Geteilte Hoffnung ist doppelte Hoffnung. Oder: Warum das Nicht-Gewinnen in einer Tippgemeinschaft mehr Spaß macht.
In die Regnitz hat sich noch niemand gestürzt. Doch nicht wegen eines Lottoscheins! Aber zu einer Geißelung wäre es beinahe gekommen. Sie scheiterte lediglich am Nichtvorhandensein des Selbstbestrafungsinstruments.
Die Hoffnung lebt. Von Samstag bis Mittwoch bis Samstag bis Mittwoch bis Samstag... Seit mehr als zehn (beziehungsweise acht) Jahren gibt es in der Lokalredaktion zwei Tippgemeinschaften. Warum also in die Ferne schweifen, wenn man für eine Geschichte zum Lotto-Jubiläum nicht mal zum Telefonhörer greifen muss?
Bei uns füttert niemand ein Sparschwein mit Geld, mit dem die Einsätze bestritten werden. Wir spielen auch nicht online, sondern die Lotto-Beauftragte trägt alle fünf Wochen die beiden Scheine zur Annahmestelle und die ganze Verantwortung auf ihren Schultern - hat aber auch das hundertprozentige Vertrauen der Kollegen.
Garantiert nicht nach Mallorca
Das liebe Geld. Wir würden es gern gewinnen - und geben es doch immer wieder für den nächsten Einsatz aus. Wenn, ja wenn, die Million(en) mal nicht nur an andere Tipper gehen, werden wir garantiert nicht zu dritt beziehungsweise zu zweit zum Ballermann aufbrechen, um die Kohle auf den Kopf zu hauen.
So weit wären wir mit den 777 Euro, dem höchsten Gewinn, den die Dreier-Tippgemeinschaft jemals erzielt hat, auch nicht gekommen. Eine Woche Brombachsee. Dafür hätte es vielleicht gereicht.
Das Beste am Lottospielen ist das Phantasieren und Ausmalen. Wie hat es die "Lotto-Fee" Franziska Reichenbacher formuliert: den Fuß in der Tür zum Glück haben. Allein das ist beinahe den Einsatz wert.
Was zählt schon Vernunft? Wie oft haben wir uns gefragt, wieviel Geld schon beisammen wäre, trügen wir es nicht regelmäßig zur Annahmestelle.
Wir hätten aber auch weniger Grund zum Herumspinnen. Kein Gespräch über Lotto vergeht (aber nur, wenn kein Publikum da ist) ohne die Ankündigung "Wenn wir die Millionen gewinnen - natürlich erst, wenn sie auf einem Konto eingegangen sind - haken wir uns alle unter und dann..." Den Rest können wir hier leider nicht verraten.
Resignieren im Rudel
Resignieren im Rudel ist doch was Schönes. Einfach mit einem Schmunzeln oder mit einer sarkastischen Bemerkung darüber hinweggehen, dass weiterhin Alltagstrott angesagt ist. Aber es gibt ja den nächsten Samstag, Mittwoch, Samstag...
Vorausgesetzt, die Lotto-Beauftragte ist auf der Hut und erneuert die Teilnahmescheine rechtzeitig. Es ist in der Dreier-Runde zweimal und in der Zweier-Gemeinschaft (die auch ein Trio war, bis eine Kollegin ausstieg) nur einmal passiert, dass es hieß: "Himmel! Hoffentlich gewinnen diesmal nicht ausgerechnet unsere Zahlen".
Man sollte eben nicht auf den letzten Drücker, sprich am letztmöglichen Tag (an einem Mittwoch) erst um 17.40 Uhr in einer sonst niemals angesteuerten Lottoannahmestelle mit den Scheinen aufkreuzen, nach dem Einlesen derselben mitgeteilt bekommen, dass man hier nicht mit EC-Karte bezahlen kann und dann panisch in die nächstgelegene Tankstelle hetzen.
Man sollte auch dort das Warten in der Schlange einkalkulieren und nicht im Stapel der abzugebenden Spielscheine die der Tippgemeinschaften unter zwei privaten einsortieren. Die privaten haben die Gerade-noch-vor-18-Uhr-Hürde genommen, die Gemeinschaftsscheine ...oh, oh, oh!
Da hilft nur Beichten
Da hilft nur Beichten. Und notfalls mit dem eigenen Vermögen haften. Der Haftungsfall ist einmal tatsächlich eingetreten. 4,25 Euro, die Hälfte eines 8,50-Euro-Gewinns der Zweier-Gemeinschaft, waren zu ersetzen.
Das aber nagt weniger an der Tippgemeinschaftsvorstands-Ehre, als der Mini-GAU vor einiger Zeit, als zum Jahreswechsel die Originalscheine getauscht werden mussten, weil zukünftig nur noch neue gültig waren.
Da sucht man (rechtzeitig!) neue Ankreuz-Zettel mit Endnummern heraus, bei denen wenigstens die zwei letzten Ziffern mit denen auf dem dann ungültig werdenden Schein übereinstimmen.
Zu rechtzeitig! Hätten wir die zwei Wochen bis Jahresende noch mit dem alten Schein gespielt, hätte es tatsächlich erneut für eine Woche Brombachsee gereicht. Oder jeder von uns Dreien hätte 259 Euro mehr für Weihnachtsgeschenke im Portemonaie gehabt.
Wegen einer solch geringen Summe bleibt man jedoch dem Wasser der Regnitz fern. Aber falls eine Geißel zur Hand gewesen wäre...