Einen Mann aus Zapfendorf (Kreis Bamberg) hat der Missbrauchsskandal der katholischen Kirche tief aufgewühlt. Als Ministrant habe er grausame Misshandlungen durch den Pfarrer miterlebt, erzählt er gegenüber inFranken.de.
- Zapfendorf: Betroffener berichtet von grausamen Misshandlungen in katholischer Kirche
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- "Verfolgt mich mein Leben lang": 68-Jähriger kämpft noch immer mit Erlebtem
- "Die Täter werden geschützt": Zapfendorfer will Erzbischof persönlich konfrontieren
Wenn Rudolf B. aus Zapfendorf (Name auf Wunsch geändert) in den Nachrichten von der aktuellen Missbrauchsdebatte in der katholischen Kirche liest, dann trifft ihn auch persönlich der Schmerz, wie der 68-Jährige gegenüber inFranken.de erzählt. Denn der pensionierte Lehrer habe in seiner Kindheit als Ministrant Dinge erlebt, die ihn noch bis heute verfolgen, sagt er. Seine Geschichte, sie sei über Jahrzehnte vor allem von einem Gefühl überlagert worden: Schuld. Nun wendet sich B. an die Öffentlichkeit - und konfrontiert auch die katholische Kirche mit seinen Erlebnissen auf dem fränkischen Land. Die Täter - sie würden "immer geschützt", sagt B.
Neunjährige von Pfarrer "verprügelt" - panische Angst auch im Elternhaus
Der "Urzapfendorfer", wie er sich selbst bezeichnet, sei von der dritten Klasse an bis zum Abitur Ministrant in der örtlichen katholischen Kirche gewesen. "Von Beginn an galt das Prinzip, dass du ständig mit Prügelattacken und Demütigungen rechnen musstest", erzählt B. Vorwiegend habe der Pfarrer, der auch den Religionsunterricht gegeben habe, mit der Faust auf die damals Neunjährigen eingeschlagen. "Im Schulunterricht hatte er auch einen 'Lieblingsschüler', der musste sich zu fast jeder Stunde auf den Tisch legen und wurde dann verprügelt." Obwohl er selbst von diesen Prügeln verschont geblieben worden sei, habe er "in der Sakristei und im Unterricht immer mit der Angst gelebt, der Nächste zu sein".
Zu Hause davon zu erzählen, das habe er sich nicht getraut. "Die Kirche stand für meine Eltern über allem", sagt der Zapfendorfer. So habe er zur Strafe, die ihm der Pfarrer gegeben habe, etwa 100 Mal den Satz "Ich bin ein Depp" schreiben müssen. Dafür habe er sich "zu Hause auf der Toilette eingeschlossen, es durfte niemand mitkriegen". Einmal, erinnert sich B., sei dem Pfarrer die Hostie heruntergefallen. "Ich wollte ihn beschützen und sie aufheben, damit er nicht drauftritt. Doch er hat mir gesagt, dies sei eine Todsünde und werde mich ewig verfolgen."
Wegen eines anderen vermeintlichen 'Vergehens' habe er während des gesamten Weihnachtsgottesdienstes "wie am Pranger" am Altar stehen müssen. B. berichtet von "massivem gesellschaftlichen Druck", den es damals gegeben habe. "Das war alles im Dorf bekannt, aber jeder hat geschwiegen und sich weggeduckt." Er habe sich daher die gesamte Jugend nicht getraut, aus dem freiwilligen Ministrantendienst auszutreten - trotz der brutalen Misshandlungen. Jahrzehntelang habe er noch das Gefühl gehabt, "mit Schuld beladen zu sein" - auch dann, als der Pfarrer längst verstorben war.
"Mord an den Seelen": Zapfendorfer bis heute von Misshandlungen verfolgt
Vor etwa dreißig Jahren, "als erste Finanzskandale der katholischen Kirche ans Licht kamen", habe er sich Stück für Stück von der Institution distanziert, erzählt der Oberfranke. "Ich konnte mich nicht mehr damit identifizieren, mein Weltbild wurde immer offener", erzählt Rudolf B. "Im Glauben geht es eigentlich um eine frohe Botschaft Jesu, das habe ich erst sehr spät gemerkt."
Noch heute sei er begeisterter Pilger und beschäftige sich viel mit der Lehre des Ordensgründers Franz von Assisi, für den vor allem der Gedanke von Solidarität mit den Schwächsten, Geduld und Gewaltverzicht als mitmenschliche Ideale im Mittelpunkt stehen. Auch das Zölibat und das Verbot der Priesterweihe von Frauen sieht B. kritisch. "Ich setze mich für die Frauen ein, für Gleichberechtigung", sagt er. Und der Zapfendorfer will noch etwas: ein grundsätzliches Umdenken. "Missbrauch und Misshandlungen sind Mord an den Seelen", betont er.
Diese Anklage war noch theatralischer vor einigen Wochen im Obermain-Tagblatt mit Bildern und vollem Namen von Herrn Bayer abgedruckt.
Unser, vor 40 Jahren verstorbene, Religionslehrer und Pfarrer hat die Ohrfeigen, Bloßstellungen und Strafarbeiten nicht im Verborgenen ausgeteilt, sondern in der Öffentlichkeit. Da wurde nichts vertuscht. Zu der Zeit vor 55 Jahren waren Züchtigungen sicher nicht mehr gewöhnlich, aber auch noch nicht verboten und leider vielfach akzeptiert. (Zur selben Zeit hat der damalige Rektor der Volksschule mit dem Rohrstock gezüchtigt; soll nun auch der der Freistaat Bayern dies noch aufarbeiten und der Schulrat nach Kirchschletten kommen und um Verzeihung bitten?) Haben wir keine wichtigeren Probleme?
Es muss doch ein Unterschied bleiben zwischen ausgeteilten „Ohrfeigen“, die für alle sichtbar waren und abscheulichen, lange unbekannten Sexualdelikten. Dieser Artikel dient nicht der notwendigen Aufarbeitung, sondern beleidigt leider die von Grausamkeiten wirklich Betroffenen durch einen Trittbrettfahrer.
ja was soll man nun dazu sagen, einfach nur schlimm, aber bestimmt nicht an den haaren herbeigezogen gar erfunden.
der durchhaltewillen war jedoch beeindruckend.
Ich war zwei Jahre in einem sog. bischöflichen Knabenseminar, das hat gereicht!
Diese Pfarrer haben mir im wahrsten Sinne des Wortes diese sog. christliche Nächstenliebe aus dem Leib getrieben.
Eine Zeit lang ging ich zwangsläufig, da befohlen, noch in die Kirche, aber mit 14-15 war auch damit endgültig Schluss.
Wie jemand diese Tortour "ewig" mitmachen kann, ist mir ein Rätsel!
Komisch, dass das den pensionierten Lehrer jetzt erst zur Presse drängt und er sich auf gleiche Stufe mit den Opfern sexuellen Missbrauchs stellt. Das riecht nach Wichtigtuerei und verhöht die wahren Opfer.
Ein pensionierter Lehrer beklagt sich über "Grausame Misshandlungen" im Unterricht? Dabei wurde er selbst nicht mal geschlagen, sondern hatte nur Angst? Und das soll jetzt der Fehler der Kirche sein, obwohl es an der Schule stattfand? Echt jetzt?
In Bayern "befand das Oberste Landesgericht noch 1979, dass im Freistaat ein "gewohnheitsrechtliches Züchtigungsrecht" bestehe. Offiziell wurde hier die Prügelstrafe erst 1980 abgeschafft." (Donaukurier)
Was mache ich denn, wenn ich noch 1986 unter einem sadistischen Fremdsprachenlehrer an einem Bamberger Gymnasium zu leiden hatte, der mir noch heute in Alpträumen erscheint? Damals reihenweise verängstigte, bettnässende Schüler, die unter seiner psychischen Folter gelitten haben. Leider gibt es da keinen Bischof, dem ich jetzt die Schuld dafür geben kann ...