Zauberflöte in Bamberg: Stimmlicher Wettstreit endet im Patt

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Monostatos (Lluís Frigola Rodríguez) pirscht sich an Pamina (Jasmin Maria Hörner) heran. Foto: Gerhard Schlötzer
Monostatos (Lluís Frigola Rodríguez) pirscht sich an Pamina (Jasmin Maria Hörner) heran. Foto: Gerhard Schlötzer

Nur kein Neid! Niemand muss sich ärgern, weil er oder sie vielleicht in die "falsche" Premiere der Bamberger "Zauberflöte" geraten ist, denn auch die Zweitversion bürgte für einen gesanglich erfrischenden Abend.

Das war ebenbürtig, gleichwohl nicht identisch. Die fünf Protagonisten wurden ausgetauscht, während das Fußvolk der beiden Fabelwelten bleiben durfte, Monostatos und Papagena inklusive. Fangen wir mit den leicht überdrehten Papagenos an, denen die Kostümabteilung (Chrysenda Sailmann) Western-look-Volkstümlichkeit per Cowboyhut verordnet hatte. Ludwig Obst überzeugte schauspielerisch und mit seiner jungen kernigen Stimme, während Oliver Pürckhauer darstellerisch ein wenig zu sehr ins Volkstheater abrutschte, aber über einen famosen Bariton verfügt.

Florentine Schumacher als zwiefache Papagena musste umständlich schauspielern, denn man hatte aus Schikaneders "altem hässlichen Weib" einen grotesken Vamp gemacht, der später Hot Pants anzog und das Wildwest-Outfit des papagenischen Paares komplettierte. Auch Lluís F. Rodríguez musste den Monostatos zweimal geben.
Er lieh dem Bösewicht seine sonore Stimme, die kleine sprachliche Mängel relativierte. Zwischen den beiden famosen Paminen ist man hin- und hergerissen. Alexandra Steiner besitzt neben ihrem schönen Timbre ein schon fast bayreuthtaugliches Stimmvolumen, während Jasmin Maria Hörner mit ihren wunderbaren Pianissimi erhebliches Verzückungspotenzial aufbot.

Auch der stimmliche "Wettstreit" der beiden nächtlichen Königinnen endet im Patt: Danae Kontora und Svetlana Merzlova sind im zwiefachen Sinne Spitzensopranistinnen, deren Ambitus problemlos bis zum f''' reicht. Sarastro 1 (Kyodong Kum) verfügt über eine sonore Mittellage, blieb darstellerisch aber bieder, während Sarastro 2 (Bartosz Szulc) markanter wirkte und die tiefen Töne beizusteuern vermochte. Timo Schabel lieh seinem Tamino einen strahlenden Tenor, anderntags tendierte Saya Lee zu metallener Höhe.

Erwähnen wir noch das vortreffliche Terzett der Augsburger Domsingknaben, die drei umjubelten Damen (Simone Krampe, Isabel Segarra und Ulrike Malotta), die beiden robusten Priester (Johannes Schwendinger und Ferdinand Keller) und den mit Coburger Sekundanz präparierten Opernchor. Als störend erwies sich das nervige Sound-Design, als beflügelnd Till Fabian Wesers sängerfreundliches Dirigat. Fazit: schade, dass bei einer Biennale immer ein Jahr Pause ist ...