Wer öffnet für uns sein Poesiealbum und erzählt uns dazu Geschichten von Freundschaften?
Von blühenden Rosen und welkenden Nelken ist die Rede. Von immergrüner Freundschaft. So manche Verse-Schmiedin hatte woanders "abgeschrieben" und längst nicht immer waren die, die schriftlich innige Vertrautheit beschworen, auch die, mit denen man außerhalb des Klassenzimmers hätte Zeit verbringen mögen. Dennoch - ein Sprüchlein hineinsetzen durften diese Mitschülerinnen.
Bei einem Blick ins Poesiealbum werden Jahrzehnte später noch Erinnerungen wach an die Netten und die Hilfsbereiten, die Hochnäsigen und die Fiesen.
Zum "Tag der Freundschaft"
Der "Tag der Freundschaft" ist erst am 29. Juli. Aber schon jetzt fragen wir: Lassen Sie, liebe Bambergerinnen und Landkreisbewohnerinnen, uns einen Blick in Ihr Poesiealbum werfen? Und sollte ein Mann im Besitz einer solchen Weisheiten-Sammlung aus Schülerzeiten sein - umso besser!
Vielleicht erzählt uns auch jemand die Geschichte einer Freundschaft, die heute noch besteht oder die unter besonderen Umständen in die Brüche gegangen ist - was auch immer erwähnenswert erscheint, nach einem Blick in das möglicherweise vorher schon lange nicht mehr zur Hand genommene Büchlein.
Wir suchen Alben von Besitzerinnen aller Altersstufen, die bereit sind, mit uns ein bisschen über ihre Erinnerungen zu plaudern.
Bitte keine Freundschaftsbücher!
Was wir nicht gebrauchen können, sind sogenannte Freundschaftsbücher, in denen meistens phantasielos standardisiert vorgedruckte Fragen zu Leibspeise, Körpergröße und Lieblingsfilm beantwortet werden.
Diese oft nach (vorgeblichen) Buben- und Mädcheninteressen grafisch unterschiedlich gestalteten Abfrage-Listen kursieren ja heutzutage schon in Kindergärten.
Hier anmelden:
Wer mitmachen möchte, kann uns bis Anfang Juli eine E-Mail unter redaktion.bamberg@infranken.de schreiben oder einen Brief an Fränkischer Tag, Lokalredaktion, Augustenstraße 2a, 96047 Bamberg.
Bitte eine Telefonnummer angeben für den Rückruf und schon kurz schildern, was das Spezielle am eigenen Poesiealbum ist und welche Erinnerungen mit bestimmten Einträgen verbunden sind.
Hallo Frau Christofzik, mein eigenes Poesiealbum ist leider verschwunden, aber ich besitze das Album meiner Mutter die eine klösterliche Internatsschule besuchte und vor wenigen Tagen 101 Jahre alt geworden wäre. Die Einträge sind in gestochener Schönschrift und entsprechend sittsam formuliert. Vor 50 Jahren, als mein Mann nach seinem Studium Lehrer an einer Grudnschule im Landkreis Bamberg war, übertrug er mir gelegentlich die ehrenvolle Aufgabe, für ihn in die Alben seiner Schülerinnen zu schreiben. Bei der Gelegenheit habe ich immer die Sprüche interessiert gelesen. Zwei davon sind mir unvergesslich geblieben. "Liebe Erika, sei schlau! Werde niemals eine Frau! Vor der Hochzeit pflügst (sic) Du Rosen, nach der Hochzeit stopfst Du Hosen.! Deine Dich liebende Mutter" und "Susi, lerne Mensche kennen! Menschen sind veränderlich! Die Dich heute Freunde nennen, schimpfen morgen über Dich! Deine Freundin Gisela. Ich hoffe für Erika, dass sie eine Frau geworden ist, die Rosen pflückt und Besseres zu tun hat als Hosen zu stopfen, und für Susi, dass sie viele Freunde gefunden hat, die nicht über sie schimpfen. Ihnen viel Erfolg mit diesem Projekt - ich bin gespannt auf das Ergebnis.
Freundliche Grüße Renate Steinhorst, Tocklergasse 9, 96052 Bamberg, Tel. 69311