Am Sonntag findet in Mürsbach der 23. Pferdemarkt statt. Ein besonderes Highlight des Show-Programms ist der Linedance mit Pferd. Schon am Samstagabend steigt ein bunter Abend mit live Musik.
Boy ist in seinem Element. Keine Spur von Liebeskummer oder gebrochenem Herzen. Im Gegenteil. Er ist kaum zu halten und scheint den Ryhtmus der Tänzer in seinen Hufen aufzunehmen. Da stört es ihn nicht einmal, dass Stars und Stripes über ihm kreisen und dann im Galopp an ihm entlang flattern. Stefan Schmittlutz nickt zufrieden, die elf Tänzerinnen lächeln, hochkonzentriert. Moderatorin Kerstin Hofmann hat "Achy breaky heart" nun auch schon perfekt in den Füßen und Reiterin Monika Schrattenberger ihren "Boy" hundertprozentig im Griff. Die Hauptnummer des Programms steht!
Denn der Countdown läuft. Bis Samstag muss alles stehen: Das Zelt, die Bänke und bis Sonntag natürlich auch das Show-Programm. Der Reiterhof Schmittlutz ist zum Bienenhaus mutiert. So stellt es sich jedenfalls für den Außenstehenden dar.
In all dem hektischen Treiben sind zwei dennoch die ruhenden Pole: Stefan und Anita Schmittlutz, die Macher der Pferdemarktes. "Was bleibt uns anderes, als ruhig zu bleiben", zeigt sich Stefan Schmittlutz ganz pragmatisch. Zu 97 Prozent muss jetzt sowieso alles in trockenen Tüchern sein.
Seit annähernd einem Jahr laufen die Vorbereitungen. Denn am Hof gibt es eine ganz eigene Zeitrechnung: Vor dem Pferdemarkt und nach dem Pferdemarkt, und das ist dann aber auch schon wieder vor dem nächsten Pferdemarkt. Wobei der von jedem nur das Fest genannt wird.
Immer was Besonderes Und jedes Jahr lässt man sich eine ganz besondere Attraktion fürs Fest einfallen, merkt Anita Schmittlutz dazu an: In diesem Jahr wird es eine Nummer beim Rahmenprogramm sein, die für Aufsehen sorgt: Ein Linedance mit Pferd...
Aber zurück zum Markt.
Den hat Seniorchef Franz Schmittlutz vor nunmehr 23 Jahren ins Leben gerufen und seitdem findet das Fest immer an einem festen Tag statt, "damit sich die Leute das auch merken können", erklärt Sohn Stefan, der mit dem Hof auch dessen Traditionen übernommen hat und weiterpflegt. Deswegen wird das Fest weiterhin immer am Muttertag steigen. Und damit an diesem Sonntag, dem 12. Mai.
Händler und Privatpersonen können dabei ihre Pferde und Ponys zum Verkauf anbieten, auf dem Reitplatz und in der Halle vorführen und ausprobieren lassen. "Bei uns wechseln immer etliche Tiere den Besitzer," stellt Anita Schmittlutz zufrieden fest.
Und weil zu einem echten Pferdemarkt auch Stände mit Zubehör und weiteren Artikeln rund ums Pferd gehören, macht sich eine Vielzahl am Hof breit. "Die meisten sind mittlerweile Stammgäste", weiß Stefan Schmittlutz, der praktisch mit dem Fest groß geworden ist.
Deshalb bedeute es wohl schon ein Mehr an Verantwortung und Arbeit, das Fest selbst vorzubereiten. Aber in vieles seien er und seine Frau praktisch hineingewachsen. Und auch die beiden Töchter Mia und Eva sind bereits eingebunden. Ebenso wie deren Cousinen Lea und Jule.
Sie machen mit bei den Reitvorführungen des Show-Programms, das Anita Schmittlutz gemeinsam mit ihrer Schwägerin Sibylle Scheer immer in monatelanger Vorbereitung zur Vorführungsreife bringen. Sibylle Scheers Mann Thomas hilft selbstverständlich wie seit Jahrzehnten hinter den Kulissen mit. Nur der dreijährige Paul ist aus Sicherheitsgründen bei Freunden untergebracht, verrät dessen Mama Sibylle.
Unauffällig im Einsatz Franz und Eugenie Schmittlutz haben sich als offizielle Macher war zurückgezogen, packen aber selbstverständlich weiter mit an, an der Kuchenfront und bei der Betreuung
der Marktbeschicker, oder wo sonst unauffälliger Einsatz erforderlich ist.
Am Samstag vor dem Fest hat der Hof traditionell Kutschenfahrer zu Gast. Die begeben sich dann auf Tour durch den traumhaft schönen Itzgrund auf eine etwa 25 Kilometer lange Strecke. Die hat Thomas Scheer zuvor mit den beiden Kaltblütern Paul und Gustl erkundet. In diesem Jahr freuen sich alle auf die Teilnahme eines alten Bekannten: Thomas Keßler, der in Mürsbach lange Jahre Pfarrer war und bei Familie Schmittlutz die Liebe zu Pferden und das Kutsche Fahren entdeckt hat. Er kommt mit seinen Haflingern aus Bad Kissingen angereist. Abends nach der Fahrt ist übrigens ein großer Festabend mit Live Musik und Sau am Spieß, zu dem jeder kommen darf.
Das gilt natürlich auch fürs Fest, das die Besucher meist zu Hunderten ins Itzgrund-Golddorf führt.
Deshalb sind auch alle Hände der Pferdeleute gefragt, die ihre Tiere am Hof stehen
haben. Im Schau-Programm sind sie ebenso gefragt wie am Grill, bei den Getränken, beim Spülen oder an der Kuchentheke. Bis dahin haben Stefan und Anita Schmittlutz noch jede Menge kleinere Posten auf ihrer großen Checkliste abzuarbeiten, während der 24-jährige Boy es ganz ruhig angehen lassen kann, bis für ihn dann wieder "Achy breaky heart" erklingt...