Wenn ein Strafzettel den Spielplatzbesuch vermiest

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Unwissenheit schützt nicht vor Strafe - auf der Erbainsel werden Knöllchen verteilt. Fotos: Ronald Rinklef
Unwissenheit schützt nicht vor Strafe - auf der Erbainsel werden Knöllchen verteilt. Fotos: Ronald Rinklef
Fotos: Ronald Rinklef
Fotos: Ronald Rinklef
 
 
 

Der Spielplatz auf der Erbainsel zieht viele Familien an. Jedoch haben einige Probleme mit den dortigen Parkregelungen - und wundern sich über Strafzettel.

Der Spielplatz auf der Erbainsel ist seit der Landesgartenschau einer der schönsten in Bamberg und entsprechend beliebt bei Kindern, Eltern und ganzen Krabbelgruppen. Wie lang man allerdings in den nahen Parkbuchten an Spinnerei/Weberei stehen darf, nämlich eine Stunde mit Parkscheibe, wissen viele Besucher nicht - bis zum ersten Strafzettel. "Einer Freundin und mir ging das auch schon mal so. Haben beide beim Reinfahren das Schild nicht gesehen", ärgert sich Christina Rausch, die seit dieser Erfahrung den Spielplatz auf der Erbainsel gemieden hat. "Eine Stunde ist ein Witz, wenn man mit seinen Kindern einen Spielplatz besucht. Und für einen Spielplatzbesuch ein Parkhaus zu bezahlen, seh' ich nicht ein."


Schilderwald eindämmen

Bei der Stadt Bamberg kann man die Aufregung nicht ganz verstehen. "Es handelt sich hier eigentlich um eine Anliegerstraße für Bewohner, Studenten und Professoren", erklärt Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar. "Parkverbotszonen haben wir in Bamberg an mindestens zehn Stellen und sie sind auch im Straßenverkehrsrecht absolut so vorgesehen."
Diese Zonen würden auch dazu beitragen, den Schilderwald nicht noch wachsen zu lassen und zentrale Bereiche mit besonders schützenswerter städtebaulicher Substanz wie am Domberg von Verkehrszeichen möglichst freizuhalten. Auf der Erbainsel gebe es "auch keine Unmenge an Strafzetteln" und nur sehr vereinzelte Beschwerden. "Wenn auf Schildern die zulässige Geschwindigkeit begrenzt ist, sehen das die meisten. Beim Parken ist das leider oft etwas anderes." Zudem gelte die Parkregelung auf der Erbainsel so schon seit 2012.
"Das ist total schlecht ausgeschildert", findet hingegen Diana Stahl aus Debring. "Man wird nicht richtig informiert", schließt sich Simone Böhm an. Die beiden sind wie zahlreiche andere Eltern mit ihren Kindern an diesem Nachmittag mit dem Auto zur Erbainsel gefahren, darunter auch einige mit Strafzettelerfahrung. Eine andere hat "mal auf Verdacht 'ne Scheibe reingelegt, aber wie lang das hier gilt, weiß ich auch nicht". Ein Betroffener, der Widerspruch eingelegt hat, erhielt von der Bußgeldstelle zur Antwort, dass die Beschilderung "zu Beginn eines solchen Zonenhalteverbotes an allen Zufahrtswegen gut erkennbar beschildert" sei.
Das stimmt tatsächlich, nach der Erbabrücke (An der Spinnerei), weist ein Schild auf die Regelung hin. Allerdings wird dieses Schild dort nur von wenigen wahrgenommen oder nicht auf die zum Teil weit entfernt liegenden Parkbuchten bezogen. Durch die Einrichtung von Zonenhalteverboten soll eine großräumige Parkregelung unter Einsparung zahlreicher Verkehrszeichen ermöglicht werden. Es gehe also um eine Eindämmung des Schilderwaldes. "Ein blödes Argument", findet Dominik Kraus, der ebenfalls mit seinem Sohn auf der Erbainsel unterwegs ist. "Es müsste schon klar zu erkennen sein, wie lang man in den Parkbuchten stehen darf."


"Keine Zeit zum Schauen"

Auch bei Facebook entspinnt sich schnell eine rege Diskussion um die Parkmöglichkeiten. "Ich fahre da einfach mit meinen Kinder nicht mehr hin! Wenn die Stadt Bamberg meint, von den Eltern das Geld so rausholen zu wollen, Bitteschön! Es gibt genug familienfreundliche Spielplätze mit kostenlosen Parkplätzen", schreibt Kaja V. "So wie es gemacht ist, ist es ein Witz", findet Andreas E. "Ein Kilometer vorher eine Parkverbotszone mit Parkscheibenschild. Dann klebt dir einer an der Stoßstange. Da bleibt dir a) keine Zeit zum Schauen und b) hinten hast du es eh vergessen."



Infos zu Zonenhalteverboten

Geltungsbereich
Zonenhaltverbote gibt es in Bamberg unte anderem in folgenden Straßen: Adalbert-Stifter-Str./Eichendorffstraße, Domstraße, St.-Getreu-Straße, Ottobrunnen/Frutolfstraße, Hain/Hollergraben, Schweinfurter Straße, Starkenfeldstraße (bei Sparkasse) und Zollnergäßchen.

Schildervermeidung Gemäß Paragraf 45 Absatz 9 der Straßenverkehrsordnung "sind Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen nur dort anzuordnen, wo dies auf Grund der besonderen Umstände zwingend erforderlich ist". Hierzu wurde bereits 2014 von Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann die Aktion "Licht in den Schilderwald" gestartet.

Anforderungen Die Anordnung einer Zonenbeschilderung wird somit dem bayerischen Verkehrssicherheitsprogramm gerecht, wenn "durch weniger Verkehrszeichen dennoch eine klare verständliche Regelung getroffen und somit einer Überbeschilderung entgegengewirkt wird". red


Frust statt Schilderwald

KOMMENTAR von Stefan Fößel
Rein rechtlich gibt es nichts zu beanstanden an der Beschilderung an der Spinnerei. Ein Schild an der Zufahrt verrät, dass hier eine Stunde geparkt werden darf. Wer hier wohnt, der weiß das auch.
Nun ist die Erbainsel aber mehr als ein reines Wohngebiet, sie lockt Spaziergänger und nicht zuletzt Familien mit ihrem herrlichen Spielplatz. Die nehmen das Schild an der Zufahrt nicht wahr. Dass die wenigen Parkplätze nur bedingt für diese Besucher gedacht sind, verrät die kurze erlaubte Parkzeit. Wer mit Kindern extra zu einem Spielplatz fährt, will dort meist länger als eine Stunde bleiben (und keinen teuren Parkhaustarif zahlen).
Freilich können in einer Stadt wie Bamberg nicht überall und für jeden kostenlose Parkplätze zur Verfügung stehen. Doch ist es eine recht unglückliche Konstellation, wenn viele Besucher dieses schönen Stücks Bambergs erst durch einen Strafzettel erfahren, wie lange sie hätten parken dürfen. "Klar und verständlich", wie es das Verkehrssicherheitsprogramm fordert, ist das nicht. Ein oder zwei Verkehrszeichen mehr würden den Schilderwald bestimmt nicht zum Dschungel wachsen lassen. Aber sie würden manchen Strafzettel verhindern.

Diskussion
"Einmal zahlt fast jeder, bis er das Schild entdeckt"

Bamberg — Eine Facebook-Umfrage zeigt schnell, dass es auch weitere Halteverbote gibt, die für viele nicht so leicht zu erkennen sind.
"Ganz versteckt ist das Zonenparkverbotsschild, wenn man zum Faltbootclub fährt", schreibt Ulrike F. in der Gruppe "Bamberg - Fragen und Antworten". "Da steht nur eines vorne an der Straße, wenn man vom Regensburger Ring in die Anna-Maria-Junius-Straße fährt (meiner Meinung nach auch noch zu hoch angebracht). Nur da vorne guckt kaum jemand, der ganz hinten einen Parkplatz sucht... Abzocke pur! Einmal zahlt hier fast jeder, bis er dann nach langem Suchen das Schild entdeckt."
"Ich hatte vor ein paar Monaten eine heftige Diskussion mit dem PÜD, weil die Schilder, die die Parkplätze in der Hainstraße auf Höhe der Hausnummer 10 als Anwohnerparkplätze ausgewiesen hatten, in Richtung Fahrbahn gezeigt haben und nicht so gedreht waren, dass man sie gut erkennen konnte. Diese Parkplätze sind nämlich normalerweise für alle da und ich hatte auch einen Parkschein ins Auto gelegt.
Ich hab' einen Strafzettel bekommen und mich gewundert und dann erst das Schild gesehen, das wirklich sehr ungünstig aufgestellt wurde", schreibt Julia B.
Enrico S. sieht das Versäumnis nicht bei der Stadt: "Es ist schon komisch! Man lernt in der Fahrschule, dass man beim Einfahren in eine Straße nach Verkehrszeichen schauen muss. Diese Parkzonen gibt es schon seit Jahren in den Städten. Da aber der gesamte Fahrstil in diesem Land nur noch auf schnell schnell ausgelegt ist, ist es kein Wunder, dass nicht mehr nach Verkehrszeichen geschaut wird!"