Was steckt hinter der emotionsgeladenen Debatte um den Wirtschaftsbeirat und den IHK-Präsidenten Heribert Trunk? Fehlt in Bamberg der unabhängige Blick auf die Stadt? Macht sich eitle Selbstzufriedenheit breit? Ein Kommentar.
W enn es nur um einen neuen Beirat ginge, mit mehr oder weniger begrenzten Befugnissen - Bamberg hätte ihn längst, wie der bunte Strauß existierender städtischer Gremien zeigt. Auch die Personalie Trunk genügt nur zum Teil als Erklärung für die emotionsgeladene Debatte. Trunk ist allerdings ein Mann, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt, der notfalls auch der Stadtspitze die Meinung geigt, wenn es sein muss auch polemisch.
Im Kern geht es bei diesem Streit jedoch um die demokratische Gretchenfrage: Wo findet im Mehrheitssystem einer großen Koalition, in der so gut wie jeder mit jedem verbandelt ist, die unabhängige und auch kritische Perspektive ihren angemessenen Platz?
Vom Versuch, unbequeme Journalisten einzuschüchtern wie Anfang des Jahres geschehen bis zur Schlammschlacht um den Wirtschaftsbeirat - in einem Stadtrat, in dem sich viele pausenlos in den Armen liegen und bereits das Absolvieren der
Pflichtleistung wie etwa der Kauf der Pines-Siedlung überschwänglichen Beifall hervorruft, ist die Gefahr groß, dass sich billige Selbstzufriedenheit breit macht. Etwas weniger Marketing, etwas mehr Nüchternheit täten den Entscheidern gut. Oder zur Erdung und Einordnung ihrer Leistungen der Blick auf "die da unten", für die sie eigentlich da sind. Für Euphorie gibt es derzeit keinen Anlass.
Können Sie das
"Vom Versuch, unbequeme Journalisten einzuschüchtern wie Anfang des Jahres geschehen "
noch mal genauer erläutern, Herr Wehner?
Danke!
Es gab, um ein besonders unrühmliches Beispiel zu nennen, im Januar nach der kritischen Berichterstattung über die Zukunft der Wohngebäude auf dem Kasernengelände massive Angriffe auf den FT und insbesondere auf mich von Seiten der Stadt und der GroKo. In öffentlicher Sitzung wurde der Begriff Lügenpresse in eine Verwaltungspräsentation eingebaut, es war von Aufmischpresse die Rede und es gab ehrverletztende Manipulationsvorwürfe von Seiten eines Fraktionsvorsitzenden. Zumindest die Stadtverwaltung hat sich hinterher dafür entschuldigt.
Zeitgleich zur Entschuldigung (!) hat die Stadtverwaltung die Vorwürfe im elektronischen sogenannten "Bürgerdialog" wiederholt.
Nachzulesen in http://www.freie-webzet.de/index.php/31-2/t/94-cg
und http://www.freie-webzet.de/index.php/31-2/t/91-cl
Schön, dass das Medium FT doch ab und an seiner Funktion als Kontrollinstanz gerecht wird. Allerdings ist das einseitige Abdrucken von Partei-Stellungnahmen (eine Partei muss dabei besonders oft richtig stellen) oder das nicht weniger einseitige Berichten über Anträge hiesiger Kommunalpolitiker auf Landesparteitagen (der gleichen Partei) ein guter Nährboden für Filz. Zu oft sonnen sich auch hiesige Medienverantwortliche -wie z.B. ein lokaler Internetkanal - im Lichte der kommunalen Profilneurotiker und bekommen dafür auch noch einen Gründerpreis. Die MGO hat zu Recht den Anspruch sich hiervon abzuheben, daher gerne mehr solcher kritischer Betrachtung.