Am 10. Oktober begeht Alt-Erzbischof Karl Braun den 60. Jahrestag seiner Priesterweihe. Er wohnt eher zurückgezogen im Bamberger Stadtteil Wildensorg.
                           
          
           
   
          Auf den ersten Blick ist es schon verblüffend, wie Karl Braun in Zeiten der Kirchenkrise und -skandale zu so einer Prophezeiung kommt: "Wir schreiten als Hoffnungsträger in eine absolut gute Zukunft - sie heißt Jesus Christus." Dieser Satz steht auf dem Gedenkbildchen, das der Bamberger Alt-Erzbischof anlässlich seines 60. Priesterjubiläums anfertigen ließ. Am 10. Oktober 1958 wurde er in der römischen Kirche S.Ignazio zum Priester geweiht.
       
Wer den heute 87-jährigen Kirchenmann näher kennt, weiß jedoch sehr gut, dass seine Zukunftsvision die Conclusio eines wetterfesten Priesterlebens ist. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt Karl Braun dankbar zurück auf all die Jahrzehnte, in denen trotz Anfechtungen sein Glauben an Gott unerschütterlich geblieben ist. "Aufschauen zum gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus" ist für den Alt-Erzbischof ein Leitmotiv auf einem "Weg durch die Wüste, in der uns der Herr nicht zugrunde gehen lässt".
Durch und durch christusbegeistert ist der Emeritus, der sich lächelnd als "Eremit von Wildensorg" bezeichnet. Tatsächlich lebt Karl Braun eher zurückgezogen in seinem Haus. Doch nicht abgeschottet von den Geschehnissen in Kirche und Welt, die er bei völliger geistiger Frische aufmerksam verfolgt. Und mit ins Gebet nimmt, um dieser "religiös wort- und klanglos gewordenen Welt, in der das sogenannte christliche Abendland kaum mehr als eine verblasste Wunschvorstellung ist" eine himmelwärts gerichtete Melodie zu geben. Eine Melodie allerdings, die nicht mit abgehobenen Sphärenklängen daherkommt: "Wir brauchen kein pomadiges Christentum!", sagt der alte Herr nachdrücklich. "Glauben bezeugen und missionarisch wirken" sei ein Gebot der Stunde, das "die Gemeinschaft der Gläubigen" beherzigen müsse. Also Priester wie Laien. 
      Von der Last des Zölibats  
In seinen aktiven Jahren als Bischof von Eichstätt (1984-1995) und Erzbischof von Bamberg (1995-2001) war es für Karl Braun ein besonderes Anliegen, seine priesterlichen Mitbrüder zu begleiten und zu stärken, "damit sie bei Christus bleiben können". Der Emeritus ist Realist genug geblieben, um die mögliche Last des Zölibats zu sehen. Doch er sagt auch, dass derjenige, der beim Wort Einsamkeit nur an trostlose Verlassenheit denke, noch nicht erfahren habe, dass "christliche Einsamkeit eine besondere Verbundenheit mit Gott und eine besondere Nähe zu den Menschen schenkt". Gleichwohl wisse er sehr wohl, dass es Mut brauche, "in diese Einsamkeit mit Gott zu gehen".
Diesen Mut hat der gebürtige Allgäuer nun 60 Jahre lang bewiesen. Mut, sich dem im Laufe der modernen Zeiten gewandelten Priesterbild vom unantastbaren Hochwürden zum geerdeten Mann zu stellen. Auch den Mut, als Bischof kritische Anwürfe und oberflächliche Etikettierungen wie "erzkonservativ" auszuhalten. Und zwar stets liebenswürdig, sein Gegenüber wertschätzend, geradlinig und grundsatztreu.
Am Sonntag, 14. Oktober, feiert Alt-Erzbischof Karl Braun um 15 Uhr einen Dankgottesdienst im Dom. Die Predigt hält sein Nachfolger, Erzbischof Ludwig Schick. Im Anschluss an den Gottesdienst besteht im Domkreuzgang für alle die Möglichkeit zur Gratulation. Auf dem Domplatz ist das Parken bis 18 Uhr erlaubt.