Wenn Flüchtlinge aus Bamberg abgeschoben werden

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Bei drei bis vier Wochen liegt die derzeitige Aufenthaltsdauer in der Ankunfts- und Rückführungseinrichtung in Bamberg. Danach wird abgeschoben oder freiwillig zurückgereist. Foto: Ronald Rinklef
Bei drei bis vier Wochen liegt die derzeitige Aufenthaltsdauer in der Ankunfts- und Rückführungseinrichtung in Bamberg. Danach wird abgeschoben oder freiwillig zurückgereist.  Foto: Ronald Rinklef

Seit Mitte September arbeitet das Ankunfts- und Rückführungszentrum in Bamberg, seitdem wächst die Zahl der Abschiebungen und freiwilligen Rückreisen beständig. Stimmt es, was behauptet wird, dass Flüchtlinge vom Staat Geld bekommen, wenn sie Deutschland freiwillig verlassen?

Seit Mitte September arbeitet das Ankunfts- und Rückführungszentrum in Bamberg, seitdem wächst die Zahl der Abschiebungen und freiwilligen Rückreisen. Stimmt es, was behauptet wird, dass Flüchtlinge vom Staat Geld bekommen, wenn sie Deutschland freiwillig verlassen? Dies war eine von vielen Fragen, die Bamberger Stadträte von Jakob Daubner wissen wollten. Der Mitarbeiter der Regierung von Oberfranken gab in der Sitzung des Stadtrats am Mittwoch einen Kurzbericht über den Stand der Dinge im so genannten Balkanzentrum.

Fakt ist: Die Frequenz der Flüchtlinge in der Aufnahmeinrichtung hat sich planmäßig nach oben entwickelt, was sich in der steigenden Zahl von jetzt 73 Abschiebungen und 365 freiwilligen Rückreisen widerspiegelt. Am 11. November beispielsweise lebten nach Angaben der Stadt 640 Migranten in den ehemaligen US-Wohnblocks an der Pödeldorfer Straße. Zwei Wochen später waren es nur noch 440, eine Momentaufnahme, die aber zeigt, dass die erhoffte Beschleunigung der Asylverfahren tatsächlich stattfindet. Drei bis vier Wochen betrage die durchschnittliche Aufenthaltsdauer, sagte Daubner.


Kurzfristige Zuweisungen

Damit ist die Aufnahmeeinrichtung in Bamberg noch weit von ihrer maximalen Aufnahmekapazität entfernt. Doch die Zuweisungen von Menschen erfolgen kurzfristig und teilweise auch überraschend.
Wie es hieß, liegt die maximale Unterbringungskapazität derzeit bei 1200 Menschen in sechs Wohngebäuden. Ein zweites Verwaltungsgebäude stehe vor dem Ausbau.

Gute Nachrichten für die Flüchtlinge und ihre Helfer: Die Eröffnung einer Kleiderkammer im Balkanzentrum ist für nächste Woche geplant, eine Forderung der Hilfsorganisation "Freund statt fremd" wird damit erfüllt. Eine bereits bestehende Kleiderkammer von "Freund statt fremd" in der Stadt platzt seit langem aus allen Nähten und erfreut sich hohen Zuspruchs: "Man muss sich vor Augen halten: Viele Kinder kommen sogar barfuß. Die brauchen alles", sagt GAL-Stadträtin Petra Friedrich.


Geld nur für die Reisekosten

Die Frage von FW-Stadtrat Dieter Weinsheimer nach Geldanreizen im Falle einer freiwilligen Rückreise verneinte Daubner. Wenn sich die Flüchtlinge in Bamberg entschließen, freiwillig zurückzureisen, wozu die Behörden raten, erhalten sie ausschließlich die Kosten für das Bus- oder das Flugzeugticket erstattet, sagte der Mann von der Regierung. Einen finanziellen Rückreiseanreiz gebe es nicht. Eine Nachfrage in Bayreuth ergab allerdings. Flüchtlinge die schon vor 2015 nach Deutschland kamen, erhalten eine Aufwandspauschale.

Wesentlich teurer und vor allem personalintensiver als freiwillige Rückreisen sind Abschiebungen. Da es keine Vorab-Ankündigungen gibt, werden die betroffenen Flüchtlinge erst am frühen Morgen darüber informiert, dass sie unmittelbar danach in ihre Heimat zurückgebracht werden sollen. In einem ersten Schritt reisen die Flüchtlinge mit dem Bus nach München, wo sie von der Bundespolizei zum Flieger gebracht werden. Um sicher zu stellen, dass die abgelehnten Asylbewerber tatsächlich in ihrer Heimat ankommen, werden sie bei der Abschiebung immer von Polizisten, teils auch von ärztlichem Personal begleitet. Was kosten Abschiebungen? Laut einem Bericht von Zeit Online sind die Summen enorm. So warf, um nur ein Beispiel zu nennen, ein Charterflug im Juni 2014 ins Kosovo mit 44 Abzuschiebenden und 70 Begleitpersonen Gesamtkosten 152 000 Euro auf.


Sozialberater auf Halbtagsbasis

Auch im dritten Monat des Bestehens steckt die Asylsozialberatung im Balkanzentrum noch in den Kinderschuhen. Wie im Stadtrat deutlich wurde, kümmert sich derzeit ein einziger Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt um die soziale Betreuung von Hunderten wechselnden Flüchtlinge. Und auch diese Kraft ist nur halbtags beschäftigt. Freilich soll das kein Dauerzustand sein. Wie es auf Anfrage hieß, soll die "niederschwellige Sozialberatung" deutlich ausgebaut werden. Das hatten Sozialministerin Müller und Innenminister Herrmann freilich bereits im August versprochen.
Bambergs Sozialreferent Ralf Haupt widersprach im Stadtrat der vielfach zu hörenden Behauptung, rund um die große Flüchtlingsunterkunft hätten Kriminaldelikte zugenommen. "Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Balkanzentrum und höherer Kriminalität", sagte Haupt vor den Stadträten.