Wo der "Samt" auf die A-Säule kommt

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Wegen der Optik, und um Knarzgeräusche zu verhindern, werden Innenschalen von Motorradhelmen beflockt. Hier sprüht ein Mitarbeiter den Klebstoff auf. Foto: Ronald Rinklef
Wegen der Optik, und um Knarzgeräusche zu verhindern, werden Innenschalen von Motorradhelmen beflockt. Hier sprüht ein Mitarbeiter den Klebstoff auf. Foto: Ronald Rinklef
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Vom 2,5-Meter-Caravan-Teil bis zur Einlage im Schmuck-Fingerring veredelt Schuster Beflockungen in Ampferbach Oberflächen.

Es wirbelt und fliegt im vorderen, verglasten Teil der Fertigungsstraße. An Klammern schweben Styropor-Innenschalen für Motorradhelme durch den Sturm. Noch sind die Innenseiten feucht und glänzend vom schwarzen Klebstoff. Einige Meter weiter werden sie eine samtige Oberfläche bekommen haben.

Vor rund 3000 Jahren soll in China die Urform der Beflockung erfunden worden sein. Auf textile Trägermaterialien wurde ein Harzleim aufgebracht, auf den anschließend Naturfasern gestreut wurden. Die Verschönerung und optische Aufwertung von Gegenständen war der Ursprung dieser Methode.


Elektrostatisch aufgeladen

Heutzutage werden Klebstoff und Fasern aus Polyester, Polyamid oder Viskose verwendet. Elektrostatische Aufladung während des Beflockungvorgangs bewirkt, dass die Fasern senkrecht auf dem Untergrund stehen bleiben. "Bis zu sechs Millimetern Länge geht das", sagt Roberto Schuster. "Europaweit gibt es etwa 30 bis 35 Firmen, die das machen, was wir machen. 95 Prozent davon arbeiten sehr automobillastig."



Flockfasern halten auf allen Untergründen - außer auf silikonhaltigen. Und so ziemlich alles, was diese Art der Oberflächenveredelung zulässt, wird in Ampferbach bei Schuster Beflockungstechnik behandelt.

Darauf sind nicht nur der Firmengründer und seine Ehefrau, die zweite Geschäftsführerin, sondern auch die 25 Mitarbeiter stolz: "Vergleichbar mit uns ist eigentlich niemand. Weil wir eine so große Bandbreite haben. Auch wenn ein Kunde mit einem sehr ungewöhnlichen Wunsch kommt, schauen wir, was sich machen lässt."


1,5 Millionen - oder Einzelstücke

Schon längst setzt die Autoindustrie auf beflockte Teile in den Innenräumen der Karosserien. "Was vorher mit Stoff bezogen war oder als blankes Kunststoffteil daherkam, wird nun mit Flockfasern veredelt. Generell kann man sagen, je hochwertiger und teurer ein Automobil ist, desto mehr beflockte Teile befinden sich darin.

Das können zum Beispiel Innenraumkomponenten in einer Stückzahl von 1,5 Millionen jährlich sein, die unsere Fertigungsstraße durchlaufen, oder kleine Chargen, bis hin zu Einzelstücken, die manuell bearbeitet werden."

Ein Produkt, das weltweit bislang einmalig ist, hat die Firma vor nicht allzu langer Zeit auf den Markt gebracht: schallschluckende Leuchten (zum Beispiel für Großraumbüros, Konferenzräume oder Veranstaltungssäle).

Die Idee stammt von einer belgischen Firma, die einen speziellen Schaumstoff, der in der Akustikbranche für die Schalldämmung verwendet wird, herstellt. Er wird in Leuchten verwandelt, denen in Ampferbach mit der Beflockung das "Finish" verpasst wird.

"Der Klebstoff wurde speziell für dieses Material entwickelt. Er beeinträchtigt die Schallschutzeigenschaften nicht. Alle Vorgaben für die Brandschutzklasse 1 sind erfüllt. Dass heißt, dass die Leuchten auch in öffentlichen Räumen eingesetzt werden können."


Drachenfinger mit bunten Spitzen

"Den Vertrieb übernimmt unserer Partner in Belgien", erläutert Roberto Schuster, der nicht zuletzt durch diese Kooperation auf das Thema Akkustik-Elemente an sich aufmerksam wurde. "Das ist ein Markt, in dem ich große Chancen sehen."

Zweckmäßig muss es sein. Aber gut aussehen soll es auch. Wann immer es möglich ist, wird in Ampferbach versucht, beides zu kombinieren. Das fällt schon in den Büroräumen im ersten Stock des Gebäudes auf, in denen bis 1975 Kinder die Schulbank drückten. Dort steht das eine oder andere dekorative und doch funktionelle Teil.

Sogar mit Pflanzen hat der Firmenchef experimentiert. An vielen Stellen stehen bunte Töpfe mit "Drachenfingern", denen es nichts ausmacht, dass ihre Spitzen einen farbigen Überzug haben. "Die haben wir zum Jubiläum gemacht", sagt Schuster.