er sie bei der Jahreshauptversammlung des Museumsverein vorstellte, gab es aber skeptische bis ablehnende Stimmen.
Alteingesessene skeptisch Laut Habel monierten vor allem "zwei alte Gärtner", die die echte Humsera noch gekannt haben, dass diese mit der Düsseldorfer Figur keinerlei Ähnlichkeit habe. Sie beschrieben die lebende Humsera als "dörr wie eine Schlange"; außerdem soll sie oft so ordinär gewesen sein, dass sie sich sogar unter den Gärtnern manche Sympathien verscherzt haben muss.
Dass Marktfrauen - nicht nur die Bamberger - deftig und derb sein konnten, ist kein Geheimnis. Für Habel, der sich seit Jahren intensiv mit der uralten Geschichte der Bamberger Gärtnerei befasst, ist der raue Ton, den die Höcken gegenüber feilschenden Kunden anschlugen, logisch: Sie hätten schließlich schauen müssen, dass sie ihre Ware zu gutem Geld verkaufen konnten "und ihnen die immense Kulturarbeit und Buckelei auf den Feldern nicht in den Händen zerrinnt".
Der Kurator ist gespannt, was der Beirat des Museumsvereins zur "Humsera jetzerdla" sagt und ob sie in den Museumsladen einziehen wird.
Im Internet kann man sie schon anschauen. Zehentmeier hat seiner Idee bereits eine Homepage gewidmet. Sie heißt
www.humsera.com